Gelsenkirchen. Der Trend zum Kirchenaustritt macht um den Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid keinen Bogen. Die Folgen sind bekannt. Rückzug aus der Trägerschaft etlicher evangelischer Kindergärten, Entwidmung von Kirchen ... sparen eben. Auch durch die Schaffung so genannter Gemeinde-Kooperationsräume.

Der Trend zum Kirchenaustritt macht um den Kirchenkreis Gelsenkirchen-Wattenscheid Gelsenkirchen keinen Bogen. Die Folgen sind bekannt. Rückzug aus der Trägerschaft etlicher evangelischer Kindergärten, Entwidmung von Kirchen ... sparen eben. Auch durch die Schaffung so genannter Gemeinde-Kooperationsräume. Der Begriff Fusion fällt nicht. Hört sich auch nicht sonderlich harmonisch an. Besser klingt da schon Vereinigung. Und vor der steht man jetzt im Kooperationsraum Südwest.

Die drei evangelischen Gemeinden Gelsenkirchen (Altstadtkirche), Schalke (Kreuzkirche und Friedenskirche) und Rotthausen (Kirche Rotthausen) schlüpfen unter das gemeinsame Dach der neuen evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde. Auf den Reformationstag genau 497 Jahre nach Martin Luthers Wittenberger Thesenschlag beginnt am 31. Oktober ein dreitägiges Vereinigungsfest an drei der vier Gemeindestandorte.

Vereinigung nicht „der Not gehorchend“

Damit ist der Vereinigungsprozess, der bereits 2007 mit einem gemeinsamen Einkehrtag der Presbyterien begann, indes noch nicht zu Ende. Man sei langsam an diese Veränderung heran gegangen, sagt Peter Gräwe, Pfarrer der (bisherigen) Gemeinde Gelsenkirchen. Und betont ausdrücklich, dass die Entwicklung nicht unter dem Aspekt „Der Not gehorchend....“ angestoßen wurde. Im Gegenteil: „Es ist für uns alle eine große Chance, künftig gemeinsam kräftig aufzutreten“, so Gräwe. Der nicht verhehlt, dass er selbst anfangs sehr skeptisch war. „Ich bin aber im Laufe der Zeit ein absoluter Freund der Vereinigung geworden.“

Als ganz tolle Geschichte bezeichnet Gräwe beispielsweise die Gemeinde übergreifende musikalische Arbeit und erwähnt dabei ausdrücklich den Einsatz von Kantor Jens-Martin Ludwig. „Und wir Pfarrer haben einen ausgeprägten Kanzeltausch. Das ist für alle eine wichtige und schöne Erfahrung. Natürlich auch für die Gemeindemitglieder.“ Und Peter Gräwe selbst ist nicht mehr allein mit seinen über 4000 Schäfchen.

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Acht Pfarrerinnen und Pfarrer gehören zur neuen Emmaus-Gemeinde mit fünf Pfarrstellen. Sonja Timpe-Neuhaus und ihr Mann Rolf Neuhaus teilen sich eine Stelle, Krankenhausseelsorger Klaus Bombosch ist im Boot und mit Wolf-Rainer Borkowski steht Gräwe in der Altstadtkirche ein zusätzlicher Kollege zur Seite.

Gewachsene und gute Strukturen der drei Gemeinden sollen auch in der neuen Großgemeinde erhalten bleiben. Apropos Strukturen: Schalke, Gelsenkirchen und Rott-hausen haben natürlich gewählte Presbyterien, deren Amtszeit noch bis 2016 reicht. Die insgesamt über 30 gewählten Mitglieder der Gremien werden im Zuge der Vereinigung bis zur ersten gemeinsamen Wahl eines neuen, gemeinsamen Presbyteriums einen Bevollmächtigtenausschuss bilden.

Die Voraussetzungen sind geschaffen, der lange Annäherungsprozess ist (fast) abgeschlossen. „Es wird noch lange dauern, bis sich das im Bewusstsein aller verfestigt hat, dass wir eine Gemeinde sind“, glaubt Pfarrer Gräwe.