Gelsenkirchen. Die Polizei fahndet mit Hochdruck nach einem geflohenen Insassen der JVA Gelsenkirchen. Der als gefährlich eingestufte Mann hatte sich am Mittwochmorgen absetzen können, nachdem er einen Gitterstab der Zelle zersägt und sich durch den Spalt gequetscht hatte. Seinem Zellennachbarn gelang das nicht.

Seit mehr als 24 Stunden ist Egon L. auf der Flucht. Am frühen Mittwochmorgen war der 30-Jährige aus der JVA Gelsenkirchen getürmt. Eine "heiße Spur", wo sich L. aufhalten könnte, fehlt der Polizei bislang, wie ein Sprecher am Donnerstagmorgen einräumte. Die Fahndung laufe aber auf Hochtouren, eine zehnköpfige Ermittlungskommission jagt den Flüchtigen.

L. gilt als gefährlich. Er ist unter anderem wegen eines Tankstellenüberfalls mit einer Scheinwaffe zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Wegen seiner Drogenabhängigkeit sollte er nach Ende seiner Haftstrafe im Sommer 2015 in eine Entzugsklinik überstellt werden. L. ist ca. 175 cm groß, sehr schlank, hat dunkelblondes Haar und blaue Augen sowie auffällige Tätowierungen an Armen und Beinen.

Die Polizei warnt Bürger, die den Flüchtigen sehen, vor eigenmächtigen Handlungen. Stattdessen sollte umgehen die Polizei unter 110 verständigt werden.

Häftling zersägte Gitterstab und quetschte sich durch die Öffnung

In der JVA Gelsenkirchen wird unterdessen weiter ermittelt, wie L. überhaupt die Flucht gelingen konnte. Ersten Erkenntnissen zufolge hat er mit Sägestücken einen der zweieinhalb Zentimeter dicken Gitterstäbe an seinem Zellenfenster durchgesägt. "Woher L. die Sägeteile hatte, wissen wir noch nicht", sagte Detlev Feige, Sprecher des NRW-Justizministeriums. Angeblich gebe es in den Handwerksbetrieben der JVA keine derartige Säge. "Das bedeutet, dass er die Säge von draußen bekommen haben muss", schlussfolgert Feige. Möglich sei, dass ein Besucher des Häftlings die Säge ins Gefängnis geschmuggelt habe.

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Anschließend bog L. den zersägten Stab so zur Seite, dass der schmalgebaute Mann sich daran vorbeiquetschen konnte. Eine gleich mehrfach beachtliche Leistung, denn die Stahlstäbe sind nicht nur äußerst stabil, sondern auch in einem Abstand von nur 10,5 Zentimetern angebracht. Der Zellennachbar, der wohl ursprünglich ebenfalls türmen wollte, musste dieses Unterfangen aufgeben, weil er nicht durch die Öffnung passte, wie Feige berichtet.

Fluchthelfer warfen eine Leiter über die Mauer

L. kletterte anschließend über einen 4,50 Meter hohen Zaun, wodurch Alarm ausgelöst wurde. Die 5,50 Meter hohe und nach innen gewölbte Außenmauer überwand er mit Hilfe einer Art Strickleiter, die Fluchthelfer ihm von außen über die Mauer warfen. Anschließend flohen L. und seine Helfer in einem Auto.