Gladbeck. Gladbecker Kita-Teams hoffen auf Verständnis der Eltern: Trotz der generellen Öffnung sind Kürzungen der gebuchten Stundenkontingente möglich.
Am 8. Juni ist es soweit, dann müssen auch die 37 Kindertageseinrichtungen in Gladbeck laut Vorgabe des Familienministeriums NRW wieder für den Besuch aller angemeldeten Kinder ihre Gruppen öffnen. Gleichwohl steht schon jetzt fest, dass den Eltern noch nicht das gebuchte Betreuungsangebot zur Verfügung gestellt werden kann. Grund: Trotz voller Öffnung bleibt in vielen Kitas die Personalnot, so dass Stundenkontingente gekürzt werden müssen.
20 Prozent des Kita-Personals stehen nicht zur Verfügung
"Wir und eigentlich alle Träger rechnen damit, dass weiterhin rund 20 Prozent des Kita-Personals nicht zur Verfügung stehen wird, weil die Mitarbeiter zu einer Risikogruppe gehören", sagt Barbara Wagner, Gebietsleiterin der acht Gladbecker Kitas des Katholischen Zweckverbandes. Mitarbeiter im Alter von mehr als 60 Jahren könnten jetzt zwar nicht mehr pauschal, "sondern nur noch bei begründeter Gefährdung wegbleiben", aber auch Teile dieser Altersgruppe würden sicherlich weiterhin fehlen. "Wir richten uns darauf ein, dass ab 8. Juni alle Kinder kommen können", so Wagner, "wir glauben aber nicht, dass auch alle kommen". Denn es gebe sicher Eltern, die aus Sorge vor einer Corona-Ansteckung ihr Kind lieber noch Zuhause behalten würden. Ängste vor einer Infektion blieben auch bei den Mitarbeitern. Ihnen sei freigestellt, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, das würde der Großteil aber als nicht praktikabel ansehen.
Dass die Gesichtsmimik zu sehen ist, sei gerade in der pädagogischen Arbeit mit den kleinen, unter zweijährigen Kindern wichtig, erklärt Jeannette Tenbusch von der Kita St. Michael in der Stadtmitte. Auch Sicherheitsabstände könnten nicht strikt eingehalten werden. "Wie soll ich denn dann ein weinendes Kind sonst trösten?", fragt Tenbusch. Der Leiterin der fünfzügigen Kath. Kindertageseinrichtung fehlen derzeit sechs der insgesamt 17 Kolleginnen. Elf davon seien per se Teilzeitkräfte, "so dass sie nicht im vollen Stundenumfang eingeplant werde können". Die auch abgespeckten Betreuungszeiten bei bald allen 115 Kindern hinzubekommen, sei ein regelrechter Drahtseilakt und bedeute Flexibilität. Um die Betreuung zu gewährleisten, ist es möglich und zulässig, dass Gruppen und Betreuerinnen neu zusammengestellt werden. Teilzeitkräfte könnten so zum Beispiel in Gruppen mit ausschließlich Vormittagskindern, Vollzeitkräfte in Gruppen mit ausschließlich über Mittag hinaus betreuten Kindern eingesetzt werden.
Die Eltern werden um Verständnis gebeten, dass die volle Betreuung noch nicht möglich ist
Wilfried Allkemper, Geschäftsführer der Evangelischen Kirche in Gladbeck, geht auch davon aus, dass die Gruppen in den neun evangelischen Kitas neu eingeteilt werden müssen. Die Gruppen sollten sich zum Infektionsschutz möglichst nicht begegnen, was in kleinen Einrichtungen schwerer zu bewerkstelligen sei, "wenn zwei Gruppen auch einen gemeinsamen Sanitärraum nutzen". Allkemper bittet die Eltern um Verständnis, "dass trotz der vollen Öffnung die Betreuung noch nicht in dem Umfang gewährleistet werden kann wie vor der Corona-Schließung".
Sozialdzernent Rainer Weichelt erklärt es konkret: Grundlage, um die generelle Kita-Öffnung zu ermöglichen, sei, "dass alle gebuchten Betreuungsstunden um zehn gekürzt werden". Zum Beispiel von 45 auf nur noch 35 Wochenstunden. Dies bedeute für einige Eltern weiter ein Problem, gebe aber den Kitas derzeit überhaupt die Möglichkeit, "personell alle Kinder wieder in die Einrichtungen hineinzunehmen". Dies gelte auch für die bisher privilegierten Eltern mit systemrelevanten Berufen oder Alleinerziehende. Es bleibe eine Herausforderung, "wenn bei einem alleinerziehenden Elternteil die Betreuungszeit von 35 auf 25 Stunden gekürzt wird und das Kind so nicht mehr über Mittag bleiben kann". Gleichwohl beruhigt Weichelt, dass er bei Härtefällen darauf setze, "dass Eltern und Kita-Leitung eine machbare Lösung finden, gegebenenfalls auch den Arbeitgeber mit einbeziehen".
Nach den Sommerferien hoffentlich wieder Regelbetrieb in den Kitas
Beruhigend sei auch, dass die bisher erfolgte Teilöffnung der u.a. 13 städtischen Kitas nicht dazu geführt habe, "dass die Infektionszahlen hier in die Höhe gegangen sind". Die Kita-Teams leisteten einen hervorragenden Job. Der Sozialdezernent hofft, dass es nach den Sommerferien "in den Kitas wieder im vollen Betreuungsumfang weitergehen kann". Das Land müsse dafür aber auch die rechtliche Voraussetzung schaffen. Weichelt: "Wenn ich eine Kita-Betreuung wie vor der Corona-Krise haben will, dann muss das Personal auch wieder voll einsetzbar sein."
Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Gladbeck.
>>>Weitere Teilöffnung ab 28. Mai
•Die schrittweise Öffnung der Kindertagesbetreuung in NRW sieht vor, dass ab dem 28. Mai alle Vorschulkinder wieder ihre Kita besuchen dürfen. In vielen Gladbecker Kitas sind dann schon wieder mehr als die Hälfte der Kinder in Betreuung.
•Die geplanten Schließzeiten der Kindertageseinrichtungen in den Sommerferien können laut Landesministerium aufrechterhalten werden. Eine Notbetreuung muss über die wie bisher in Gladbeck vor Corona praktizierten Angebote hinausgehend nicht stattfinden.