Gladbeck. Werke von Bach, Buxtehude und Schütz erschallen am 3. November. Mitwirkende sind der Kirchenchor Christus König, Solistinnen und Orchester.
Seine Premiere als Organist und Dirigent des 20-köpfigen Kirchenchores Christus König Schultendorf brachte Garret Bachmura im vergangenen Jahr vor 200 Zuhörern über die Bühne – voll besetztes Gotteshaus. Jetzt legt der 26-jährige Gladbecker nach: Werke von Johann Sebastian Bach, Dieterich Buxtehude und Heinrich Schütz sollen am 3. November in einem „Barocken Kammerkonzert“ die Gäste anrühren.
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Ausschließlich Werke von protestantischen Komponisten habe er auf das Programm gesetzt, sagt Bachmura mit einem Augenzwinkern. Ausgerechnet, in einer katholischen Kirche. Das sei jedoch unbewusst geschehen, beteuert er. Aber die Auswahl ist eben dem Thema geschuldet. Was wäre Barockmusik ohne Bach? Das ist für Bachmura und Katharina Naglav, die den Alt-Part übernimmt, schier unvorstellbar. Die 36-Jährige gibt gerne eine Kostprobe.
Zart, fast romantisch schweben die Töne von der Kirchenempore in den Raum: „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“... Bachmura begleitet die Sängerin mit silbrigen Klang am Cembalo. Bei der Zeile „(...) wohl aber Himmelseintracht“ steigt die Melodie empor, beim Stichwort „Höllensünden“ wird’s musikalisch dramatisch. Der examinierte Kirchenmusiker findet diese Kantate (BWV 170) „gar nicht so Bach-typisch“.
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Für die „blumige Sprache“ Sprache zeichnete Georg Christian Lehms verantwortlich, aber auch die Musik selbst sei etwas Besonderes, sagt Bachmura. Er erklärt: „Eine Solo-Kantate war etwas Neues für Bach. Eine Besonderheit ist die Frauenstimme.“ Üblicherweise erklangen zu Lebzeiten des Barock-Komponisten Knabenstimmen und Countertenöre. „Bach hat ab 1726 viele Solo-Kantaten geschrieben“, so der Kenner und Fan „Alter Musik“. Die musikpsychologische Wirkung von „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“: Sie strahlt Ruhe, Geborgenheit und Vertrautheit aus. Diese Kantate ist ein Lieblingsstück von Katharina Naglav im Programm: „Bach ist einfach nicht zu toppen!“ Die Konzertbesucher dürfen sich auch auf populäre Stücke wie „Air“ freuen.
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Im Zentrum des Konzerts in Christus König stehen jedoch Kompositionen von Dieterich Buxtehude, über dessen Leben und Schaffen nur wenig bekannt sei, so der Chorleiter. Doch die Werke des Mannes, der als Organist an St. Marien Lübeck wirkte, gehören zum festen Repertoire in der Kirchenmusik. Bachmura erzählt: „Ich habe dieses Jahr eine Studienreise in den Norden unternommen.“ Dort sei er auf die „wundervolle Musik des wohl wichtigsten Vertreters der Norddeutschen Orgelschule gestoßen.
Buxtehudes Kantaten sind „sehr fein und schlicht“
Buxtehudes Kantaten klingen ganz anders als die aus der Feder eines Johann Sebastian Bachs: „Sehr fein und schlicht“. Das habe er erhalten wollen, betont der Chorleiter. Katharina Naglav stimmt an: „Herr, wenn ich nur Dich hab/so frag ich nichts nach Himmel und Erden...“ Die Werke des Abends, die von Heinrich Schütz stammen, sind ebenfalls sehr reduziert, wohl auch aufgrund der Lebenssituation während des 30-jährigen Kriegs: „Eine tolle, tiefgründige Musik!“
Texte sind dem 26-Jährigen ebenso wichtig wie die Kompositionen, die er für ein Konzert zusammenstellt. Aber passt diese Musik samt Aussagen in unsere moderne Zeit? „Die Frage ist berechtigt“, meint Bachmura, der nach seinem Studium wie Naglav in der Schule unterrichten will. Er würde aus ganzem Herzen „ja“ sagen: „Wir leben in einer komplizierten Welt. Viele Menschen suchen nach Antworten auf wichtige Lebensfragen, finden sich nur schwer zurecht.“ Die Musik könne da vielleicht weiterhelfen.
Auch heutzutage kann Barock-Musik den Menschen Aussagen vermitteln
Katharina Naglav stellt fest: „Auch Schüler können mit Barock-Musik etwas anfangen, wenn sie sich darauf einlassen.“ Das Kammerkonzert im katholischen Gotteshaus in Schultendorf sei auf jeden Fall ein Abend, der für jeden Alters geeignet sei.