Gelsenkirchen. . Vor 50 Jahren hat Magdalene Gerlemann ihren Blumenladen am Fersenbruch in Gelsenkirchen-Heßler eröffnet. Höhen und Tiefen haben den Familienbetrieb begleitet, das Edeka-Aus bereitet Sorgen. Sohn Christian Gerlemann führt den Betrieb mit vier Mitarbeitern seit dem Jahr 2010 weiter.

Es muss an den Genen liegen. Eine andere Erklärung hat Magdalene Gerlemann nicht, warum sich ihre Familie in dritter Generation ganz der Blumenwelt hingibt. Vor 50 Jahren hat die Floristin ihren Blumenladen am Fersenbruch in Heßler eröffnet. Heute führt Sohn Christian die Geschicke und hat das Angebot um eine Friedhofsgärtnerei erweitert. Mutter Magdalene blickt auf fünf ereignisreiche Jahrzehnte zurück. „Wir hatten Höhen und Tiefen“, so die 73-Jährige.

Mit der Gärtnerei am Lehrhove seit 1311 in Heßler bekannt, hat bei Magdalene Gerlemanns Eltern alles angefangen. „Es war damals eine tolle Sache für meine Mutter, dass sie Gartenbau studieren durfte“, so Gerlemann zu den Ursprüngen des Betriebs. Sie selbst trat mit 16 Jahren in die Fußstapfen der Eltern, begann eine Lehre zur Gärtnerin. Auf Druck des Berufsschullehrers habe sie die Ausbildung zur Floristin angehängt. Gerlemann: „Darüber bin ich im Nachhinein heilfroh.“ Nach einigen Jahren im elterlichen Betrieb kam der Schritt in die Selbstständigkeit.

Nie Probleme als Geschäftsfrau

„Am Anfang wurde ich häufiger gefragt, ob ich überhaupt schon einen Laden führen darf“, erinnert sich die damals 23-Jährige. Auch wenn es damals ungewöhnlich war, habe sie als weibliche Geschäftsfrau nie Probleme gehabt. „Frauen waren in unserer Branche ja schon damals nicht ungewöhnlich“, so Gerlemann, die 30 Jahre im Prüfungsausschuss der Industrie- und Handelskammer saß.

Der kleine Laden am Fersenbruch wurde 1998 durch die Übernahme eines leer gewordenen Lokals erweitert. „Der Besitzer des Schmuckladens hatte im Lotto gewonnen“, sagt die Floristin heute noch mit einem Schmunzeln. „Die Schließung hat uns leidgetan, denn diese Läden ziehen Leute an“, so Magdalene Gerlemann, die aus dem Stegreif ein Dutzend Fachgeschäfte aufzählt, die in Heßler nicht mehr existieren. Auch in ihrer Branche hat sich viel getan. „Das Wochenendgeschäft geht an uns vorbei, jeder Supermarkt oder Tankstelle darf Blumen verkaufen“, ärgert sich die Floristin. Als Lieferant von Fleurop und als Friedhofsgärtnerei hat die Familie aber weitere Standbeine.

Blumen sind Familiensache

Sohn Christian Gerlemann, der den Laden 2010 übernahm, ist als Gärtner auf dem West-Friedhof in Heßler tätig. Außerdem ist der 44-Jährige für den Evangelischen Friedhof „Auf der Hardt“ in Bismarck mit den hoheitlichen Aufgaben beauftragt. Auf die Familie kann sich der älteste von drei Söhnen verlassen. Die Brüder helfen im kaufmännischen Bereich. Die Eltern sind häufig im Laden anzutreffen. Blumen sind bei Gerlemanns eben Familiensache.

Wenn Familie Gerlemann Samstag ab 9 Uhr den Geburtstag mit einem kleinen Fest vor dem Blumenladen feiert, wird sie auch wieder Unterschriften für den Erhalt des Edeka-Marktes am Fersenbruch sammeln. „Das ist für uns eine große Krux“, sagt Magdalene Gerlemann über einen möglichen Leerstand in direkter Nachbarschaft.

Abstimmung mit den Füßen

„Nur Wohnen und Schlafen ist doch zu wenig für einen Stadtteil“, macht sich Christian Gerlemann für den Einzelhandel stark. Heßler habe sich seinen ländlichen Charakter weitestgehend bewahrt und vergleichsweise wenig Strukturprobleme. „Das Käuferverhalten hat sich aber verändert“, so der 44-Jährige. Er hofft, dass ein Umdenken bei den Menschen stattfindet. „Viele jüngere Familien kommen zurück und übernehmen die Häuser der Großelterngeneration“, hat der Gärtnermeister beobachtet. Diese Enkelgeneration könne eine Abstimmung mit den Füßen vornehmen. Gerlemann: „Wenn viele Leute bei Edeka einkaufen, wird auch nicht zu gemacht.“

Während sich Mutter Magdalene Gerlemann auch über einen Drogeriemarkt als Edeka-Nachfolge freuen würde, will Sohn Christian mehr: „Ein Vollsortimenter muss für Heßler sein.“