Gladbeck. . Beißereien, Rangkämpfe: Für Hunde, die sich nicht kennen, ist so ein Freilauf Horror, sagt Tanja Zimmer. Besser wäre ein Tierheim für Gladbeck.
Eine alte Diskussion kocht wieder hoch: Mit ihrem Vorschlag, die Bogenschießanlage im Wittringer Wald zu einer Hunde-Freilauffläche umzugestalten, über den der Haupt- und Finanzausschuss am kommenden Montag entscheidet, hat die Stadtverwaltung den Tierschutzverein aufgeschreckt.
„Ich war geschockt, als ich das gelesen habe“, sagt Vorsitzende Tanja Zimmer. „Mehr als 60.000 Euro will die Stadt dafür ausgeben. Das ist dreist.“
„Da wird es Beißereien geben und Kämpfe darum, wer der Stärkere ist“
Die Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin hält von solchen Freilaufflächen ohnehin wenig: „Da haben vielleicht die Halter Spaß. Für Hunde, die einander nicht kennen, ist das eher Horror. Sie bilden keinen sozialen Verband. Da wird es Beißereien geben und Kämpfe darum, wer der Stärkere ist.“ Sinnvoll seien solche Flächen allenfalls für Hunde, die ansonsten nicht von der Leine gelassen werden könnten und für mehrere Tiere, die miteinander vertraut sind. Alles andere sei mit unkalkulierbaren Risiken verbunden. Tanja Zimmer verweist außerdem auf die Freilaufflächen der Tierpension an der Forststraße. „Da können Halter ihre Hunde gegen eine geringe Gebühr laufen lassen.“
„Im Tierschutz wird das Geld dringend gebraucht“
Die Vorsitzende des Tierschutzvereins kritisiert, dass die Stadt Geld an unnötiger Stelle ausgeben wolle, „wo es aber in Sachen Tierschutz dringend gebraucht wird, hält sie sich zurück.“
Und damit ist Tanja Zimmer bei einer alten Forderung des Tierschutzvereins: „Wir bräuchten ein eigenes Tierheim in Gladbeck. Dabei sprechen wir nicht von Dimensionen wie in Gelsenkirchen-Erle, sondern über vielleicht zehn Hundezwinger und über Räumlichkeiten, in denen wir Katzen vorübergehend unterbringen können, nach der Kastration beispielsweise oder wenn sie in Quarantäne müssen.“ Wie berichtet hat auch der SPD-Ortsverein Rosenhügel das Thema gerade wieder in den Blick genommen.
Gladbeck hat dem Tierheim in Erle bisher 42.000 Euro pro Jahr für die Unterbringung Gladbecker Tiere gezahlt, 2019 wurde die Summe auf 46.000 Euro erhöht. Hinzu kommen in diesem Jahr einmalig 15.000 Euro für Instandsetzungen.
Der Tierschutzverein erhält pro Jahr 6000 Euro von der Stadt
Kosten sprechen gegen ein Tierheim
Die Diskussion über ein Tierheim in Gladbeck kocht seit vielen Jahren immer mal wieder auf.
Es gab auch schon mal ein sogenanntes Tierasyl auf dem Gelände des ZBG in Wittringen, es wurde aber aus Kostengründen wieder aufgegeben.
Die Kosten sind nach wie vor das wichtigste Argument gegen ein eigenes Tierheim. Christiane Schmidt von der städtischen Pressestelle: „Sie lägen deutlich über der Summe, die wir jetzt für die Unterbringung Gladbecker Tiere nach Gelsenkirchen überweisen.“
Der heimische Tierschutzverein wird mit jährlich 6000 Euro unterstützt. Tanja Zimmer: „Darüber sind wir zwar froh, aber das Geld reicht bei weitem nicht. Immerhin kümmern wir uns um mehr als 100 Tiere pro Jahr, müssen sie unterbringen, bis wir sie an neue Besitzer vermitteln können.“
Der Tierschutzverein sieht eine Möglichkeit für ein Tierheim an der Hundepension an der Forststraße: „Da gibt es Zwinger, die instand gesetzt werden müssten, da gibt es Büroräume, und die Pächterin steht unserer Idee offen gegenüber.“
„Die Verwaltung könnte unsere Vorschläge ja zumindest ernsthaft prüfen“
Der Vorsitzenden des Tierschutzvereins ist bewusst, dass ein Tierheim, „das auch nicht ausschließlich von Ehrenamtlern betrieben werden könnte“, mehr Geld kostet als die Stadt jetzt nach Gelsenkirchen überweist, aber: „Die Verwaltung könnte unsere Vorschläge ja zumindest mal ernsthaft prüfen. Jetzt hat man bei Gesprächen den Eindruck, dass das Thema im Rathaus erledigt ist, sobald wir durch die Tür sind.“