Gladbeck. Zehn Jahre war Jens Dornheim technischer Leiter der Neuen Galerie Gladbeck. Nun wechselt er als Geschäftsführer ans Theater im Depot Dortmund.

Die Bilder von Thomas Scheibitz – derzeit in der Neuen Galerie zu sehen – sind weder gegenständlich noch abstrakt. Vielmehr bewegen sie sich im Spannungsfeld genau zwischen diesen beiden Richtungen. Zwischen zwei Kunstrichtungen gewandelt ist zehn Jahre lang auch Jens Dornheim. Die Welt des Theaters und die der Bildenden Kunst haben den 46j-jährigen Gladbecker gleichermaßen gefesselt und als technischen Leiter der Neuen Galerie Gladbeck auch beruflich beschäftigt.

Jens Dornheim wird Geschäftsführer vom Theater im Depot

Nun hat er sich aber ganz für die Bühne entschieden – Jens Dornheim geht als Geschäftsführer zum Theater im Depot in Dortmund. Die Scheibitz-Ausstellung ist somit die letzte, die der 46-Jährige an der Seite von Kurator Gerd Weggel mitorganisiert hat. Zehn Jahre lang hat Jens Dornheim diesen Job gemacht. Seine halbe Stelle wurde wenige Wochen vor Eröffnung des Galerie-Anbaus im November 2009 eingerichtet.

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Zehn Jahre mit spannenden Begegnungen, immer wieder neuen Einblicken und ganz viel Input, was zeitgenössische Kunst auf höchstem Niveau angeht: Natürlich, sagt Dornheim, gehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Die Zeit hier hat mir viele tolle Begegnungen mit außergewöhnlichen Menschen verschafft.“ Damit gemeint sind bei Weitem nicht nur die Künstler. Die aber natürlich schon großen Raum eingenommen haben.

Der Berlinerin Cornelia Schleime hat er erste Eindrücke vom Ruhrgebiet vermittelt

Unvergessen, blickt Dornheim zurück, wie er der Berlinerin Künstlerin Cornelia Schleime bei einer Sightseeing-Tour erste Eindrücke vom Ruhrgebiet vermittelt hat. Und auch die Begegnung mit der Fotografin Donata Wenders werde ihm immer in Erinnerung bleiben. Oder die mit Andy Hope, der 2015 gemeinsam mit Madeleine Boschan in Gladbeck ausgestellt hat.

Die Jungen und Mädchen der Lamberti hatten 2016 keine Probleme mit den Bildern von André Butzer. Ganz im Gegenteil, nach den Erklärungen von Jens Dornheim ließen sie sich von den schwarzen Flächen inspirieren.
Die Jungen und Mädchen der Lamberti hatten 2016 keine Probleme mit den Bildern von André Butzer. Ganz im Gegenteil, nach den Erklärungen von Jens Dornheim ließen sie sich von den schwarzen Flächen inspirieren. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-B ning

Beim Gedanken an die Vorbereitung der Eröffnung muss Dornheim sofort wieder grinsen: „Andy Hope heißt ja eigentlich mit bürgerlichem Namen Andreas Hofer. Erst kurz vor der Ausstellung in Gladbeck hat er sich den Künstlernamen zugelegt.“ Natürlich, so Dornheim, sei er deshalb noch ganz oft mit „Hofer“ angesprochen worden. Klar, so ein Namenswechsel prägt sich ja nicht jedem sofort ein. Hope habe die Leute dann immer ziemlich erzürnt korrigiert. „Das jedesmal in seinem wunderschön breiten Bayerisch!“

Die Kinder hatten keine Probleme mit den schwarzen Bildern von André Butzer

Im Jahr darauf gab es direkt die nächste spannende Begegnung: André Butzer, der mittlerweile in Kalifornien lebt, schaffte es in Windeseile, die Gladbecker gegen sich aufzubringen. Und das ausgerechnet mit den vier monumentalen Schwarz-Weiß-Bildern, die er eigens für den Galerie-Anbau geschaffen hatte. Was, bitte schön, das denn mit Kunst zu tun haben soll? – erzürnten sich viele Erwachsene. Wie offen und vorurteilsfrei die Kinder hingegen mit den Butzer-Werken umgegangen sind, das hat Jens Dornheim tief beeindruckt.

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Regelmäßig hat er in Kooperation mit der Jugendkunstschule und den Grundschulen Jungen und Mädchen durch die Ausstellungen geführt. „Die Kinder haben jede Menge in den Butzer-Werken entdeckt und ihre Eindrücke dann zu Papier gebracht“, erinnert sich der 46-Jährige. Dabei herausgekommen seien ganz viele bunte Zeichnungen von Monstertrucks, Vögeln, U-Booten... Alles Dinge, die die Jungen und Mädchen hinter dem Schwarz der Bilder entdeckt hatten.

Vor 16 Jahren gründete Dornheim die freie Theatergruppe Glassbooth

Je länger Dornheim nachdenkt, desto mehr solcher Anekdoten fallen ihm ein. „Es war einfach eine tolle Zeit, aus der sogar Freundschaften hervorgegangen sind!“

Studium in Essen

Jens Dornheim ist in Gladbeck aufgewachsen. Er besuchte die Lambertischule und dann das Ratsgymnasium. Im Anschluss studierte er Germanistik mit Schwerpunkt Filmwissenschaft, Anglistik und Sozialwissenschaft an der Uni Essen. Nebenbei hat er schon damals als Theaterpädagoge gearbeitet.

2004 gründete er dann gemeinsam mit einem Freund das freie Theater Glassbooth. Neben dem Theater ist der Film die zweite Leidenschaft von Jens Dornheim. Die nächste Glassbooth-Produktion könnte also durchaus auch ein Filmprojekt sein.

Letztendlich gesiegt hat dann aber doch die Liebe zum Theater, das schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt hat. Vor 16 Jahren gründete Dornheim die freie Theatergruppe Glassbooth. Er führt Regie und ist auch selber schon in viele unterschiedliche Rollen geschlüpft. „Container Love“, „Luther“, „Willems Wilde Welt“, „Der Weibsteufel“ – skurril, schwarzhumorig, hintergründig und ganz oft mit Bezügen zum Film ist das, was Dornheim auf die Bühne bringt. Im Laufe der Jahre entstand so auch der Kontakt zum Theater im Depot, seiner neuen Wirkungsstätte. Ganz nach Dortmund verschlagen wird es ihn aber nicht. Die Glassbooth-Produktionen will er auf jeden Fall auch weiter in seiner Heimatstadt zeigen. „Gladbeck wird immer eine Homebase für mich bleiben!“