Gladbeck. . Seit zehn Jahren hält ein enorm aktiver Förderverein, mit Unterstützung vieler Sponsoren, die Christus- König-Kirche am Leben. Johannes Schulte-Kellinghaus ist der Vorsitzende.

Seit zehn Jahren hält ein enorm aktiver Förderverein, mit Unterstützung vieler Sponsoren, die Christus- König-Kirche am Leben. Als das Aus Anfang 2006 verkündet wurde, saß der Schock in der Gemeinde tief. Doch die schockierten Schultendorfer steckten den Kopf nicht in den Sand. Sie ließen sich nicht entmutigen und nahmen das Schicksal ihrer Gemeinde in die Hand.

Mann der ersten Stunde, Mitglied im Kirchenvorstand und seit der Gründung Vorsitzender des Fördervereins ist Johannes Schulte-Kellinghaus. Der 73-Jährige erinnert sich noch sehr gut an den Moment der Totenstille, der in der Januarmesse 2006 in der Christus-König- Kirche herrschte. „Der Schock war groß, die Betroffenheit stark zu spüren, als der damalige Pfarrer Clemens Bombeck das Bischofswort während der Messe verlesen hat.“ Ruhrbischof war 2006 Dr. Felix Genn und der trug Pfarrer Bombeck auf, die Schließung des Gotteshauses zu verkünden. Schulte-Kellinghaus: „Das sollte nicht irgendwann geschehen, sondern am nächsten Tag bereits sollten die Tore geschlossen werden.“ Obwohl alle damit gerechnet hatten, „war es mucksmäuschenstill“. Nach dem ersten Schock spuckten die Schultendorfer in die Hände, nahmen ihr Schicksal selber in die Hand.

Ein halbes Jahr dauerte es, „Bistum und Geistlichkeit davon zu überzeugen, dass ein Förderverein die Kirche erhalten will“, erinnert sich Schulte-Kellinghaus. Vier Männer machten sich auf den Weg zum Bischof, legten ein Konzept mit Wirtschaftsplan vor, in dem stand, dass sie Gottesdienste anbieten wollen und das soziale und kulturelle Leben der Gemeinde fortführen wollen. Bistumsweit einzigartig wird seitdem der Kirchenbau in Eigenregie privat unterhalten. „Für die bauliche Unterhaltung sorgen wir, fürs seelsorgerische Personal die Kooperation mit der Pfarrei St. Lamberti.“ Als sogenannte „weitere“ Kirche – offiziell ist sie keine „richtige“ mehr – gehört Christus König zur Gemeinde Herz Jesu. Einmal in der Woche, sonntags, findet um 11.15 Uhr die Messe statt.

Propst André Müller ist bis heute begeistert von den Aktivitäten. Er lobt die Entwicklung und nennt sie „ein Musterbeispiel fürs Miteinander“. Zur Turmuhreinweihung 2013 sagte er: „Ich habe immer gesagt, ich trage das mit, wenn hier keine Kirche in der Kirche entsteht.“ Das ist nicht der Fall, die Kirche steht auf soliden Beinen.

Rund 300 zahlende Mitglieder hat der Förderverein, davon gehören rund 25 zum aktiven Kern. Eine ehrenamtliche Kraft führt das Gemeindebüro. Küster, Organist, Lektoren, Thekendienst, Gartenarbeit – alles, was anfällt erledigt der harte Kern – und zwar sehr gerne. Vom Verein fest eingestellt ist einzig eine Reinigungskraft. Als Spiritus Rector wirkt Schulte-Kellinghaus. „Einer muss den Laden ja zusammenhalten“, sagt er schmunzelnd.

Fünf bis sechs Stunden sind es täglich, die er in der Christus-König-Kirche verbringt. Zu tun ist immer etwas – auf allen Ebenen. 40 000 Euro müssen über Spenden, Mitgliedsbeiträge, Veranstaltungen und Vermietungen im Laufe eines Jahres zusammenkommen, um den Erhalt der hübschen Kirche zu stemmen. So werden die Räumlichkeiten für Familienfeiern angeboten, ist das komplette Pfarrhaus an die Jugendhilfe St. Agnes vermietet.

Fünf Jahre in die Zukunft blicken

Hin und wieder steht Schulte-Kellinghaus, der mit 55 Jahren in den Vorruhestand ging und Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Schultendorf ist, im Kirchenraum. Dann lässt er den Blick schweifen über den sehr individuell gestalteten Taufbereich, das riesige Wandbild und die Kreisbestuhlung mit dem mittig angeordneten Altar. Kopfnickend sagt er: „Erstaunlich, dass es zehn Jahre gehalten hat.“ Und wünscht sich sehr, dass „es so bleibt“. Denn: „Wir werden ja alle immer älter und blicken jetzt nur noch fünf Jahre voraus.“

Nichts bleibt in Stein gemeißelt

Immerhin scheinen Nachfolger in Sicht. „Auch für mich, aber Namen möchte ich nicht nennen, um Mitgliederversammlungen nicht vorzugreifen.“ Dass die Rettung der Kirche richtig war und ist, steht für ihn völlig außer Frage. „Eine Kirche, die vor der eigenen Haustür steht und verkommt, das darf nicht sein.“ Gleichwohl ist ihm klar, dass auch andere Zeiten anbrechen können, der gegenwärtige Zustand nicht in Stein gemeißelt bleibt. „Man muss realistisch sein. Niemand weiß, was wird, wenn Pfarrer und Gläubige nicht mehr da sind.“