Gladbeck. Nachbarn von Michael Hübner beschweren sich über haufenweise Hunde-Hinterlassenschaften. Der Politiker ärgert sich über „asoziales Verhalten“.

Nein, Fotos vom Stein des Anstoßes, nett ausgedrückt, erspart sich Michael Hübner lieber. „Zu fies“ findet der Landtagsabgeordnete die gehäuften Streitobjekte in seinem Wohnumfeld: Hundekacke auf Schritt und Tritt. Der Verbindungsweg zwischen Steinstraße und Moltkesiedlung sowie zur Eichendorffstraße entwickle sich zunehmend zur Toilette für Vierbeiner.

Kinder wenden sich an den Gladbecker SPD-Politiker Michael Hübner

Radfahrer und Fußgänger haben dort fast einen Slalom zu absolvieren, wollen sie nicht ein ungewolltes, müffelndes Souvenir nach Hause bringen. Der SPD-Abgeordnete, selbst Vater, erzählt: „Kinder aus der Nachbarschaft bimmeln bei mir und fragen: ,Weißt Du, wie eklig das ist? Du hast doch was mit Politik zu tun, kannst du dagegen nicht etwas machen?’“ Das würde Hübner nur zu gerne, aber was kann dieses Verhalten ändern, fragen sich der Politiker und Fachleute, beispielsweise beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG).

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Henrik Feldhaus, dort zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, fehlt das Verständnis für Herrchen und Frauchen, die sich kein bisschen um die Hinterlassenschaften ihrer tierischen Lieblinge scheren. Dabei könnte alles so einfach und sauber sein – dank der Hundekotbeutel. Bis zu diesem Monat wurden rund 362.880 einzelne Tüten unter Hundefans gebracht, im Vorjahr fanden 272.160 Beutel Abnehmer – ebenso viele wie im Jahr 2017. Der Griff zu den Plastikbeuteln kostet die Gladbecker nichts: Sie werden kostenlos abgegeben, beispielsweise im ZBG, Rathaus – im Bürgerbüro und Ordnungsamt – sowie in Apotheken, Trinkhallen und bei Tierärzten.

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Grundsätzlich habe sich das Angebot, Kotbeutel kostenlos zur Verfügung zu stellen, bewährt, so der ZBG. Ein Indiz dafür seien die Abgabezahlen. Obendrein sind Tütenspender aufgestellt, wie auf der Hundewiese im Wittringer Wald. Sie stehen ebenfalls an den Eingängen zu den drei städtischen Friedhöfen in der Stadtmitte, in Brauck und Rentfort. Dort habe sich das Angebot bewährt, so der ZBG. Im Gegensatz zu Standorten in der City, wie vor Jahren: „Bei diesen wurden mehrmals die Tüten herausgerissen und in der Innenstadt verteilt.“ Daraufhin seien die Spender abgebaut worden.

Wen halt kein Grün in unmittelbarer Nähe ist, muss Waldi eben auf Asphalt müssen, scheinen sich manche Hundebesitzer zu denken – sehr zum Leidwesen der Bewohner der „Moltkesiedlung“ in Gladbeck.
Wen halt kein Grün in unmittelbarer Nähe ist, muss Waldi eben auf Asphalt müssen, scheinen sich manche Hundebesitzer zu denken – sehr zum Leidwesen der Bewohner der „Moltkesiedlung“ in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Mit jeweils rund 4700 Euro schlugen die kostenlosen Hundekotbeutel in den Jahren 2017 und 2018 zu Buche. Für dieses laufende Jahr rechnet der ZBG mit etwa 6250 Euro. Papier statt Plastik wäre vielleicht ökologisch korrekter, aber die Kosten „sieben- bis zehnmal so hoch“. Außerdem: „Vor einigen Jahren hat der ZBG bereits die Papierbeutel ausgegeben, diese wurden jedoch nicht so gut von den Hundebesitzern angenommen.“ Zu groß, zu sperrig, zu unpraktisch lautete die Kritik. Kunststoffbeutel könnten zum Greifen einfach über die Hand gestülpt werden.

Soll etwa die Allgemeinheit die Hundehaufen beseitigen?

Die Plastiktüten wären ja schon ein Anfang für mehr „tretminenfreie“ Wege und Straßen – wenn sie denn nicht irgendwo im Gebüsch landen würden. Ein Phänomen, bei dem Feldhaus fast die Worte fehlen: Was geht in den Köpfen der Menschen vor? Das fragt sich auch Michael Hübner: „Sollen sich um die Exkremente, die auf den Bürgersteigen liegen, etwa Mitbürger und die Allgemeinheit kümmern? Ein asoziales Verhalten der Hundebesitzer – „Pfui!“, meint ein erboster Michael Hübner.

Hundesteuer in Gladbeck

Die Hundesteuer ist eine öffentliche Abgabe wird ohne Gewährleistung einer Gegenleistung erhoben. Hundekotbeutel werden nicht durch die Einnahmen aus der Hundesteuer bezahlt. Henrik Feldhaus: „Die Tüten werden aus dem Etat des ZBG durch andere Gebühren finanziert.“

Zum 1. Januar 2017 wurden die Sätze erhöht. Für einen Hund hat der Halter 132 Euro zu zahlen. Vor dem Stichtag waren es 120 Euro. Für zwei Tiere beträgt die Steuer 150 Euro (davor 138 Euro). Bei drei oder mehr Hunden: 162 Euro pro Vierbeiner (davor 150 Euro). David Hennig, Sprecher im Rathaus: „Die Stadt Gladbeck hat 568.000 Euro im Jahr 2018 an Hundesteuern eingenommen.“

Die Anzahl der Vierbeiner sei im vergangenen Jahr leicht gestiegen. „Aktuell hat sie sich bei rund 4500 eingependelt“, so David Hennig. Im Jahr 2016 waren 4272 Hunde in Gladbeck registriert gewesen, im Jahr darauf 4398. Für 2018 meldet die Stadt 4401 Tiere. Der Stadtsprecher: „Wir haben aktuell rund 3900 Hundehalter.“

Spreche er Menschen auf ihr Fehlverhalten an, bekomme er immer wieder Verweise auf die Hundesteuer zur Antwort.

Er habe in Gesprächen zu dem Thema in seinem Umfeld beobachtet: „Meistens wird so getan, als wenn die Hunde irgendwoher kommen.“ Es sei doch völlig abstrakt zu denken, dass jemand, beispielsweise aus Essen, seinen Fiffi ausgerechnet in diese Gladbecker Gegend zum Haufenmachen chauffiere. Ach was! Der Landtagsabgeordnete schlussfolgert: „Die Verursacher müssen in unserer Nachbarschaft wohnen!“

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Da bleiben eigentlich nur zwei Wege, um dieses unappetitliche Geschäft aus der Welt zu schaffen: Nachbarn legen sich auf die Lauer, um die Verursacher auf frischer Tat zu ertappen. Oder – wieder einmal – ZBG-Mitarbeiter entfernen die Haufen von den Wegen. Wohl wissend, dass es nicht das letzte Mal sein wird.