Gladbeck.. Karnevalisten läuten mit einer ausgelassenen Feier die neue Session ein. Auch das Prinzenpaar wurde nach zwei Jahren Amtszeit verabschiedet.


Da mochten die Wittringer Ritter, ihre Gäste und Freunde im vollbesetzten Festsaal des Hauses Kleimann-Reuer noch so laut rufen – der Hoppeditz wollte einfach nicht aufwachen. Zusammengesunken saß er auf seinem Stuhl und rührte sich nicht, bis Sandra Gailowitz, erste Vorsitzende des Karnevalsclubs Wittringer Ritter 1998 e.V. (KCWR) und Sitzungspräsidentin, die zündende Idee hatte: Ein Glas mit Bier unter die Nase gehalten und schon war er hellwach. Wie immer feierten die Wittringer Ritter am Freitag vor dem 11.11. ausgelassen ihren Auftakt zur neuen Session, die in diesem Jahr unter dem Motto steht „Norden, Süden, Osten, Westen, der KCWR ist auf allen Festen.“

In seiner Büttenrede streifte Klaus Peter Quickels, auch wie immer im bunten Hoppeditz-Kostüm, mit spitzer Zunge das politische Durcheinander nach der Bundestagswahl, von Jamaika bis GroKo, von Lindner bis Seehofer, das Debakel der Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft und warf einen Blick voraus auf das hundertjährige Gladbecker Stadtbestehen.

Voller Inbrunst sangen die Besucher im Saal das Steigerlied, denn auch die Bergleute im Revier wurden mit einem etwas wehmütigen „Jeck und königsblau, Bergleute Helau“ gegrüßt.

Viele Orden wurden verliehen

Natürlich erhielt der Hoppeditz für seinen Vortrag einen Orden. Wie bei jedem Sessionsauftakt „regnete“ es Orden. Die Jugendgarde des KCWR wurde bei ihrem Einmarsch mit Klatschen und Pfeifen begrüßt und nicht nur die 15 sechs- bis 13-Jährigen waren stolz, dabei sein zu dürfen, auch ihre Eltern waren es mindestens genauso wie ihr Nachwuchs. Die Hälfte der jungen Mädchen sei das erste Mal dabei, erklärte ihre Trainerin Heike Walter. Entsprechend groß war das Lampenfieber. Der Auftritt war perfekt und das Publikum forderte eine Zugabe.

Die Gäste beklatschten die verschiedenen Gruppen bei ihrem Einmarsch.
Die Gäste beklatschten die verschiedenen Gruppen bei ihrem Einmarsch. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Dann erhoben sich alle von ihren Plätzen, denn das noch amtierende Prinzenpaar, begleitet von der Prinzengarde, marschierte ein. Jörg I. und Claudia I. (beide Jaursch) sollten verabschiedet werden. Zwei Jahre haben sie die Wittringer Ritter angeführt, „eine schöne, aber auch anstrengende Zeit“, wie Jörg I. betonte. Jetzt ließ es sich auch Bürgermeister Ulrich Roland nicht nehmen, das Prinzenpaar zu verabschieden.

Auch ein närrischer Ehrenritter wurde ernannt

Und mit Blick auf den Rathaussturm bekräftigte er, im kommenden Jahr sei das Rathaus sicher. Es sei „top secret“(streng geheim), so war im Vorfeld zu hören, wer in diesem Jahr zum „närrischen Ehrenritter“ ernannt werde, ebenfalls eine Tradition des KCWR. Sandra Gailowitz hielt die Laudatio: „Er ist Gründungsmitglied, Standartenträger, Jugendwart und war mein Comedy- Partner“.

Auch die Kindergarde war bei der Sessions-Eröffnung im Haus Kleimann-Reuer dabei und zeigte ihr Können.
Auch die Kindergarde war bei der Sessions-Eröffnung im Haus Kleimann-Reuer dabei und zeigte ihr Können. © Unbekannt | FUNKE Foto Services






Gemeint war Dieter Janßen, von Anfang an im KCWR dabei, dem anschließend die Worte fehlten: „Ich freu mich tierisch“ – mehr ging nicht. Anschließend wurden zahlreiche Verdienst- und Sessionsorden verliehen und die Tanzgruppen der befreundeten Karnevalsvereine von Datteln bis Herne zeigten ihr nahezu artistisches Können. Den gelungenen Schlusspunkt setzte die Comedy des KCWR mit ihren treffenden Parodien bekannter Hits und Schlager. „Jetzt kann es also endlich wieder losgehen“, freute sich die erste Vorsitzende auf die Karnevalssession 2018/2019.

>>>Feier trotz historischen Datums

Frau Gailowitz, seit zwei Jahren hat der Karnevalsclub Wittringer Ritter (KCWR) eine weibliche Vorsitzende. Sind Sie schon immer mit dem Thema Karneval verbunden gewesen?

Sandra Gailowitz: Ja, auf jeden Fall. Ich habe schon als Kind in anderen Vereinen in der Garde getanzt und bin da so über Jahre reingewachsen, habe auch in unserem KCWR bei der Comedy mitgemischt und dann im letzten Jahr eben diese Aufgabe übernommen, die mir viel Freude macht.


In der Session 2018/2019 gibt es erstmalig kein Prinzenpaar, ausgerechnet im Jahr Ihres 20-jährigen Jubiläums. Wird das Auswirkungen auf die Aktivitäten haben?

Überhaupt nicht. Der Verein wird alle geplanten Termine wahrnehmen. Prinz und Prinzessin zu sein bedeutet, viel Zeit zu investieren und davor schrecken viele zurück. Aber jeder und jede, die sich angesprochen fühlen – auch wenn sie nicht im Verein sind – können sich gern bei mir melden.

Nun fällt die Sessions-Eröffnung auf den 9. November, ein für Deutschland historisches Datum, das eher für Innehalten und Erinnerung steht. Passt da der Karneval hinein?

Uns ist bewusst, dass das ein schwieriges Datum für den KCWR ist, aber das hat bei uns ja Tradition: Seit Jahren läuten wir am Freitag vor dem 11.11. die Session ein. Dies zu ändern, auch was die Lokalität angeht, wäre ein ungeheurer Aufwand gewesen, zumal das ein fester Termin für unsere Karnevalisten ist.