Gladbeck. . Ausstellung in der Neuen Galerie: „Die sind ja nicht von hier“.

Zöpfe, die haben es ihr angetan. Weiß der Himmel warum. Aber wie soll der es wissen, wenn nicht ‘mal die Erschafferin dieser Kunstwerke, Cornelia Schleime, den Grund nennen kann. Muss sie auch nicht, warum sollte jedes Motiv einer Erklärung bedürfen. Die Künstlerin, sie ist ja frei. Ihre Kunst deshalb besonders beeindruckend. „Wenn ich male, vergesse ich alles. Ich male für mich.“ Monatelang kann so ein Zustand dauern, draußen auf dem Land in Brandenburg, am Ende sind auf dem Bild nicht unbedingt Zöpfe zu sehen. Aber das Motiv ist schon ein Dauerthema und fehlt auch in der aktuellen Schleime-Ausstellung in der Neuen Galerie nicht. Gleich zwei Zopfmädchen, spiegelbildgleich in verträumter Verzückung einander zugewandt, untrennbar verknüpft durch ihre geflochtenen Haare, ziehen die Blicke auf sich. Da kann jeder zu denken, was er oder sie will.

Zentrales Thema dieser Ausstellung sind jedoch andere Motive, faszinierende Zwitterwesen, die das Animalische im Menschen, das Menschliche im Tier darstellen. Jagdszenen, ganz anders: Frau-Ziege, Fuchs-Dame, Eulen-Mädchen.

„Ich neige zu Übertreibungen.“ Ja, das passt. Cornelia Schleime ist eine, die zwischen den Extremen hin- und hertanzt. In der Malerei wie im Leben. Übers Malen: Entweder haucht sie mit dem Pinsel ganz feine, ganz zarte kleine Aquarelle aufs Papier, deren Figuren schemenhaft zu schweben scheinen. Oder sie packt alle Kraft und Energie in ein Großformat, lässt die Farben grob fließen, bis sie sich auflösen und als Struktur ein Bild im eigentlichen Bild sind.

Übers Leben: Aufgewachsen in der DDR, 1984 ausgewiesen, heute eine Wohnung in Berlin, ein alter Kotten in Brandenburg. Eine Künstlerin mit vielen Talenten: Schreiben, Filmen, Reisetagebücher verfassen, Performances (mit Zopf), Malen. Nie langweilig.