Gladbeck. Gladbecks Stadtarchivarin Katrin Bürgel und Mime Marco Spohr ließen an aus Stationen Lokalhistorie lebendig werden. Thema: Nationalsozialismus.

Dr. Bernhard Hackenberg: 1896 geboren, in den Jahren 1932 bis 1945 Oberbürgermeister in Gladbeck, Nazi-Mann. Diese Eckdaten mögen Geschichtsinteressierte vielleicht kennen. Schauspieler Marco Spohr ließ den Politiker bei einem historischen Rundgang hörbar zum Leben erwachen.

Gladbeck: Der Schauspieler Marco Spohr leiht Persönlichkeiten seine Stimme

Spohr lieh Hackenberg und anderen Gladbecker Persönlichkeiten wie dem Sozialdemokraten Mathias Jakobs bei dieser Führung seine Stimme. Unter dem Titel „Gladbecker Steine sprechen“ tauchte die Gruppe ein in die lokale Geschichte des Nationalsozialismus’. Stationen waren unter anderem das Alte Rathaus, die Jovy-Villa und das ehemalige Polizeiamt.

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Der lokale Bezug und die szenische Lesung des Schauspielers aus Hagen brachten den 33 „Spaziergängern“ Historie so nahe, wie es Daten und Berichte in Büchern nicht vermögen. Wegen der großen Nachfrage wurde diese Veranstaltung zum zweiten Mal mit erhöhter Teilnehmerzahl angeboten. Stadtarchivarin Katrin Bürgel lieferte anhand von Quellen die harten Fakten, Spohr brachte eindringlich Leben in oftmals nüchterne Dokumente. „Die Teilnehmer waren sichtlich bewegt von den Inhalten“, so Bürgel. Ihre Beobachtung: Geschichte werde intensiver erlebt, wenn man sie am Ort des Geschehens vermittle.

Wie oft schlendern Passanten an Gebäuden vorüber, nicht ahnend, was sich in der Vergangenheit hinter diesen Mauern abspielte: politische Entscheidungen, persönliche Dramen, zutiefst menschliche Augenblicke. Die Zeitzeugnisse geben Einblicke: über die Gräuel in der NS-Zeit, Schicksale, Ereignisse wie die Bücherverbrennung im Juli anno 1933 in Wittringen.

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Bürgel und Spohr bilden bereits seit Jahren ein eingespieltes Team. Ihm gelingt es, dass das Publikum Orte, Persönlichkeiten sowie die Auswirkungen politischer Entwicklungen auf die Bevölkerung und einzelne Menschen bewusst, mit anderen Augen, betrachtet. Geschichtsprojekte in Schulen, Buchvorstellungen oder die historischen Rundgänge in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule wecken immer wieder das Interesse vieler Gladbecker verschiedener Altersgruppen. Dabei greifen Bürgel und Spohr nicht nur das Thema Nationalsozialismus auf. Auch die Frage, wie Gladbecker den ersten Weltkrieg erlebten, behandelten sie.

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Das Stadtarchiv im Untergeschoss des Neuen Rathauses (Willy-Brandt-Platz) macht am 6. März mit beim bundesweiten „Tag der Archive“. Zum dritten Mal öffnet das Team um Katrin Bürgel, die verantwortlich zeichnet für das „Gedächtnis Gladbecks“, die Einrichtung für Neugierige. Das Publikum kann zwischen 9 und 17 Uhr Informationen und Raritäten zum diesjährigen Thema Kommunikation – „Von der Depesche zum Tweet“ – studieren: Dokumente, Postkarten, Zeitungsartikel und mehr. Auf dem Programm stehen außerdem unter anderem Einblicke in die Familienforschung, ein Erzählcafé und Kinderaktionen wie das „Entschlüsseln einer Geheimschrift“ und Malen.