Gladbeck. Einen Eindruck von Maloche unter Tage wie einst bekommen Besucher des Trainingsbergwerks Recklinghausen. Führungen bieten Infos und Erfahrungen.
Feiner Staub tanzt im hellen Lichtkegel der Kopflampe. Ansonsten ist es finster im Trainingsbergwerk an der Wanner Straße. „Ganz schön dunkel, was?“, fragt Bernd-Uwe Seeger (60), der Vorsitzende des Fördervereins, und geht voran – hinein in die Grube. Ein Ausflugstipps für Gladbecker.
Ein Ausflugstipp für Gladbecker: das Trainingsbergwerk in Recklinghausen
Die Deckenleuchten bleiben aus. „Genauso war es auch für die Kumpels“, betont Seeger. Die Erlebnisführungen haben ihren besonderen Reiz. Und zum Schluss gibt es sogar noch ’ne Currywurst. Seeger ist froh, dass „sein“ Trainingsbergwerk das Ende der Steinkohle überlebt hat. „Das war allerdings knapp“, erzählt er.
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Die RAG wollte den Betrieb einstellen, doch zum Glück sprang vor einigen Monaten der Regionalverband Ruhr ein. Wo einst bis zu 200 Auszubildende lernten, erkunden heute Neugierige mit Helm und Mantel die 1250 Meter langen Tunnel in der Halde, und zwar mit bis zu 17 Metern Gestein über dem Kopf. Dabei geht es nicht hinab, sondern geradeaus.
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„Führungen gab hier zwar schon immer, aber jetzt soll das Angebot noch größer werden“, verrät Seeger. Von Escape-Rooms, in denen die Besucher Rätsel lösen, bis hin zu Kindergeburtstagsfeiern. Und vielleicht können die „Bergbauverrückten“, wie sie sich nennen, ja doch noch – irgendwie und irgendwo – einen Förderkorb auftreiben. „Und so tun als ob“, sagt Seeger, „als ob es 1000 Meter runtergeht.“ Er grinst. „Mit Geräuschen und Geschaukel.“
Weitere Informationen
Das Trainingsbergwerk Recklinghausen befindet sich an der Wanner Straße 30 in Hochlarmark. Der Regionalverband Ruhrist nun der neue Betreiber.
Es ist ebenerdig, führt in die Halde hinein und verfügt über sechs Eingänge. Das Tunnelsystem ist etwa 1250 Meter lang. Dort ist es zwischen 20 und 23 Grad warm.
Von den rund 40 Besucher-Führern gehört die Hälfte zum festen Team. Außerdem gibt es eine Instandhaltungstruppe.
Der erste Teil entstand im Zweiten Weltkrieg. Er wurde als Luftschutzbunker und Lazarett genutzt. Im Jahr 1975 hat die Ruhrkohle AG diesen Teil zum Ausbildungsstandort mit bis zu 200 Lehrlingen ausgebaut. Heute trainiert dort noch die Grubenwehr.
Es gibt Schnupper-, Aktiv-und Erlebnisführungen. Gebühr: Preis: 9 Euro (Kinder:7 Euro) bis 25 Euro (Kinder: 20 Euro, Bergmannsessen inklusive).
Die Führungen dauern zwei bis drei Stunden (manchmal auch vier,wenn es mit den „Bergbauverrückten“durchgeht). Information: 0 23 61/3 03 89 10, www.trainingsbergwerk.de
Keine Frage: Er ist in seinem Element. Und vor allem hat es ihm die Lok angetan. Die steht zwar noch auf der Zeche Ibbenbüren, aber spätestens 2021 soll sie ihre Runden durch das Stollen-System drehen. „Und die Personenwagen, die schneiden wir einfach oben ab, da machen wir Cabrios draus.“ Doch dafür müssen erst einmal neue Gleise und ein 18 Meter langer Verbindungstunnel her. Kein Problem. Allerdings lässt der Verein graben. „Obwohl wir hier alle Maschinen haben“, berichtet Seeger – und Stolz klingt in seiner Stimme.
Ehrenamtlich führen Experten bis zu fünf Führungen täglich durch
Aber der Aufwand wäre dann doch eine Nummer zu groß. Schließlich läuft an der Wanner Straße alles ehrenamtlich. Soll heißen: Rund 20 ehemalige Bergleute und Männer, die sich der Zeche verbunden fühlen, halten die Touristen auf Trab: Sie wuppen bis zu fünf Führungen täglich und holen damit die Betriebskosten rein, vor allem für Strom und Heizung.
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Die Gäste erwartet Bergbau zum Anfassen – so wurde unter Tage malocht. „Wir lassen die Maschinen laufen und machen ganz schön Krach und Radau“, erklärt Seeger und zeigt auf ein Ungetüm, das auch der Besucher fahren darf. Da ist ein Seitenkipper, dort der Bohrhammer, hier der Ladepanzer. Seegers Blick wandert zum Walzenschrämlader. „Kostprobe gefällig?“ Seeger hebt den 17 Kilo schweren Abbauhammer hoch und schaltet ihn ein. Der ohrenbetäubende Lärm ist kaum auszuhalten und löst bei Zuschauern fast einen Fluchtreflex aus.
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Der Mann aus Borken grinst. 43 Jahre war er auf dem Pütt. Er war Leopolder. Er war Prosperaner. Und zum Schluss vor allem in Sachen Arbeitsschutz auf anderen Zechen unterwegs: in Vietnam, China, der Türkei und Afghanistan.
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Aber zurück nach Hochlarmark. Als Seegers Ruhestand immer näher rückte, wurde ihm schon fast angst und bange. Zum Glück kam dann die Anfrage, ob er sich um das Trainingsbergwerk kümmern könne. Klar, kann er. „Und jetzt bin ich manchmal zehn Stunden am Tag hier“, sagt er. Dabei sieht er immer noch sehr zufrieden aus.
Und Seeger wandert weiter durch die Stollen mit dem typischen Geruch nach Gestein und Schmieröl. Unter der Decke schlängeln sich unzählige Stromkabel und Rohre. Gewaltige Ketten machen den „Bandsalat“ perfekt. Seeger kennt das Trainingsbergwerk in- und auswendig. Der Walzen- und der Hobelstreb sind seine Lieblingsorte. Plötzlich ertönt ein lautes Klingeln. Der Chef hat den Signalgeber für den Material-Förderkorb gezogen, der einst nach oben auf die Halde fuhr. Und weiter geht’s. „Kopf einziehen!“ Vorbei am Schildausbau, am Kohlenhobel, am Förderband und an der Hängebahn mit dem Namen „Dieselkatze“ („weil die so schön schnurrt“). Und dann – hinter der großen Stahltür – ist wieder das Tageslicht.