Gelsenkirchen. Nach der spektakulären Flucht eines Häftlings aus der JVA in Gelsenkirchen am 9. Juli wurden nun drei mutmaßliche Fluchthelfer in Anröchte und Vlotho gefasst. Nach einem vierten Tatverdächtigen wird noch gesucht. Zwei der vier Verdächtigen sind polizeibekannt.

Drei von vier gesuchten Männern, die am 9. Juli dem 30-jährigen Egon L. bei der Flucht aus der JVA Gelsenkirchen geholfen haben sollen, wurden nun festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Essen und die Polizei Gelsenkirchen am Mittwoch mitteilten. Zuständig war die zehnköpfige Ermittlungskommission „Leiter“ unter der Führung von Kriminalhauptkommissarin Giesela Masannek.

Die Kriminalpolizei Gelsenkirchen, Kräfte der örtlichen Polizeidienststellen und Spezialeinheiten schlugen in der Nacht zu Mittwoch gegen vier Uhr morgens zu und nahmen drei Gesuchte fest. Zwei Männer (20 und 27 Jahre) wurden in ihren Wohnungen in Anröchte angetroffen. Ein 37-jähriger Mindener wurden auf einem Campingplatz in Vlotho festgenommen. Alle drei leisteten keinen Widerstand. Ein vierter Tatverdächtiger, ein 28-Jähriger aus Anröchte, wurde noch nicht gefasst. Nach ihm wird weiter gesucht.

Zwei der vier Tatverdächtigen polizeibekannt

Gegen die vier Tatverdächtigen führt die Staatsanwaltschaft Essen ein Strafverfahren wegen Gefangenbefreiung. Zwei der vier Tatverdächtigen seien polizeibekannt, so die Polizei Gelsenkirchen. Mit Hintergründen, so Polizeisprecher Schäfers, „werden wir uns erstmal zurückhalten. Die Vernehmungen laufen noch. Wir müssen gucken, was dabei im Detail herauskommt." Aber man könne davon ausgehen, dass die Akteure sich länger kannten. Die Vernehmungen der Festgenommenen laufen in mehreren Polizeidienststellen.

Auch interessant

Gitterstab durchgesägt

Der flüchtige Egon L. war am 9. Juli 2014 auf spektakuläre Weise getürmt. Er hatte den Gitterstab in einer Gefängniszelle, die ebenerdig war, zersägt und zur Seite gebogen. Dann hatte er sich durch den engen Spalt gezwängt und die über fünf Meter hohe, nach innen gewölbte Gefängnismauer überwunden. Der Ausbruch sei gut geplant gewesen, so JVA-Leiter Carsten Heim nach der Flucht. Auch sei Egon L. auf Hilfe von außen angewiesen gewesen. Seit 2011 saß der Mann, ein drogenabhängiger Deutsch-Kasache, eine achtjährige Freiheitsstrafe wegen eines Tankstellenüberfalls ab.

Fünf Tage nach seiner Flucht, am 14. Juli, wurde der Flüchtige in einer Wohnung im münsterländischen Ahaus von Sondereinsatzkräften der Polizei gestellt. In der Wohnung war zudem eine Fluchthelferin (28) festgenommen worden. Ernsthafte Aufklärung zu den Umständen der Flucht gab es von Egon L. und der 28-Jährigen, bei der er aufgegriffen wurde, bislang wohl nicht. Sie schwiegen (JaK/jös)