Gelsenkirchen. Zehn Jungen und Mädchen aus der Einrichtung an der Niefeldstraße in Buer besuchten monatlich das Nachbarschaftszentrum Löchterheide. Jedes Kind hat bei dem Projekt einen Senioren-Partner und kann hin und wieder in die Rolle des Erwachsenen schlüpfen. Aber auch die Demenzkranken profitieren.

„Brüderchen, komm tanz mit mir, beide Hände reich’ ich dir“ - Auch wenn das Ganze unter dem Titel „BackbeGEgnungen“ firmierte: Es ging nicht nur darum, Zucker und Mehl abzuwiegen, sondern hin und wieder auch mal in den Wiegeschritt zu verfallen. Zehn Kinder der Kita Niefeldstraße besuchten ein halbes Jahr lang monatlich Bewohnerinnen der Demenz-WG im Caritas-Nachbarschaftszentrum Löchterheide in Buer.

Für die Teilnahme am Projekt im Rahmen von „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“ bekamen die Kinder eine Urkunde vom Generationennetz Gelsenkirchen.

Jedes Kind hat einen Partner

Nennenswerte Berührungsängste gibt es an der Pfefferackerstraße keine. Zwar bleiben einige Kinder im locker aufgestellten Stuhlkreis lieber in der Nähe der Kindergärtnerinnen. Aber da sind auch Kinder wie Torben. Der Sechsjährige sitzt auf dem Schoß von Frau Busan und die beiden wirken wie Oma und Enkel. Überflüssig zu erwähnen, dass Frau Busan auch Torbens Tanzpartnerin ist.

„Jedes Kind hat einen Partner“, erklären die Kita-Leiterin Anette Fischer und die Projektkoordinatorin Petra Hermann. Die beiden ziehen eine positive Bilanz: „Alle haben davon profitiert.“ Die „BackbeGEgnungen“ hat es vorher noch nicht gegeben. Im Januar war das Projekt gestartet, im August rücken zehn neue „ZuSchukis“ (zukünftige Schulkinder) nach.

Kinder auf Demenz sensibilisiert

„Alles, was mit Kindern zu tun hat - da blühen Senioren auf“, erklärt Petra Hermann. Die Zusammenkünfte haben auch das Selbstbewusstsein der Kindern gefördert, so Anette Fischer: „Die Kinder rutschen in Rollen, die sonst den Erwachsenen vorbehalten sind. Sie kontrollieren, sie erinnern - beim Abwiegen beim Backen zum Beispiel.“ Die Rezepte hingegen kämen zumeist von den Bewohnerinnen der Demenz-WG. Zwar sitzt auch ein alter Herr in einem Sessel hinter dem Stuhlkreis, aber den scheint das Geschehen nicht zu kümmern.

„Die Bewohner machen abhängig von ihrem Befinden mit, also nicht immer“, sagt Petra Hermann. Längst nicht alle Kita-Eltern sind damit einverstanden, dass ihre Kinder mit Dementen in Kontakt kommen. Die Krankheit sei nach wie vor ein Tabuthema. Alle Jungen und Mädchen, die mit den Senioren singen, tanzen und backen, wissen, dass ihre Partner – es werden „Tandems“ gebildet – Demenz haben. Sie sind mit kindgerechter Literatur an das Thema herangeführt worden. „Als Oma seltsam wurde“ heißt eines der Bücher in der Plastikbox.

Die Rituale sind immer die gleichen, in der immer gleichen Reihenfolge. Das sei sowohl für die Kinder, als auch für die Demenzkranken ganz wichtig.