Gladbeck. . Zwangsarbeiter aus vielen Ländern überlebten Tortur nicht. Mehr als 200 sind auf dem Braucker Friedhof bestattet. Info-Tafel erinnert an sie.
- Eine Informations-Tafel erinnert auf dem Braucker Friedhof an das Schicksal Gladbecker Zwangsarbeiter
- Auf einem Gräberfeld sind mehr als 200 Männer, Frauen und Kinder aus vielen Ländern bestattet
- Nicht jeder Tote hat einen eigenen Grabstein, 33 Menschen wurden in einem Massengrab beerdigt
Die schwermütigen Klänge von „Verleih uns Frieden gnädiglich“ schweben in der kalten Luft. Das Stück von Felix Mendelssohn Bartholdy, das vier Bläser mit Musikschul-Leiter Rolf Hilgers interpretieren, verleihen dem Geschehen an diesem Sonntagnachmittag Würde, vermitteln eine nachdenkliche Stimmung in der kleinen Gruppe. Menschen haben sich am Rande des Gräberfeldes auf dem Friedhof in Brauck versammelt: Sie gedenken der mehr als 200 Männer, Frauen und Kinder, die während des Nationalsozialismus’ in Gladbeck Zwangsarbeit leisten mussten und dies nicht überlebten.
Viele tote Kinder, viele „Namenlose“
Eine Infotafel mit QR-Code erinnert seit gestern an das Schicksal dieser Menschen, die aus vielen Ländern stammten: Nykola Stefanski, gestorben am 31.3.1943; Iwan Ruban, gestorben am 28.3.1945; die 17-jährige Wera Alexandruk; Raja Tschischick lebte nur vom 20. August 1944 bis zum 22. April des Folgejahres. Viele Kinder haben hier in Brauck ihre letzte Ruhestätte. Und viele der toten Erwachsenen haben ihren Namen mit ins Grab genommen. Nicht jeder, der auf diesem Feld bestattet ist, hat eine eigene Ruhestätte, in einem Massengrab liegen 33 Tote.
Bericht eines Überlebenden
Bürgermeister Ulrich Roland lässt einen erzählen, der die Zeit als Zwangsarbeiter in Gladbeck überlebt und darüber berichtet hat. Cornelius B. kam im Oktober 1941 in das Lager am Luftschacht in Ellinghorst, wurde grausam geschlagen, musste Hunger leiden und erkrankte so schwer, dass er später erwerbsunfähig war. B. lebte bis zu seinem Tode im Jahre 1989 unweit des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers.
Weiße Nelken und Grablichter
Auch Menschen wie ihm gelten die Gedanken der Gladbecker, die gestern langstielige weiße Nelken auf die Gräber der Zwangsarbeiter legen und Lichter anzünden. Die mittlerweile elfte historische Gedenktafel an dieser Stelle hält die Erinnerung an die gepeinigten Zwangsarbeiter wach.