Gladbeck. . 363 Besucher nutzten das Angebot des Gladbecker Stadtarchivs im Jahr 2018. Szenische Lesungen und Benennung des Kaufmann-Hauses waren Höhepunkte.

Historische Fotografien, Landkarten, Protokolle, Akten und viele andere Relikte aus der Vergangenheit zeugen von Menschen, Entwicklungen und Ereignissen, die Gladbeck zu der Stadt gemacht haben, die sie heute ist. Hort all dieser Dokumente ist das Stadtarchiv, das historische Gedächtnis Gladbecks. Im zurückliegenden Jahr nutzen es 363 Besucher an 442 Tagen. Zum Vergleich: Anno 2017 waren es 353 Menschen an 410 Tagen.

Forschung für Schule und Studium

Sie wandelten auf den Spuren ihrer Ahnen, recherchierten für Schulreferate oder Studienarbeiten. Insgesamt 108 junge Leute kamen laut Stadtarchivarin Katrin Bürgel – zum Beispiel zu Führungen. Darunter waren unter anderem die Kulturstrolche der Südparkschule, Acht- und Neuntklässler der Anne-Frank-Realschule und die Schreibwerkstatt der Stadtbücherei. Ja sogar aus der Nachbarschaft interessierten sich Besucher für „Gladbecks historisches Gedächtnis“: Elftklässler des Vestischen Gymnasiums Kirchhellen.

Zusammenarbeit mit Jugendrat und VHS

Der Hagener Schauspieler Marco Spohr las in Gladbeck zum Thema „Ende des Ersten Weltkriegs“.
Der Hagener Schauspieler Marco Spohr las in Gladbeck zum Thema „Ende des Ersten Weltkriegs“. © Lutz von Staegmann

Doch Bürgel arbeitet auch außerhalb des Archivs und mit Kooperationspartnern. Da wäre beispielsweise das Schauspielprojekt „Gladbeck unterm Hakenkreuz. Nie wieder!“, an dem sich 22 Jugendliche der Jahrgangsstufen 7 bis 12 von fünf Gladbecker Schulen beteiligten. Es begleitete das Stadtarchiv durch das vergangenen Jahr. Eine wesentliche Rolle spielte bei dem Projekt, eine Zusammenarbeit mit dem Ratsgymnasium und dem städtischen Jugendrat, der Schauspieler und Schauspieltrainer Marco Spohr.

Opfer und Täter in der NS-Zeit

Den Hagener kennen Geschichtsinteressierte auch von anderen Auftritten. Unvergesslich sind für Katrin Bürgel Spohrs Lesungen in Kooperation mit der Volkshochschule: zum Ersten Weltkrieg und „Gladbecker Opfer und Täter der NS-Zeit“. Zwei herausragende Vorträge, findet die Stadtarchivarin. Ebenfalls in ihr Gedächtnis eingegraben hat sich die Benennung des Gebäudes Horster Straße 54 zum Kaufmann-Haus. „Das Thema hat mich lange beschäftigt“, so Bürgel, „Recherche und das Knüpfen der Kontakte waren sehr aufwendig und umfangreich.“

Aktion zum 100. Stadtjubiläum

Auch das Stadtarchiv beteiligt sich am Fest-Programm zum 100. Geburtstag der Stadt.

So am Donnerstag, 31. Januar, 16 bis 17.30 Uhr. Titel der Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule: „Das Stadtarchiv – Fundort zur 100-jährigen Stadtgeschichte“.

Stadtarchivarin Katrin Bürgel beantwortet Fragen von Besuchern vor Ort, im Untergeschoss des Neuen Rathauses, Willy-Brandt-Platz.

Die Teilnahme ist gratis. Anmeldung: bis vier Tage vor dem Termin per Mail (vhs@stadt-gladbeck.de) oder unter 99 24 15.

In dem Haus, das in der Po­gromnacht am 9. November 1938 verwüstet wurde, lebte die jüdische Familie Kaufmann. Bürgel war es gelungen, eine Verbindung zwischen der Enkelin Chaja Kaufmann, die in den Niederlanden lebt, und deren Cousine Batya Henner, in Israel zu Hause, herzustellen. Letztere „stand irgendwann überraschend mit ihrem Sohn im Stadtarchiv. Sie hatten ein Fotoalbum dabei. Zum Teil sind die Bilder im Internet zu sehen“, erzählt Bürgel. Die Vergangenheit ihrer Familien führe oft Besucher ins Archiv. So bat ein 97-jähriger Jude aus Israel Bürgel um Hilfe bei seinen Nachforschungen und bedankte sich für die Unterstützung. Auch ein 20-Jähriger aus den USA wandte sich an das Stadtarchiv.