Gladbeck. Die Wittringer Ritter holten den Hoppeditz aus seinem Tiefschlag. Die Jecken begrüßten das neue Prinzenpaar mit Gardetanz und Konfetti.
Volker I. und Tine I. regieren in der anstehenden fünften Jahreszeit die Gladbecker Narren. Doch bevor die Wittringer Ritter in der Gaststätte Kleimann-Reuer zur Proklamation der Tollitäten schreiten konnten, musste der Hoppeditz wachgetrommelt werden.
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Neun fassgroße japanische Taiko-Trommeln stehen auf der Bühne im Halbkreis um den Stuhl herum, auf dem der Hoppeditz (Klaus-Peter Quickels) schläft. Um Punkt 19.11 Uhr legen die acht Trommler der Gladbecker Sportgemeinschaft los: Mit dicken, beleuchteten Schlägeln spielen sie einen energiegeladenen Rhythmus, um die Schlafmütze munter zu machen. Als diese dann endlich erwacht, gelten die ersten Worte dem Stadtjubiläum: „Gladbeck ist eine schöne Stadt, die in diesem Jahr Geburtstag hat. Hundert Jahre wird sie alt, darum feiert man, ob es warm ist oder kalt …“
Lobende Worte findet der Hoppeditz für seinen Karnevalsverein Wittringer Ritter, Schalke und den Seniorenbeirat, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feierte. Diese Auftaktrede der neuen Session bringt ihm den ersten Orden in der aktuellen fünften Jahreszeit aus den Händen der Vereinsvorsitzenden Sandra Gailowitz ein.
Die Wittringer Ritter feiern ein karnevalistisches Jubiläum: die 22. Session
Dieses Hoppeditz-Erwachen ist nicht irgendeines: Es ist die 22. Session des Vereins Wittringer Ritter, also ein karnevalistisches Jubiläum. Entsprechend gut gefüllt ist an diesem Abend der Saal im Obergeschoss der Gaststätte Kleimann-Reuer, auch wenn sich die Zahl der Kostümierten noch in Grenzen hält. Die erste Bühnenshow der neuen Session gestaltet die Jugendgarde. Die zwölf Mädchen im Alter zwischen sechs und elf warten mit einer rasanten Tanz-Darbietung auf. Das Publikum honoriert den Auftritt mit langem Applaus und Forderungen nach eine Zugabe. „Ihr trainiert das ganze Jahr über, ihr müsst diesen Flohhaufen zusammenhalten, ihr habt euch den Sessionsorden verdient“, lobt Gailowitz die Betreuerinnen der Garde – Elke Uhlendorf und Heike Walter.
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Die Tanzdarbietung zu Ehren des neuen „Ritters von der Gladebeke“ Thomas Wehner wird zu einer Premiere. Die erst im März gegründete Juniorengarde steht zum ersten Mal auf der Bühne. Mit ihren Darbietungen zu „Mr. Vain“ und „Viva Colonia“ reißen die Tänzerinnen zwischen zwölf und 16 Jahren das Publikum mit. Gailowitz erklärt: „Diese jungen Damen sind unserer Jugendgarde entwachsen, und wir haben gedacht: Wir machen aus denen eine neue Garde. Und ich finde: Das ist die beste Idee, die wir hatten. Oder?“
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Danach ist es endlich an der Zeit für die Majestäten der neuen Saison. Jörg und Jens Sievers drehen die Musik hoch. Die Blicke der Gäste und viele Kameras wenden sich zum Saaleingang, von dem aus sämtliche Garden sich auf den Weg zur Bühne machen. Angeführt werden sie von Jörg Jaursch mit der Vereinsfahne.
Volker Ristau und Tine Hälker erhielten Prinzenkette, Zepter und Diadem
Konfetti-Kanonen knallen. Süßigkeiten fliegen aus dem Festumzug auf die Tische der Gäste. Inmitten der Menge befindet sich das neue Prinzenpaar. Sandra Gailowitz verkündet: „Ich darf vorstellen: Seine Tollität Volker I. und Ihre Lieblichkeit Tine I.!“ Die Verleihung der Insignien gebührt dem Landtagsabgeordneten Michael Hübner, der dieses Mal den Bürgermeister Ulrich Roland vertritt. Auf der Bühne überreicht der Politiker Volker Ristau die Prinzenkette plus Zepter und Tine Hälker das Diadem.
Närrischer Ehrenritter
Der Titel „Närrischer Ehrenritter“, eine Auszeichnung für besondere Leistungen für den Verein, geht an diesem Abend an Christa Blümer. Sie gehörte 1998 zu den Gründungsmitgliedern der Wittringer Ritter.
„Sie war und ist mit viel Leidenschaft dabei“, lobt Vorjahres-Ehrenritter Dieter Janßen, „sie ist an erster Stelle, wenn Gardekostüme genäht und Dekorationen gebastelt werden sollen. Besonders erinnere ich mich natürlich an ihre Comedy-Rolle als ‚Elvis the Pelvis‘.“
Der zweite Ehrentitel für besondere Unterstützer des Vereins ist der des „Ritters von der Gladebeke“. Dieses Mal empfängt Thomas Wehner diesen – im wahrsten Sinne des Wortes – Ritterschlag von Sandra Gailowitz.
„Er ist als Karnevals-Entertainer schon weithin bekannt“, so der frühere Ritter Lutz Wünnemann. „Vielleicht können wir ihn überzeugen, sich bei uns einzubringen – als Sänger, als Entertainer oder vielleicht als neuer Hoppeditz, wenn unser jetziger nicht mehr kann.“
„Ihr seid mein Volk, und ich bin euer Volker!“, begrüßt der neue Prinz seine Gäste, dann verkünden er und seine Prinzessin die Gebote für ihr Volk. Alle wollen eine friedliche und fröhliche Session, dabei nur gut gelaunte Gesichter sehen. „Fotografieren mit dem Handy ist erlaubt, daddeln kann jeder zuhause!“ Ristau verleiht seinen ersten Prinzenorden an seinen Sohn Simon, schließlich muss dieser demnächst häufiger abends auf ihn verzichten. Die Gesandten der Gastvereine Rot-Weiß Datteln, Herten-Langenbochum und „Gelsenkirchener Schlossnarren“ gratulieren.
Hübner kündigt an, den Jecken den Rathaussturm am 20. Februar nicht zu leicht machen zu wollen. Die sechsköpfige Prinzengarde erweist den Regenten mit dem Gardetanz die Ehre. „Wir haben drei super Garden, das ist nicht selbstverständlich“, meint Gailowitz. Den ersten Fauxpas des Abends bemerkt sie sofort. „Hast du gerade ‚Gladbeck Alaaf‘ gesungen?“, fragt sie einen der ehemaligen Ehrenritter. „Das lasse ich jetzt ausnahmsweise noch durchgehen. Beim nächsten Mal nehme ich dir den Ritter-Titel ab!“