Gelsenkirchen. . Herbert Schreiner ist heute 61 Jahre alt und Geschäftsführer von Kochs-Bauelemente in Gelsenkirchen-Ückendorf. Er hat 1968 als Lehrling in der Firma angefangen und den Job von der Pike auf gelernt

Im Nagelkeller lagerten tonnenweise Nägel und Schrauben, vorne im Laden gab es, was Heimwerker- und Hausfrauenherzen begehrten. Eisenwaren Kochs an der Hauptstraße hatte einfach so gut wie alles im Sortiment – vom Türbeschlag über Schrauben und Nägel, sogar Hufeisen und diverse Haushaltswaren inklusive Herde und Öfen.

Das war auch noch so, als 1968 Herbert Schreiner seine Ausbildung hier begann. Zehn Lehrlinge gehörten damals zum 40-köpfigen Team des Ladens an der Hauptstraße mit der eigenwilligen Zufahrt über die Von-Oven-Straße. Beim Entladen der Lkw wurden die Kartons mit den Nägeln mit Hilfe einer ‘Lehrlingskette’ bis zum Keller weitergereicht. „Wir führen auch Oliven“, foppte ihn sein Chef in den ersten Tagen. Gemeint waren damit keineswegs die salzigen Früchtchen, sondern Fenstergriffe, die im Fachjargon Oliven heißen. 40 000 Artikel hatte man damals auf Lager.

Strenge, aber gute Organisation

Herbert Schreiner ist heute 61 Jahre und Geschäftsführer von Kochs-Bauelemente in Ückendorf, einem bundesweit agierenden Unternehmen mit Großprojekten und privaten Bauherren als Kunden. Das Geschäft mit Eisenwaren und Bauelementen hat er von der Pike auf gelernt. Ware entladen, Warenkunde, auszeichnen, einräumen – das gehörte ebenso zur Ausbildung wie die Kundenberatung. Und dass es die Schrauben, die in den unzähligen kleinen Schubladen sortiert waren, in jeder Größe auch einzeln zu kaufen gab, war selbstverständlich. Kunde war in den ersten Jahren auch noch der Bergbau. „60 Zentimeter lang und drei Zentimeter dick waren die Schrauben zum Teil, die die für ihre Maschinen gebraucht haben“, erinnert sich Schreiner fast ehrfürchtig.

Dass er ausgerechnet bei Eisenwaren Kochs seine Ausbildung gemacht hat, war purer Zufall. Dass er dabei „hängengeblieben“ ist, den Betrieb letztlich übernommen hat, allerdings keineswegs. Manchen Kunden kennt Schreiner schon seit Jahrzehnten. Und sein damaliger „Anleiter“ Gerhard Schreier, mit dem er wenig später, im zarten Alter von 25 Jahren, die Geschäftsführung übernahm, war von der alten Schule: streng, aber bestens organisiert.

Gründervater Carl-Wilhelm Kochs eröffnete seinen Gemischtwarenladen an der Hauptstraße 9 bereits im Jahr 1797, als noch niemand sich Gelsenkirchen als Großstadt vorstellen konnte. Der Betrieb blieb fest in der Hand der Familie, wurde jeweils an die Söhne bzw. die Schwiegersöhne weitergereicht. 1912 entstand am Gründungssitz ein modernes Geschäftshaus mit Ladenlokal, 1913 übernahmen Albert Kochs und dessen Schwager Otto Hartmann den Betrieb. Hartmanns Söhne wiederum stiegen nach dessen Tod ein. Im Laufe all’ der Jahre hatte sich das Sortiment immer wieder gewandelt, der Zeit angepasst.

Aufgabe wegen übermächtiger Präsenz

1978 dann wurden beim nächsten Generationswechsel – Siegfried Kochs-Hartmann hatte übernommen – der Betrieb aufgespalten: in die Eisen-Kochs GmbH und die Kochs-Bauelemente GmbH. Es war die Zeit, als die Baumärkte wie Pilze aus dem Boden schossen, Eisenwaren und Werkzeuge zu Discountartikeln in rauen Mengen machten. Geschäfte wie die alte Eisenwaren-Handlung hatten da bald keine Chance mehr. 1983 gab die Familie auf gegen die übermächtige Konkurrenz. Ähnlich wie die einstigen Mitbewerber vor Ort, zum Beispiel Christes.

Herbert Schreiner hatte mit Gerhard Schreier Kochs-Bauelemente übernommen. Modernisiert, die Angebote der Zeit angepasst. 2006 platzte das Unternehmen an der Hauptstraße endgültig aus allen Nähten und zog um ins Industriegebiet „Am Luftschacht“ (Ückendorf).

Den Löwenanteil machen heute Großprojekte aus

Im Jahr 2005 übernahm Herbert Schreiner allein die Geschäftsführung des Unternehmens. Die Kochs-Hartmann-Kinder hatten andere berufliche Pläne. Seit 2010 ist auch Schreiners Sohn Fabian mit im Betrieb. Fabian hatte nach dem Abitur eine Tischler-Ausbildung absolviert und ein duales Technikerstudium angehängt. Heute, mit 25 Jahren, ist er Mitglied der Geschäftsführung. Wie einst auch der Papa.

Dass man nicht stehenbleibt, mit der Zeit geht und seine Angebote stets aktualisiert, den Markt beobachtet – darauf achtet allerdings nicht allein der Junior, sondern auch der Vater seit eh und je. „Sonst kann man nicht überleben. Stillstand bedeutet Rückschritt“, mahnt der Senior.

Spezialisierung auf Türen und Fenster

In den ersten Jahren hatte man sich bei Kochs-Bauelemente auf Türen und Fenster für private Kunden und sozialen Wohnungsbau wie etwa beim Tossehof konzentriert. Privatkunden gibt es zwar immer noch, aber den Löwenanteil machen heute Großprojekte aus.

Ein paar Beispiele: Die Türen und Schließanlagen in der Veltins-Arena etwa, aktuell die Türen im neuen Finanzamtsbau und bei der Modernisierung des Flughafen Köln-Bonn (die voll im Zeitplan liegt), die große Forensik in Schiphol/Niederlande, Alten- und Pflegeheime, große Hotels wie das Interconti in Düsseldorf. . . Komplettangebote mit Türen in allen Größen (hohe Türen sind im Exklusivbereich gerade sehr gefragt), Materialien und Designs inklusive Montage und Service, das Ganze im oberen Qualitätssegment, Nachhaltigkeit – darauf setzen die Schreiners heute. Erfolgreich, wie Vater und Sohn betonen. Wertebewusstsein, konservativer Führungsstil, moderne Marktanpassung – so eine Firmenphilosophie (siehe Internetseite) wusste schon Oma zu schätzen.