Gladbeck. Die Taubenschützerin Gabriele Laupenmühlen sucht Unterstützung für ein Taubenhaus. Die Stadtverwaltung sieht für das Projekt keine Notwendigkeit.
Gabriele Laupenmühlen hat keinerlei Berührungsängste, wenn es um das Leben von Stadttauben geht. Da bringt sie auch schon mal einen toten Vogel mit zum Gespräch, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Dass ihr Einsatz bei einigen Mitmenschen nicht auf Gegenliebe stößt, hat die 50-jährige Gladbeckerin schon oft hautnah zu spüren bekommen. Deshalb rechnet sie schon fast mit Widerstand gegen ihren aktuellen Vorschlag: Sie möchte ein Taubenhaus für Gladbeck realisieren.
„Viele mögen die Vögel nicht. Ja, die Menschen hassen Tauben sogar und quälen sie“, stellt Laupenmühlen fest. Und schiebt gleich ein geflügeltes Wort hinterher, das sie oft zu hören bekommt: „Die Ratten der Lüfte sind Krankheitsüberträger!“ Das stimme gar nicht, meint sie, die sich um Stadttauben und verirrte Brieftauben gleichermaßen sorgt. Und kann sich nur wundern: „Die Leute beschweren sich“, aber etwas dagegen tun wolle kaum jemand. Besonders die Anzahl der Tiere und deren Kot bringe viele Zeitgenossen in Rage.
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Ein Taubenhaus könnte in Laupenmühlens Augen wirkungsvoll Abhilfe schaffen. Dort bekommen die gefiederten Bewohner artgerechtes Futter, und der Mensch kann ihre Population kontrollieren. Denn die Gelege werden regelmäßig durch „Pseudo-Eier“, zum Beispiel aus Gips, ausgetauscht, um der Vermehrung einen Riegel vorzuschieben.
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Am Marktplatz wäre ein guter Standort für ein Taubenhaus, meint die Butendorferin. Oder am Citycenter, oder in der Nähe von Brücken, beispielsweise an der Horster Straße und der Landstraße. Nur zu weit von ihren gewohnten Anflugstellen dürfte es nicht liegen: „Das finden die Tauben dann nicht.“
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Die Hausfrau hegt die Hoffnung, dass ihr vielleicht die Stadtverwaltung beispringen könnte. Doch Christiane Schmidt stellt klar: „Wir können ein Taubenhaus nicht betreiben, und wir werden es auch nicht tun.“ In einer Kommune wie Gladbeck, in der jeder Euro mehrfach umgedreht werden müsse, gebe es vorrangige Aufgaben, so die Rathaussprecherin, beispielsweise die Schaffung von Kita-Plätzen.
Gladbecks Stadtverwaltung sieht kein Problem der großen Taubenpopulation in der Stadt
Und überhaupt: „Wir sehen das Problem der großen Taubenpopulation in Gladbeck nicht.“ Es bestehe in der Stadtverwaltung der Eindruck, „dass wir einen kleineren Besatz haben als vor vielleicht zehn oder 15 Jahren“. Folglich stelle sich die Frage nach einem geeigneten Standort ebenfalls nicht. Allerdings: „In der Nähe des Marktplatzes kann ich mir ein Taubenhaus nicht vorstellen. Es sollte doch etwas außerhalb, auf einer Grünfläche, sein.“
Städtische Mitarbeiter informierten sich über das Taubenhaus in Buer
Wie in Buer, wo im Goldbergpark ein Taubenhaus steht. Das haben sich Mitarbeiter aus dem Bereich Umwelt und vom Ordnungsamt kürzlich angeschaut. „Etwa 50 Mitglieder in einem Verein unterstützen diese Arbeit finanziell und vor allem tatkräftig“, hebt Christiane Schmidt hervor. Ein solch stabiles ehrenamtliches Engagement oder eine vergleichbare Initiative kann sie für Gladbeck (derzeit) nicht entdecken. Schmidt: „Wenn wir einen Verein hätten, würden wir als Stadtverwaltung bestimmt nicht sagen: Wir reden über das Thema überhaupt nicht.“
Erfahrungen in der Nachbarschaft
In Gladbecks Nachbarschaft, in Gelsenkirchen-Buer, wurde im Jahre 2005 ein Taubenhaus in Betrieb genommen. Es ist im Goldbergpark, am Rande des Stadtkerns, installiert.
Der gemeinnützige „Förderkreis Taubenhaus Buer“ betreibt es. Als es im Jahre 2013 zu einem Generationswechsel im Vorstand kam, stand der Verein vor dem Aus. Doch es fanden sich schließlich doch noch Mitstreiter, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen.
Der „Förderkreis Taubenhaus Buer“ sucht immer wieder Unterstützer. Die Vereinsmitglieder übernehmen die regelmäßige Säuberung, das Füttern und das Entfernen der Eier. Es entstehen pro Jahr Kosten von etwa 2200 Euro. Finanzspritzen sind dem Förderkreis daher willkommen.
Gabriele Laupenmühlen würde gerne organisierte Tierschützer vor Ort einbinden. Tanja Zimmer, Vorsitzende des Tierschutzvereins Gladbeck, sagte auf Anfrage dieser Zeitung: „Ein Taubenhaus ist eine ganz tolle Sache. Ich sehe auch die Notwendigkeit dafür. Und ich habe einen Heidenrespekt vor den Leuten, die sich darum kümmern.“ Doch Tanja Zimmer macht keinen Hehl daraus: „Wir können uns in das Thema nicht einklinken.“ Der Tierschutzverein habe jetzt schon personelle Schwierigkeiten – und ein Taubenhaus bedeute viel Arbeit.
Gabriele Laupenmühlen würde gerne einen Verein gründen
Gabriele Laupenmühlen: „Ich überlege, selbst einen Verein zu gründen.“ Mal sehen, ob sich Gleichgesinnte, unter anderem Geschäftsleute, finden. Vielleicht wäre die Stadt ja dann bereit, das Projekt zu unterstützen.