Gladbeck. In Gladbeck sind durch weniger Verkehr wegen des Coronavirus’ auf der B224 nicht weniger Schadstoffe messbar. Den Grund dafür nennt ein Experte.
Mobilitätseinschränkungen wegen der Corona-Pandemie reduzieren auch die Luftverschmutzung. Schließlich können Fahrzeuge, die in den Garagen bleiben, keine Schadstoffe ausstoßen. Oder etwa nicht? Eine Rechnung, die so für Gladbeck nicht aufgeht, dämpft Jürgen Harks hochfliegende Erwartungen mit Blick auf die B224. Der Leiter der städtischen Umweltabteilung stellt für den Laien ernüchternd fest: „Man kann nicht sagen, dass durch den geringeren Straßenverkehr an der Messstelle Goethestraße ein rapider Abfall der Werte erkennbar ist.“
Gladbeck: Die Messwerte an der Station Goethestraße haben sich seit Jahren kontinuierlich verbessert
An der besagten Station, installiert vom Landesamt für Natur und Umwelt (LANUV), wird kontinuierlich die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffoxid nahe der B224 ermittelt. Wer diese Trasse kennt, weiß von den Blechlawinen, die sich üblicherweise über den Asphalt quälen.
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In Corona-Zeiten haben die Menschen hingegen am Lenkrad freie Bahn – und diese entspannte Situation soll nicht ein Aufatmen mit Blick auf die Luftqualität erzielen? Wie kann das sein?
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Experte Harks hat zwei Ansatzpunkte, um den aktuellen Zustand zu erklären. Er sagt: „Im Januar und Februar hat es zeitweise viel geregnet. Und Regen bindet Schadstoffe.“ Schönes Wetter „ist oft schlecht“ für die Luftqualität.
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Zudem habe die Stadt Gladbeck bereits in den Vorjahren eine positive Entwicklung erzielt: „Wir haben die Grenzwerte eingehalten.“ Dabei geht es um die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) und Feinstaub (PM10) – also jenen Schadstoffen, die vor allem durch die Abgase vom motorisierten Fahrzeugen in die Luft gelangen. Folgende Stundenwerte meldet das LANUV für den 21. April 2020, 10 Uhr, an der Station Goethestraße: Stickstoff 19 µg/m³, Feinstaub 20 µg/m³.
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Im Jahr 2019 wurde für Stickstoffoxid ein Wert von 32 µg/m³ gemessen. Der vorgeschriebene Grenzwert: 40 µg/m³. Das ermittelte Stundenmaximum betrug 186 µg/m³. Damit lag keine Überschreitung des Grenzwertes von 200 µg/m³ vor.
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Für Feinstaub ergab sich 2019 ein Jahresmittel von 20 µg/m³, die Hälfte des erlaubten Grenzwertes. An sechs Tagen sei der zulässige Tagesmittelwert von 50 µg/m³ überschritten worden. Also deutlich weniger als die erlaubten 35 Tage.
Staubilanz
Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) meldet, dass die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie während der Osterferien zu einer deutlichen Entspannung auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen geführt haben. In der Verkehrsdatenbank des Vereins sind im Zeitraum vom 3. bis 19. April 1795 Staumeldungen im Land gelistet.
Das sind 81 Prozent weniger als in den Osterferien des Jahres 2019. Seinerzeit wurden 9427 Staus und Fälle stockenden Verkehrs registriert.
Die Gesamtstaulänge ging von 17.013 Kilometern auf 1360 Kilometer zurück. Das bedeutet eine Reduzierung von 92 Prozent.
Kontinuierlich, so Jürgen Harks, sei es gelungen, durch lokale und regionale Maßnahmen im Luftreinhalteplan (beispielsweise Geschwindigkeitsbeschränkungen) die Werte an dieser Messstelle zu verbessern. „Wenn ich ohnehin schon lange ein sehr gutes Niveau habe“, betont Harks, fielen weitere Verbesserungen nicht so gravierend ins Gewicht. Er räumt allerdings ein: „Vielleicht wären die Werte ohne Corona nicht ganz so gut.“
Aufgefallen ist dem Abteilungsleiter jedoch auch, das Lastwagen auf der B224 immer noch reichlich unterwegs sind. Stoßstange an Stoßstange stehen sie „ein bis zwei Ampelphasen“ in Höhe der Goethestraße Schlange. Das könne zusätzlich zu den genannten Gründen auch eine Erklärung dafür sein, dass dort keine gravierende Absenkung der Schadstoffwerte in Zeiten der Corona-Krise spürbar sei. Aber: „Das ist Spekulation!“