Gladbeck. Für Volker Musiol wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Gladbeck zum wichtigen Ankerpunkt, der seinen weiteren Lebensweg tief geprägt hat.
„Ohne das Dietrich-Bonhoeffer-Haus würde es mich heute gar nicht so geben wie ich bin“, sagt Volker Musiol mit tiefer Überzeugung. Denn im Evangelischen Gemeindezentrum an der Mittelstraße, in dem er einen Großteil seiner Kindheit und Jugend verbracht habe, sei er für seinen weiteren Lebensweg entscheidend geprägt worden, so der Sonderpädagoge.
Seit seinem Konfirmationsunterricht habe er sich an das Haus gebunden gefühlt und das Schülercafé regelmäßig besucht. „Holmer Wiethoff, der Leiter des Jugendbereiches, hat mir imponiert und war ein Vorbild, so dass ich mich auch aktiv in die Gemeindearbeit eingebracht habe“, so Musiol weiter. Er habe Schulungen besuchen können, um dann ehrenamtlich bei der Stadtranderholung für Kinder als Betreuer mitzuhelfen oder sich bei der Kinderbibelwoche zu engagieren.
Pfarrer haben mir vermittelt, eine Haltung zu zeigen und dafür einzutreten
Starke Persönlichkeiten seien freilich auch die Pfarrer Uwe Hildebrandt und Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup gewesen, „die mit ihren klaren Überzeugungen dazu beigetragen haben, dass ich mir politisch eine Meinung gebildet habe und selbst politisch bei den Jusos aktiv geworden bin“, so der heutige SPD-Ratsherr. Musiol gehörte so auch in der Hochzeit der Friedensbewegung zum Orga-Team um Pfarrer Martin Meier-Stier, das eine Teilnahme an der großen Friedensdemo gegen das atomare Wettrüsten im Bonner Hofgarten 1981 organisierte. „Von den Vorbildern im Bonhoeffer-Haus habe ich vermittelt bekommen, eine Haltung zu zeigen und für die Mitmenschen, auch die am Rande der Gesellschaft, und meine Überzeugung einzutreten.“ Das habe auch seinen Berufswunsch entscheidend geprägt, zunächst mit Ausbildung zum Erzieher und Weiterbildung am Studienseminar für Sonderpädagogik zum Fachlehrer für Menschen mit Behinderung.
Jetzt mitzuerleben, wie das „Boni“ abgerissen werde, „das tut schon weh“, sagt Musiol, „auch wenn man nachvollziehen kann, dass die Entscheidung so getroffen wurde“. Mit dem Haus seien dennoch viele weitere Erinnerungen verbunden, etwa die erste Bühnenerfahrung mit seiner Band „Rotkehlchen“. „Wir haben deutschen Folkrock im Stil von Elster Silberpflug oder Liedermacher Peter Bursch gemacht und unser erstes und auch einziges Konzert auf der Bühne im Saal gespielt. Teilscharfe Schwarzweißbilder hat Musiol davon noch als Erinnerung.
Evangelische Gemeindearbeit wird zeitgemäß aufgestellt
Wie für viele weitere Gladbecker Familien sei das Bonhoeffer-Haus auch
Weitere Erinnerungen an das Bonhoeffer-Haus sind gefragt
Nach 55 Jahren Nutzung als Evangelisches Gemeindezentrum in der Stadtmitte wird das Dietrich-Bonhoeffer-Haus jetzt abgerissen. Aus diesem Grund möchte die WAZ-Redaktion ganz persönliche Erinnerungen, die mit dem Gebäude verknüpft sind, in einer Serie erzählen.
Bitte melden Sie sich in der Redaktion, um uns ihre Geschichte mit dem Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu erzählen. Prima, wenn wir dazu auch Fotos aus Ihrem Privatfundus zur Veröffentlichung verwenden können. Kontakt zum WAZ-Sekretariat 29 98 38 oder E-Mail: redaktion.gladbeck@waz.de
für die seine „ein Ankerpunkt von großer Bedeutung gewesen“. Seine Frau habe sich beispielsweise in der Theatergruppe engagiert, „unsere beiden Töchter haben den Kindergarten im Bonhoeffer-Haus besucht, und sie haben, wie einst ich selbst auch, hier den Konfirmanden-Unterricht durchlaufen“.
Was trösten mag, so Musiol, „ist ja die Tatsache, dass der Abriss des Bonhoeffer-Hauses kein Ende der evangelischen Gemeindearbeit in der Gladbecker Stadtmitte bedeutet“. Denn diese werde ja zeitgemäß mit dem geplanten Umbau der Christuskirche aufgestellt und in der Tradition sicherlich weiter erfolgreich fortgesetzt.
Und wenn man bei der Stadtranderholung mal wieder einen erfahrenen Betreuer und Gitarrenspieler braucht, dann kann man sicher auch bei „Rotkehlchen“ Volker Musiol um Hilfe nachfragen.