gladbeck. . Jugendliche beeindrucken das Publikum mit der Theaterinszenierung„Gladbeck unterm Hakenkreuz – nie wieder!“
Als der Beifall aufbrandete, hatte das Publikum in der Aula des Ratsgymnasiums gerade zwei Stunden lebendige Gladbecker Geschichte erlebt. „Gladbeck unterm Hakenkreuz – nie wieder!“ So lautete der Titel des Schauspielprojekts, das Stadtarchiv, Ratsgymnasium und Jugendrat ins Leben gerufen hatten. Katrin Bürgel, Leiterin des Stadtarchivs, hatte die Idee dazu, und auf der Grundlage eines intensiven Quellenstudiums schrieb der Hagener Schauspiellehrer Marco Spohr die gleichnamige Theaterdokumentation, die am Montagabend Premiere hatte.
Rechtspopulisten sind im Aufwind
„In Zeiten, in denen Rechtspopulisten im Aufwind sind, brauchen wir diese Erinnerung“, sagte Bürgermeister Ulrich Roland in seinem Grußwort, und Katrin Bürgel hob hervor, die Jugendlichen machten durch ihr Spiel „die Zeit des Nationalsozialismus sichtbar und begreifbar. Umso mehr muss die Demokratie im Heute wertgeschätzt werden“.
20 Schülerinnen und Schüler aus fünf weiterführenden Schulen hatten seit März unter der Regie von Marco Spohr geprobt, und es ist ihnen gelungen, ein dichtes, in Teilen beklemmendes Szenario auf die Bühne zu bringen. Bekannte Namen der Gladbecker Geschichte bekamen ein Gesicht, allen voran Bernhard Preminger, dessen Foto gleich zu Beginn eingeblendet wurde. Preminger war Gladbecker, er war Jude und kurze Zeit Schüler des heutigen Ratsgymnasiums, wurde aber schnell der Schule verwiesen.
Nach 50 Jahren im Exil zurück in die Heimatstadt
Nach 50 Jahren im Exil kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Den jungen Preminger verkörperte gekonnt Julian Prittwitz. Alexander Julius musste gleich zwei Charaktere darstellen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Mal war er NSDAP-Kreisleiter Gustav Bockermann, mal Salomon (Sally) Daniel, Gladbecker Kaufmann, den die Nazis 1935 zwangen, sein Geschäft zu verkaufen. Aaron Condé gab überzeugend, in manchen Szenen geradezu diabolisch, die Figur des Oberbürgermeisters Dr. Bernhard Hackenberg, der bis zum bitteren Ende an „seinem“ Führer festhielt.
Ergreifend die Geschichte der jüdischen Familie Max und Ida Kaufmann (Alexander Julius, Janine Gollan), deren Enkeltochter Chaja an diesem Abend im Premierenpublikum saß. Sie war berührt von der Darstellung ihrer Großeltern: „Das ist sehr gut gespielt und weckt natürlich Erinnerungen.“ Die Geschichte ihrer Familie sei für sie sehr beklemmend gewesen, erzählt sie.
Auch die Biografien von Mathias Jakobs (Lukas Tenbusch) und Wilhelm Olejnik (Lena Buhla) bekamen ein Gesicht. Der Bombenhagel auf Gladbeck, speziell auf das St. Barbara-Hospital, wurde in Szene gesetzt und auch hier durch Personen wie Edith Eickmeyer (Anastasia Klopf), Franziska Riesener (Lena-Mareen Stelzer) und Elisabeth Brune (Scarlet Korth) wieder lebendig.
Standing Ovations vom Publikum
Nachdem die jungen Schauspieler mit Blumen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht hatten, ein beeindruckendes Schlussbild: „Gladbeck unterm Hakenkreuz – nie wieder!“ schallte es vielstimmig von der Bühne. Das Publikum konnte sich dem nur mit Standing Ovations anschließen.