Gladbeck. Der Gladbecker Karnevalsclub begeistert mit seiner Galasitzung in der Stadthalle. Großartige Tanzgarden und tolle Büttenreden sorgen für Stimmung
Die Galasitzung der Wittringer Ritter ist und bleibt einer der Höhepunkte im Gladbecker Karneval. In der ausverkauften Mathias-Jakobs-Stadthalle hat die Veranstaltung alles, was das närrische Herz begehrt: spektakuläre Tanzgarden, lustige Büttenreden und ein jeckes Volk in Höchstform. Nur das Prinzenpaar fehlt auf der Bühne. Zum ersten Mal in der 20-jährigen Vereinsgeschichte wollte keiner das Amt übernehmen. Davon lassen sich die Karnevalisten am Samstagabend aber nicht die ausgelassene Stimmung und die gute Laune verderben.
Das Motto der diesjährigen Session lautet: „Norden, Süden, Osten, Westen, der KCWR ist auf allen Festen“. Vor allem die eingeladenen Garden der großen Pulheimer KG „Ahl Häre“ und das Rheinische Tanzcorps „Echte Fründe“ reißen das Publikum mit ihren rund 30-minütigen Darbietungen von den Sitzen und sorgen für Jubelstürme.
Tanzmariechen schwingen das Tanzbein und fliegen meterhoch
Lob von „Ritter“ Blümer für die Jugendgarde
Toni Blümer ist – wie das Publikum in der voll besetzten Stadthalle – bei der Galasitzung begeistert vom Auftritt der Jugendgarde der Wittringer Ritter. „Wir sind stolz auf euch“, so der Sitzungspräsident und Ehrenvorsitzende, der souverän und routiniert durch das Programm führt.
„Zugabe, Zugabe“, schallt es aus dem närrischen Volk. Und die Bitte wird erhört. Auch die Prinzengarde des KCWR darf eine gewünschte Zugabe präsentieren. Die Erwachsenen lassen sich nicht zweimal bitten und halten die Tänze mit ihren Smartphones in Bild und Video fest.
Die Tanzmariechen schwingen gekonnt das Tanzbein, fliegen meterhoch in die Luft und landen sanft in den Armen der jungen Tänzer. Gefolgt von spektakulären Hebefiguren der Damen auf den Schultern der Herren und weiteren artistischen Einlagen. Scheinbar mühelos umfassen die Tänzerinnen mit der rechten Hand ihren in die Höhe gestreckten rechten Fuß. Unterdessen wird lächelnd mit dem linken Standbein im Takt gehüpft. Das närrische Volk ist aus dem Häuschen.
Der Karnevalsvirus grassiert in der Stadthalle – viele bunte Bilder gibt’s zu sehen. Oberschwester Helga hat dafür die richtige Medizin parat. Sie macht zunächst den Herren der Schöpfung ein Kompliment. „Ich wusste gar nicht, dass Gladbeck so schöne Männer hat“, sagt sie. Ein Raunen geht durch den Saal. Dem Geräusch nach zu urteilen, wussten die meisten Gladbecker bislang selbst nichts von ihrer Schönheit und wirken ein wenig überrascht. Und ihre Charme-Offensive geht weiter: „Ich finde, ein Mann muss Bauch haben.“ Nach dem Spruch wird gelacht und spontan geklatscht – vorwiegend vom männlichen Narrenvolk mit Hüftgold. Auch die Comedy-Truppe der Wittringer Ritter ist für jeden Spaß zu haben. Nach ihrem 45-minütigen Auftritt bleibt kein Auge trocken.
Bürgermeister Ulrich Roland steigt wieder als „Türmer“ in die Bütt
Als Türmer von der Gladebeke ist Bürgermeister Ulrich Roland am Rednerpult in seinem Element. Seine Themenpalette: Bergbau, Stadtjubiläum, Brexit, Europawahl und „König Fußball“. Er weiß, was er an einem Abend, an dem Schalke mit 0:4 zu Hause gegen Fortuna Düsseldorf verloren hat, sagen muss. „Der Rudi Assauer würde von oben resignierend den Kopf schütteln.“ Die emotionale königsblaue Fußballseele ist zwar leidgeprüft, aber eine Weisheit bleibt bestehen. „Einmal Schalker, immer Schalker“, so der „Türmer“.
Wer bei der Galasitzung auf die Knappen aus der Nachbarstadt zu sprechen kommt, hat bei den Närrinnen und Narren ohnehin leichtes Spiel. „Steht auf, wenn Ihr Schalker seid“, ruft das Gesangsduo De Schlofmütze zu Beginn ihres Auftritts in den Saal. Und es funktioniert wie auf Knopfdruck, das Volk erhebt sich und singt inbrünstig mit. Karneval kann so schön und einfach sein. De Schlofmütze und die Band „Mi Hätz“, zeigen mit „Ich ben ne Räuber“, „Hey Kölle“ und „Kölsche Jung“, dass kölnisches Liedgut auch tief im Westen stimmgewaltig seine Anhänger findet. Bis weit nach Mitternacht feiern die Wittringer Ritter.