Gladbeck/Bottrop. . Das Rechercheteam von „Correctiv“ bietet im Ladenlokal an der Hansastraße in Bottrop Rechts- und Medizinberatung für Opfer und Angehörige an.

  • Correctiv will in einem Ladenlokal an der Hansastraße in Bottrop vor Ort recherchieren
  • Im Angebot sind auch Rechts- und medizinische Beratung für Opfer und Angehörige
  • Journalisten-Team strebt bei der Aufarbeitung des Skandals den Schulterschluss mit Krebs-Selbsthilfegruppen an

Eine ungewöhnliche Neueröffnung wird am Montag an der Hansastraße in der Bottroper Fußgängerzone stattfinden. Das Recherchenetzwerk „Correctiv“ hat das leer stehende Ladenlokal neben der Parfümerie Pieper angemietet, um dort aus ihrer Sicht „einen der größten Medizinskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte“ aufzuarbeiten.

Das Team will dort Opfern des Apothekers, der in mehr als 60 000 Fällen Krebsmedikamente zu gering dosiert oder verunreinigt haben soll, auch Beratung anbieten in medizinischen und Rechtsfragen. Dabei sucht „Correctiv“ den Schulterschluss mit den Selbsthilfegruppen, die selbst bereits eine Arbeitsgruppe zum Skandal gebildet haben.

Besucher kommen scvhon vor der Eröffnung vorbei

Das Recherchebüro hat am Freitag noch gar nicht alle Kisten ausgepackt und Möbel aufgestellt, da stehen schon die ersten Besucher in der Tür. So wie der Mann, der „einfach etwas loswerden will“, was ein mögliches Opfer des Arzneiskandals betrifft.

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„Das passierte in den letzten Tagen bis zu zehnmal am Tag“, sagt Bastian Schlange vom Recherchenetzwerk. Das Team kennt aus seiner geschlossenen Facebook-Gruppe das Bedürfnis der Betroffenen, einfach mal zu reden über den Skandal, die gesundheitlichen Folgen und die Schwierigkeiten der juristischen Aufarbeitung.

Auch die Kontrolle von Apotheken ist ein Thema

Neben der Beratung in Einzelfällen geht es dem „Correctiv“-Team um das Aufzeigen von grundsätzlichen Problemen bei der Kontrolle von Apothekern. Geschäftsführer David Schraven sagt: „Wir wollen am Bottroper Beispiel zeigen, was strukturell nicht funktioniert bei der Überwachung des Medikamentenmarkts.“

Bastian Schlange sagt es so: „Das Kontrollverhältnis basiert nur auf Vertrauen. Das ist schwierig, wenn so viel Geld im Spiel ist.“ Die Staatsanwaltschaft wirft dem Bottroper Apotheker vor, allein die gesetzlichen Krankenkassen um rund 56 Millionen Euro geschädigt zu haben.

Nach der Eröffnung an der Hansastraße 1 am Montag will sich das Team am Dienstag, 15. August, ab 18.30 Uhr allen Interessierten vorstellen. Für Dienstag, 22. August, hat Correctiv ab 18.30 Uhr die Opferanwälte Sabrina Diehl und Lars Volkenborn eingeladen. Zu medizinischen Fragen nimmt am Donnerstag, 24. August, ab 18.30 Uhr Dr. Wolf Köster Stellung, Leiter der Onkologie des Gemeinschaftskrankenhauses Witten/Herdecke.