Gelsenkirchen. Für Mahmoud Hassan und seine Frau Habiba Aryadi bedeutet ihre Mietwerkstatt ein Neuanfang. Statt der Arbeitslosigkeit hat das Paar den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Noch werden die Kleinunternehmer vom Arbeitsamt unterstützt, doch schon bald wollen sie auf eigenen Beinen stehen.

Ein Ölwechsel für acht Euro? Wer etwas Talent hat, Werkzeug und das Öl für den Wagen selbst mitbringt, kann für diesen Preis in der Mietwerkstatt Aryadi eine Stunde lang eine Hebebühne nutzen. Für Habiba Aryadi und ihren Mann Mahmoud Hassan ist das Geschäftsmodell ein Neuanfang.

„Wir möchten so schnell wie möglich selbst Steuern zahlen“, sagt Mahmoud Hassan am Rande des Emilia-Business Dinners, das diesmal in der Mietwerkstatt an der Luitpoldstraße statt fand. Das Projekt Emilia arbeitet mit kleinen, lokalen Betrieben zusammen, vor allem mit Unternehmern, die einen Migrationshintergrund haben. Noch werden Mahmoud Hassan und Geschäftsführerin Habiba Aryadi vom Arbeitsamt gefördert. „Für uns ist die Werkstatt ein Neuanfang“, so Mahmoud Hassan, der aus Syrien in den Libanon ging und dort den Beruf des Kfz-Mechanikers lernte.

Selbstständig statt arbeitslos

1985 kam er nach Deutschland, rutschte aber nach einigen Jahren als Selbstständiger in die Arbeitslosigkeit. Nun hat er mit dem Emilia-Projekt ein Netzwerk gefunden, das ihn und besonders seine Frau berät und mit regelmäßigen Treffen Kontakte zu anderen Kleinbetrieben ermöglicht.

Zum Business Dinner, das drei mal im Jahr bei wechselnden Unternehmen stattfindet, kamen knapp 30 Kleinunternehmer in die Hobbywerkstatt. Die Fäden im Betrieb zieht Habiba Aryadi. „Ich habe früher in der Buchhaltung eines Rathauses in Marokko gearbeitet“, sagt die Mutter von zwei Kindern.

„Mein Mann macht alles in der Werkstatt, ich erledige Rechnungen und Organisatorisches“, so die 44-Jährige über die Arbeitsteilung. Bis 14 Uhr sitzt Aryadi in dem neuen Büro, danach kümmert sie sich um die zwei gemeinsamen Kinder. Im August 2013 hat die gebürtige Marokkanerin die leer stehende Werkstatt an der Luitpoldstraße übernommen. „Wir sind sehr vorsichtig und wollen bloß keine Schulden machen“, sagt Aryadi über die ersten zwölf Monate. In einen Bremsenprüfstand hat die junge Familie aber schon investiert. Haupt- und Abgasuntersuchung gehören zum Angebot der Mietwerkstatt. Demnächst soll die zweite Hebebühne repariert werden. Allein von der Vermietung der Bühnen kann die Werkstatt aber nicht existieren. Deshalb wird gegen Entgelt auch Werkzeug verliehen, bis hin zum Schweißgerät. Natürlich hilft Mahmoud Hassan bei Reparaturen auch mit und beschafft neue oder gebrauchte Ersatzteile.

Kennengelernt hat Mahmoud Hassan seine Frau übrigens bei einem Urlaub in Marokko, zu Hause wird arabisch gesprochen. „Das war ein schöner Zufall“, so Hassan. Beim Business Dinner durften sich die Gäste über eine kulinarische Reise in die Heimat von Habiba Aryadi freuen.

Über 300 Migrantinnen wurden bei Emilia bereits beraten

Das Projekt Emilia wird vom Gender-Referat des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid getragen. Über 300 Migrantinnen wurden bereits zur beruflichen Qualifizierung beraten. Ende Oktober läuft das dreijährige Projekt, das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und aus dem Europäischen Sozialfonds der EU finanziert wird, aus.

Bei Emilia werden Frauen beraten und qualifiziert, die unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten und sich beruflich weiterentwickeln wollen. Die Themen reichen von der Finanzierung, zum Beispiel mit Mikrokrediten, über die Aus- bis zur Weiterbildung. „Im Wohnzimmer GE laden wir regelmäßig zu Unternehmerabende ein und haben Referenten zu Gast“, so Claudia Quirrenbach, die das Emilia-Projekt mit ihrer Agentur Revierressourcen in Gelsenkirchen umsetzt.

Vor Ort arbeitet Emilia mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammen, die sich beispielsweise um die Anerkennung ausländischer Abschlüsse kümmern oder bei der Inanspruchnahme von Bildungsschecks beraten.