Gladbeck. Viele Gladbecker melden der Verwaltung und Polizei Verletzungen der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Ein Thema: Ansammlungen.

Mit mehr als 500 Beschwerden, Hinweisen und auch Anfragen in Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie haben sich die Gladbecker bislang an die Stadtverwaltung gewandt. Dazu nutzten sie alle verfügbaren Kanäle.

Gladbeck: Bürger nutzen die Gladbeck-App, die Corona-Hotline und den persönlichen Kontakt

Rathaus-Sprecher David Hennig zählt auf: per Gladbeck-App, Facebook, Instagram, E-Mail oder Corona-Hotline. Gerade in der Shutdown-Phase seien jedoch Aspekte auf den Tisch gekommen, bei denen die Stadtverwaltung die falsche Adresse war. „Es ging zum Beispiel darum, warum Nagel-Studios und Tattoo-Studios nicht öffnen dürfen“, erzählt Hennig, „doch darauf haben wir hier keinen Einfluss.“

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Er stellt fest: „Beim Innendienst des Kommunalen Ordnungsdienstes ist viel aufgelaufen.“ Doch manche Gladbecker nutzen den allerkürztesten Weg, um Beobachtungen zu melden: Sie sprechen KOD-Mitarbeiter an, wenn diese auf Patrouille durch Gladbeck sind.

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Da hat jemand seine Maske im Bus nicht aufgesetzt. Ein anderer hält auf dem Wochenmarkt keinen Abstand; und in einer Grünanlage versammelt sich eine größere Anzahl von Menschen – drei von vielen Beispielen, die den Streifen zu Ohren kommen. Wie zutreffend diese Beschwerden sind, lässt sich indes nicht immer belegen. Denn: „Wenn das Ordnungsamt vor Ort ist, hat sich ein Treffen schon aufgelöst.“ Oder Zeugen haben ihre Mitmenschen erfolgreich auf ihr Fehlverhalten hingewiesen.

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Die Vorgänge rund um das Hochhaus Steinstraße 71 in Gladbeck riefen Anwohner und Behörden auf den Plan.
Die Vorgänge rund um das Hochhaus Steinstraße 71 in Gladbeck riefen Anwohner und Behörden auf den Plan. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Oder es besteht überhaupt kein Grund für eine Kritik. Das kennt auch Bezirkspolizist Rüdiger Kümmel. Wie oft wird der Beamte angesprochen, wenn er nach dem Rechten in der Fußgängerzone guckt, bekommt beispielsweise Hinweise auf eine Gruppe eng beieinander sitzender Menschen...: Das dürfen die in Corona-Zeiten nicht! Doch, wenn es sich um eine Kernfamilie handelt. Hennig kennt diese Problematik. Er berichtet: „Das gab’s häufig: Beschwerden, dass etwa sieben Leute zusammen sind. Dabei war es eine Großfamilie.“ Das hätten die KOD-Kollegen dann vor Ort festgestellt. Dieses Team wurde zwischenzeitlich um 60 weitere Kräfte aus anderen Verwaltungsbereichen verstärkt. Hennig: „Jetzt haben wir den KOD wieder auf ein gutes Dutzend Mitarbeiter zurückgefahren.“

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Überhaupt spiel(t)e das Thema „Ansammlung“ eine große Rolle: „Gerade in der Anfangszeit der Corona-Maßnahmen erreichten uns oft Hinweise auf Fälle in Parks, Nachbars Garten und öffentlichen Anlagen.“ Mittlerweile „ist es etwas ruhiger geworden“. Das gelte auch für das Hochhaus an der Steinstraße, wo sich die Menschen nur so tummelten und Belehrungen nicht fruchteten. „Das war ein Dauerthema“, so Hennig.

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Ohne Strafen scheint bisweilen die Durchsetzung des Versammlungsverbotes nicht durchsetzbar zu sein. Der städtische Kommunikationschef Peter Breßer-Barnebeck vermeldete kürzlich 114 eingeleiteten Bußgeldverfahren. Jeder Fall schlägt mit 200 Euro zu Buche.

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Bußgeld

Wer sich in Gladbeck nicht an die Mundschutzpflicht hält und dabei erwischen lässt, riskiert ein Bußgeld von 35 Euro. „Nach wiederholter Ansprache“, wie Stadtsprecher David Hennig sagt.

Unbelehrbare Verweigerer werden mit 150 Euro zur Kasse gebeten. Allerdings, so Hennig: „Wir haben noch kein Bußgeld ausgesprochen.“ Der Bußgeld-Katalog gilt einheitlich für alle Städte im Kreis Recklinghausen.

Keinerlei Kenntnis hat Hennig von Attacken auf die Mitarbeiter des Außendienstes. Während es anderenorts zu Übergriffen auf Verwaltungsmitarbeiter, Verkaufspersonal oder Passanten kam, die beispielsweise bespuckt wurden, habe es derartige Vorfälle in Gladbeck nicht gegeben.

Inzwischen sei das Beschwerde-Aufkommen abgeebbt, beobachtet Hennig. Er führt dies einerseits auf die Lockerung der Schutzmaßnahmen zurück. Er meint aber auch: „Alles hat sich eingespielt, und die soziale Kontrolle funktioniert.“

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Das bedeutet allerdings nicht, dass alle Fragen geklärt sind. Deshalb nutzen Gladbecker die Kontakte zur Verwaltung ebenso, um ihren Informationsbedarf zu decken. Beispiel: „Mit wie vielen Menschen darf gefeiert werden?“

Andreas Lesch aus der Pressestelle des Polizeipräsidiums Recklinghausen, in dessen Einzugsbereich auch Gladbeck liegt, weiß ebenfalls von Anrufen zu berichten, in denen Auskünfte gewünscht werden. Eine mögliche Frage: „Darf ich ohne Maske meine Oma besuchen?“ Ansonsten erreichten die Polizei im Kontext mit der Pandemie „querbeet“ Anfragen. In den Wochen vom 13. April bis 27. Mai haben sich nach Auskunft des Polizeisprechers in Gladbeck „50 Einsätze mit Corona beschäftigt“. Vieles sei an den KOD geleitet worden. „Corona-Parties dürften die wenigsten gewesen sein“, so Lesch. Insgesamt seien diese Einsätze „nicht viel im Vergleich zu den Ruhestörungen im Sommer“.