Gladbeck. Die Abrissarbeiten am Dietrich-Bonhoeffer-Haus sind gestartet. Der Ankerpunkt der Ev. Gemeinde in Gladbeck ist in wenigen Wochen verschwunden.

Ein rechteckiger Baukörper mit Grundfläche von 43 mal 15 Metern und einer Höhe von 9,5 Metern, errichtet in relativ einfacher Skelettbauweise. Das sind die nüchternen Maße und Grundlagen für die Profis, die auf dem Eckgrundstück Mittelstraße/ Postallee einen großen Abrissbagger vorgefahren haben. Quasi der Startschuss für die letzen Tage des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses, dessen über mehr als fünf Jahrzehnte vertraute Ansicht jetzt immer mehr verschwinden wird.

Mit lautem Krachen birst am Dienstagvormittag eine Scheibe im Obergeschoss des leergezogenen Baus, als der Greifer des 30-Tonnen-Baggers das erste Fenster eindrückt. Aus sicherem Abstand wird das Ganze auch fasziniert von den Kindern der benachbarten Großtagespflege an der Mittelstraße beobachtet, die gerade auf dem Außengelände gespielt haben.

Herzstück der evangelischen Gemeindearbeit in der Stadtmitte

Projektleiter Stefan Bosselmann (li.) und Abriss-Bauleiter Christian Neuwald besprechen das weitere Vorgehen.
Projektleiter Stefan Bosselmann (li.) und Abriss-Bauleiter Christian Neuwald besprechen das weitere Vorgehen. © Jörg Schimmel

Sie haben sicherlich keine so große emotionale Bindung an das einstige, 1964 eingeweihte Herzstück der evangelischen Gemeindearbeit in der Stadtmitte, wie viele ältere Gladbecker. Einige Tage wird die Fassade des Geimendezentrums noch stehen. „Nach der Entkernung des Innenbereiches entfernen wir zunächst die Fensterelemente, da die verschiedenen Baustoffe ja nach Material getrennt gesammelt und entsorgt werden“, erklärt der beauftragte Projektleiter und Gutachter Stefan Bosselmann von der Bochumer Geobau GmbH. „Wir werden das Gebäude von der nordöstlichen Ecke aus einreißen und uns dann zügig weiter Richtung Postallee und zum ehemaligen großen Gemeindesaal voran arbeiten.“ Die mineralische Bausubstanz werde aber nicht abtransportiert, sondern bleibe vor Ort, „um mit einem Gesteinbrecher zerkleinert und dann in die alten Kellerräume eingebracht zu werden“. Diese würden bis auf das Geländeniveau aufgefüllt, „so dass eine ebene wie tragfeste Fläche entsteht, die überbaut werden kann“. Die wasserrechtliche Genehmigung zur Einbringung der alten Bausubstanz sei beantragt.

Neue Kita soll im Sommer 2020 öffnen

Die neu zu errichtende Kindertagesstätte an der Ecke Mittelstraße soll im Sommer 2020 mit den ersten Gruppen in Betrieb gehen.

Für den Massivbau mit Erd- und Obergeschoss ist eine Bauzeit von rund neun Monaten veranschlagt.

Die Arbeiten würden dann recht zügig voranschreiten, so Bauleiter Christian Neuwald vom zuständigen Abrissunternehmen Vestische Straßen- und Tiefbau GmbH aus Dattlen. „In allerhöchstens drei Monaten wird das Gebäude komplett abgerissen, das Material zerkleinert und der Keller aufgefüllt sein“. Voraussetzung dafür, dass dort der geplante neue Ev. Kindergarten mit vier Gruppen entstehen kann.

Ein Erinnerungsstück gerettet

Ein Erinnerungsstück an das Dietrich-Bonhoeffer-Haus hat Küster Mike Prißon aber noch vor dem Abriss gesichert und im Keller der Christuskirche eingelagert: „Das große Hinweisschild ‘Gemeinde Café’, das über dem Eingang angebracht war.“ Vielleicht findet es ja symbolträchtige Verwendung im neuen Gemeindecafé, das innerhalb der Christuskirche entstehen soll. Der Kirchenbau soll bekanntlich entsprechend im Inneren neu aufgeteilt und umgebaut werden. „Die Unterlagen für den Bauantrag werden zurzeit zusammengestellt, mit dem Ziel, diesen nach Ostern einzureichen“, so Pfarrer Frank Großer, der Vorsitzende des Presbyteriums. Wenn dann alles weiter zügig verlaufe, könne der Innenumbau der Christuskirche „im Herbst starten“.