Gladbeck. . Madeleine Boschan und Andy Hope 1930 zeigen aktuelle Arbeiten in Gladbeck. Und es soll eine “heftige Schau im High-End-Bereich“ werden.
Zwischen allerlei Hängungs- und Stellutensilien in der Neuen Galerie steht Andy Hope 1930. Mutig, der Mann. Er trotzt dem angekündigten Regenwochenende mit kurzer Hose und trägt einen Hut.
Sein Blick schweift mehr als zufrieden ins Rund und bleibt auf den nüchternen Betonwänden hängen. Er zieht die Augenbrauen hoch und sagt: „Der Raum ist Wahnsinn. Es ist einer der schönsten Räume, die ich je gesehen habe.“ Bildhauerin Madeleine Bochan nickt zustimmend. Großes Lob also an die Neue Galerie, deren Macher heute die aktuelle Ausstellung der beiden Künstler mit dem Titel „Escapement“ eröffnen.
Reale Räume und Imaginäres erleben
Neue-Galerie-Ausstellungsmacher Gerd Weggel wirkt durchaus stolz, sieht sehr zufrieden zwischen Kunst und Künstlern aus. „Das wird eine heftige Schau im High-End-Bereich. Aus London und Innsbruck reisen Galeristenkollegen extra an.“
Erleben werden sie und die anderen Besucher einen künstlerisch erweiterten Begriff der Naturwissenschaften. Christian Malycha, künstlerischer Leiter des Kunstvereins Reutlingen und Kenner der Kunst von Boschan und Hope spricht vom Erleben von realem Raum und Imagination.
Keine Schaukastenausstellung
„Dies ist keine Schaukastenausstellung, hier werden Denkräume eröffnet.“ Und: „Als Zuschauer bewegt man sich zwischen den Räumen.“ Malycha verspricht dem Besucher, dass Spaß und spielerisches Anschauen garantiert sind, doch Andy Hope 1930 grätscht durchaus dazwischen, wenn er versichert: „Die Schau soll weniger unterhaltend wirken, als sie ausschaut."
Klar, da stürzen auf Bildern gemalte Flugsaurier ab, steht ein außerirdisches Monster mit Klauenfüßen, Froschaugen und Kopfhorn aufrecht im Raum. Daneben liegt auf dem Boden ein Raumschiff, Originalrequisit eines SF-Films, das scheinbar hier gestrandet ist. Hinterm Monster hängen längliche, gezeichnete Storyboards zu SF-Geschichten und am äußersten Rand gibt’s „Marsianischen Kubismus“ – beschriftet selbstverständlich auf kryptonisch, der Sprache von Supermann.
"Ich inszeniere mich als Alien, das sind Freunde von mir"
Der umtriebige Andy Hope 1930 – nach Eigenaussage kein Künstlername, sondern ein fiktionaler Charakter – streckt sich thematisch stark in Richtung amerikanische Pop-Kultur. „Meine Arbeit bewegt sich im fiktionalen und historischen Bereich.“ da gehören Kontakte zu Monstern dazu. „Ich inszeniere mich als Alien, das sind Freunde von mir.“
Da passt es, dass er bei seinen „Zeitröhren“ auch nicht von Skulpturen, sondern von Portalen spricht. Den schwarzen Eingang in sie sieht er deshalb auch nicht im Malewitschen Sinne als Endstation, sondern als einen historischen Schatten. Malychas offene Interpretation: „Kommt etwas aus dem Schwarz auf uns zu oder werden wir reingezogen?“ Da liegt es auf der Hand, dass Paralleluniversen auch Aspekte der Arbeit von Hope sind.
Portale, die Räume erschließen
Extra für Gladbeck hat Madeleine Boschan großformatige Tore geschaffen, architektonische Arbeiten, die wie Scharniere im Raum wirken. Sie bieten Durchgänge und verbinden sich mit den Arbeiten von Hope. Von der Wirkung her streng und kühl komponiert, sorgt der pastellfarbene Anstrich doch für ein warmes Inneres. Auch sie sind in dieser ersten, seit über einem Jahr geplanten Gemeinschaftsausstellung der beiden Künstler als Zeitportale zu sehen. Portale, die Räume erschließen: den davor, den dahinter und den, wenn wir auf der Schwelle stehen.