Gladbeck. . André Butzer schafft mit seinen großformatigen Bildern einen Lichtklang. Die aktuelle Ausstellung in der Neuen Galerie wird Freitag, 22. April, eröffnet (19.30 Uhr).

Der Mann ist mit seiner Kunst weltweit unterwegs. Paris, New York, Tokio, natürlich auch Berlin und München. Auf seinem Reisetrolley kann André Butzer nun einen weiteren Aufkleber platzieren: Gladbeck. In der Neuen Galerie zeigt der 42-jährige Wahlbrandenburger, der sehr zurückgezogen auf einem ehemaligen Flughafen sein Atelier hat und dort mit seiner Familie lebt, vier schwarz-weiße Monumentalbilder, die vorher noch nie zu sehen waren.

„Sie sind speziell für diesen Raum geschaffen worden“, sagt Gerd Weggel, künstlerischer Leiter der Neuen Galerie, der von „wirklich sehr guten Arbeiten“ spricht. Butzer war zwar schon mit jeweils einer Arbeit in den Jahren 2011 und 2012 in Gladbeck vertreten, persönlich in Augenschein genommen hatte er den Ausstellungsraum noch nie. Doch es gab Fotos, in die er sich in seinem Flughafenatelier vertiefte. Fotos, die ihn elektrisierten. „Was für ein Raum“, dachte der gebürtige Schwabe, „der ist einzigartig, strahlt eine enorme Ruhe aus.“ Er spricht gar von einem Sakralbau und sagt: „Das Sakrale spielt mir in die Hände.“

Formen streben aufwärts

Monumental, fast monolithisch, eher düster und den Betrachter in die Tiefe ziehend, bespielen die Riesenbilder die roh belassenen Betonwände der Galerie. Was wie eine geometrische Abstraktion erscheint, lässt den Betrachter bei näherem Hinsehen daran zweifeln. Mit Geometrie und Vorstellungen von Physik und Statik haben die Bilder aber nichts zu tun. Unscheinbare, schwebende Formen streben aufwärts, bieten den gewaltig lastenden Flächen Paroli.

Die so erzeugten Spannungsfelder wirken erdrückend – zunächst. Denn in Wirklichkeit haben sich die Gegensätze längst in eine Balance aufgelöst. Butzer nennt dies „eine Übersetzung in Bildkräfte“. Er, der in früheren Phasen für eine heftige Art Brut bekannt ist, hat das alte Aufbegehren längst zur Ruhe gebracht. „Aber die Kräfte sind noch da. Jetzt eben im Einklang miteinander.“ Man muss sich auf diese Kunst einlassen, deshalb nennt Butzer die aktuelle Hängung in der Galerie auch „einen Besinnungsort für die Gladbecker“.

Gemalt sind sie in den Nichtfarben Schwarz und Weiß, doch bei diesen Begriffen grätscht Butzer heftig dazwischen. „Ich sage nie Schwarz und Weiß. Für mich ist das ein einziger Klang.“ Solch dualistische Kategorien will er nicht mehr sehen. „Ich sehe nur Farbe.“ Ein Lichtklang ist das für ihn, und diesen kann jeder empfinden – der Künstler und der Besucher. Denn: „Der Ton stellt sich beim Gucken an.“

Und dann passiert es eben, dass sich im Bild, das er „Lichtspeicher, Lichtquelle, Eigenlicht und seelisches Licht“ nennt, Bewegtes und Statisches in einem finden, ja letztlich eine bewegte Statik entsteht. „Auf jedem der Bilder findet sich eine leichte Bewegung. Rechte Winkel hingegen fehlen völlig, die gibt es ja auch in der Wirklichkeit nicht.“

Die Interpretation seiner Arbeiten überlässt er dem Betrachter. „Das bleibt offen, das muss keiner so sehen, aber ich gebe gerne Hinweise.“ Einen ganz wichtigen nennt er trotzdem: „Meine Kunst ist Träumerei.“ Eine Träumerei mal vier, obwohl sich die vier Riesen, die wie Monochrome wirken, aber doch differenzierte Lichtklänge sind, so ähneln? Aber ja doch, sagt der Künstler: „Sie sehen gleich aus, aber jedes Mal gilt es, ein neues Maß zu nehmen.“ Butzers Tipp: „Bleiben Sie zwei Minuten, es ist nichts gleich.“

Butzer vergibt keine Titel mehr

Nur eines bleibt gleich: Der Titel unterm Bild, der eigentlich kein Titel ist. „Ohne Titel/Untitled“ steht da. Und das war bei Butzer früher anders. Ganz anders. „Da habe ich extrem viele vergeben, irrsinnige Titel. Umso dramatischer wirkt es, heute keine mehr zu vergeben.“ Verständlich, denn die früher benutzten Wortreihen wie beispielsweise „Adolf Eichmann Sahnepudding Fabrikant“ oder „Ich will erstmal ‘ne Cola“ wirkten denn doch arg sonderbar.