Gladbeck. .

Von wegen, Geschichte ist kalter Kaffee! Manche Kinder und Jugendliche in Gladbeck werden bei Historie quicklebendig – vorausgesetzt, die Zubereitung stimmt. Und wenn’s auch noch Ereignisse vor der eigenen Haustür, im nächsten Umfeld geht, werden selbst ruhige Gemüter aufgeweckt. Nur zu gerne wandeln sie dann auf den Spuren ihrer Väter und Großväter, die einst unter Tage malochten.

Historie verständlich transportieren

Der REVAG Geschichtsverein/Zeche Graf Moltke I/IV nimmt den Nachwuchs seit Jahren an die Hand und bringt ihm Lokalgeschichte nahe – in Begegnungen mit einstigen Bergleuten und mit diversen Projekten. Sei es nun eine Bergbauwanderung, ein Musical oder jüngst der Schwibbogen (die WAZ berichtete). Die aktuelle Aufgabe, die der Verein jetzt anpackt, ist das „Gladbecker Lesebuch“ – das erste seiner Art, ein Beitrag zu Bildung und Integration.

„Es ist quasi ein Nebenprodukt unserer bisherigen Aktivitäten“, sagt Walter Hüßhoff. Der Leiter des Geschichtskreises zum Inhalt des Heftes: zehn Interviews mit früheren Kumpels und Dokumentationen von Projekten. Das Lesebuch“ wird aufs Papier gebracht in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, dem Jugendbereich und Jugendrat sowie mehreren Schulen. Hüßhoff strebt an, dass das Buch in spätestens zwei Jahren „komplett“ ist.

Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht die historische Aufarbeitung Gladbecks in ihrer Gänze – von Blütezeit des Bergbaus bis zur Ära, in der die Arbeit unter Tage allmählich in den Schatten gestellt wurde durch andere Branchen; von Aufbaujahren bis zur Gegenwart. „Wir wollen Geschichte verständlich transportieren“, unterstreicht Hüßhoff. Und das komme an bei der Jugend.

„Wir“, das sind 16 Vereinsmitglieder unterschiedlichen Alters, die früher auf Zechen ihre Brötchen verdienten. Deutsche Seite an Seite mit Türken, Polen, Portugiesen und Kollegen anderer Nationen. Die Verbindung zu jungen Leuten liegt ihnen am Herzen. Deswegen gehen die Männer in Schulen, wecken dort Interesse für das, was einmal war in Gladbeck und was sich entwickelt (hat). Denn wenn die Vereinsmitglieder erzählen, wird (Lokal-)Geschichte lebendig und greifbar. An der Elsa-Brändström-Hauptschule erarbeitet Hüßhoff mit Schülern derzeit ein Hörbuch.

Kenntnisse über den Ort, an dem sie leben, sollen die Identifikation der Kinder und Jugendlichen mit Gladbeck fördern. Das gelte auch – oder gerade – für den Nachwuchs mit Migrationshintergrund: „Die jungen Leute sollen ihr Umfeld als Heimat wahrnehmen.“