Gladbeck. Die Christuskirche in Gladbeck soll künftig Kirche und Gemeindehaus in einem sein. Wie die Kirche 2.0 funktionieren soll, erklärt Pfarrer Großer.

Aus zwei mach eins. Das ist, in diesem konkreten Fall, sowohl ein sehr modernes Kirchen-Konzept, zugleich aber auch ein Schritt zurück zu den Anfängen, als alles noch ein bisschen kleiner war. Auch räumlich. Die evangelische Kirchengemeinde in Mitte hat diesen Weg jetzt mit dem geplanten Umbau der Christuskirche eingeschlagen. Für das architektonische Konzept, das die Kirche als sakralen Ort erhält, gleichzeitig der Gemeinde aber ganz viele weitere Nutzungsmöglichkeiten eröffnet, gab es jetzt im Innenstadtausschuss jede Menge Lob, aber auch kritische Nachfragen.

Vom Cafè über Gruppenräume bis zum Jugendtreff mit eigenem Eingang - das alles soll in der Christuskirche entstehen

Nach dem Abriss vom Dietrich-Bonhoeffer-Haus soll die Christuskirche künftig auch Raum für alle Aktivitäten des Gemeindelebens bieten – vom Café über kleinere Gruppenräume bis zum Treff für die Jugend mit eigenem Eingang im hinteren Bereich der Kirche.

Pfarrer Frank Großer erklärte den geplanten Umbau der Christuskirche.
Pfarrer Frank Großer erklärte den geplanten Umbau der Christuskirche. © FUNKE Foto Services | xelOliver Mengedoht

Das stellt das beauftragte Essener Architekturbüro optisch dar, in dem es das Kirchenschiff räumlich eingrenzt. „Wie eine Art Kiste mit flexiblen Wänden, die je nach benötigter Raumgröße umgestellt werden können“, erklärte Pfarrer Frank Großer im Ausschuss. Der moderne Ansatz beeindruckte Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer: „Das, was Sie da vorhaben, ist keine 08/15-Lösung. Zudem übernimmt die Kirche mit dem Umbau auch eine soziale Verantwortung im Stadtteil, und dafür kann man nur danken.“

Lob gab es im Innenstadtausschuss für die gelungene flexible Gestaltung

Auch von CDU und SPD gab es Lob für die gelungene flexible Gestaltung. Mit einer kleinen Einschränkung: Um den sakralen Innenteil nach oben zu begrenzen, gleichzeitig aber auch weiterhin viel Licht durchzulassen, wurde eine Art bronzefarbene Metall-Hauben-Konstruktion als Überbau gewählt. Durch offene Quadrate kann man von der Empore aus zwar in den sakralen Innenraum schauen, ohne allerdings die Besucher dort durch neugierige Blicke allzu sehr zu stören. Bei Dr. Martin Lange (CDU) weckte das dazu gezeigte Bild jedoch eher negative Assoziationen. Wie ein Käfig, erklärte er, mute das an. Und auch Christine Dohmann (FDP) hatte anfänglich ihre Probleme mit der Optik.

„Wir haben uns viele umgebaute Kirchen angeschaut“

„Wir haben uns viele umgebaute Kirchen angeschaut und dabei auch etliche schlechte Beispiele gesehen. In der Regel waren das die ohne eine solche Haube“, erklärte Pfarrer Großer.

Gemeindecafé mit Terrasse

Der Umbau der Christuskirche soll sich auch nach außen sichtbar darstellen: Das Gemeindecafè erhält zur Postallee hin eine große Terrasse. Das Café, betonte Pfarrer Großer, ist ein Treffpunkt für die Gemeinde, keine Konkurrenz zu den kommerziellen Cafés im Umfeld.

Zur Humboldtstraße hin erhält die Christuskirche neue, bodentiefe Fenster für mehr (Blick)-Durchlässigkeit.

Bis zum Frühjahr 2021 wird der Umbau wohl dauern. Die Gottesdienste finden so lange in der katholischen St. Lamberti-Kirche statt. Die Ökumene, so Pfarrer Großer, werde in Gladbeck sehr aktiv gelebt.

Die soll nämlich verhindern, dass sich die Menschen im Kirchenschiff wie in einem Bärenkäfig vorkommen – neugierig bestaunt von den (Zoo)-Besuchern oben auf der Empore. Die für die Haube gewählte Unterteilung in große und kleine Kästchen erlaube zudem aber auch die Interpretation einer symbolische Kreuzdarstellung.

„Wir haben uns im Zuge der Umbauplanungen nämlich auch gefragt, ob in dem neuen Sakralbereich überhaupt noch ein Kreuz hängen soll, erklärte der Pfarrer. Seine Erklärung: In der alten Christuskirche hängt der sterbende Jesus am Kreuz. „Wir haben da also 365 Tage im Jahr Karfreitag.“ Da stelle sich doch die Frage, ob das in einer modernen Kirche nicht etwas „smarter“ gestaltet werden könnte, beispielsweise auch bei Trauungen oder Taufen.

Als möglichen Baubeginn visierte Großer das Frühjahr 2020 an. Seine Begründung sorgte für Lacher im Ausschuss: „Das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr wollen wir natürlich auf jeden Fall noch mitnehmen.“