Gladbeck. .

Mit Spannung erwarten viele Gladbecker den Vortrag von Manfred Samen am Donnerstag (11. Juli) im Lesecafé der Stadtbücherei (Beginn: 19.30 Uhr). Denn mit dem 1. Juli 1933 beleuchtet der ehemalige Lehrer am Ratsgymnasium ein bislang weitgehend unbekanntes Nazi-Kapitel der Stadtgeschichte.

Am Abend des 1. Juli 1933 brannten in Gladbeck am Wittringer Ehrenmal die Bücher bedeutender deutscher Schriftstelller; Erich Kästner, Thomas Mann, Kurt Tucholsky, Karl Marx - was im Mai in Berlin und anderen Großstädten begann, setzte sich in den folgenden Wochen und Monaten in der Provinz fort - so auch in Gladbeck.

„Fest der Deutschen Schule“

Hier war die Bücherverbrennung Programm-Teil eines weiteren Ereignisses: Am Sonntag, 2. Juli 1933, wurde in Gladbeck das „Fest der Deutschen Schule“ gefeiert, eine Propagandaveranstaltung der Nationalsozialisten mit einem Umzug durch die Stadt, mit Massen-Darbietungen im Stadion und eben mit einem „Feuerstoß im Stadtwald“ am Vorabend, womit im offiziellen Programm die Bücherverbrennung umschrieben wurde.

„Dieses Ereignis, diese Gladbecker Bücherverbrennung, ist über viele Jahrzehnte in der Nachkriegszeit totgeschwiegen worden“, erläutert Manfred Samen, der mit seinen umfassenden lokalen Recherchen zur Nazi-Herrschaft und vor allem zum Schicksal jüdischer Bürger aus Gladbeck seit vielen Jahren immer wieder für großes Aufsehen und Interesse sorgt.

Nun also die Bücherverbrennung aus lokaler Perspektive - Fotos von diesem Ereignis sind nicht mehr vorhanden, was auch bei Manfred Samen wohl für eine gewisse Verblüffung gesorgt hat. Vom Tag darauf, vom „Fest der Deutschen Schule“, ist es dem Gladbecker Forscher allerdings gelungen, rund 45 Fotos zusammenzutragen; ein Teil davon ist am Donnerstagabend bei der Vortragsveranstaltung zu sehen. Zudem sind Ratsgymnasiasten im Lesecafé präsent, die Zitate von Schriftstellern vortragen, die im Jahr 1933 ihre eigenen Bücher brennen sahen.

80 Jahre nach der Bücherverbrennung

Ein spannender Vortragsabend ist also zu erwarten; Bücherei-Leiter Uwe von der Weppen hofft vor diesem Hintergrund, dass auch viele junge Leute den Weg ins Lesecafé antreten, um dabei zu sein.

Bürgermeister Ulrich Roland wird die Vortragsgäste begrüßen. Genau 80 Jahre nach dem Juli 1933 bringt der Vortragsabend von kompetenter Seite aus Licht in ein weiteres dunkles Nazi-Kapitel der Gladbecker Stadtgeschichte.