Aus der JVA Gelsenkirchen floh am Mittwochmorgen um 5.30 Uhr ein Häftling. Er durchtrennte einen der Gitterstäbe in einer ebenerdigen Zelle, überwand einen Sicherheitszaun und die 5,50 Meter hohe Gefängnismauer. „Der Ausbruch war gut geplant“, sagt JVA-Leiter Carsten Heim.

Ein filmreifer Ausbruch gelang am Mittwochmorgen um 5.30 Uhr einem 31 Jahre alten Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen. Der Flüchtige ist laut JVA-Leiter Carsten Heim „kein Bagatell-Täter“. Aktuell saß er wegen eines Raubüberfalls ein. Der gebürtige Kasache, der die deutsche Staatsbürgerschaft hat, ist drogenabhängig.

Der Weg in die Freiheit war offenkundig minutiös geplant und gelang mit Unterstützung von außen. Der 31-Jährige hatte einen Gitterstab in einem Erdgeschoss-Haftraum durchtrennt, zur Seite gebogen und sich durchgezwängt, dann einen Sicherheitszaun überwunden, einen Sicherheitsstreifen überquert und die 5,50 Meter hohe glatte, nach innen gewölbte Betonmauer mithilfe einer „Übersteighilfe“ (Heim) überwunden.

Laut Carsten Heim hat der Ausbrecher zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen überwinden können. Ein Rätsel ist bislang, wie der Gefangene den Gitterstab aus besonders gehärtetem Stahl hat durchtrennen können und wie er an das Werkzeug gekommen ist. „Wir haben bei der Durchsuchung des Haftraumes nichts gefunden“, so Heim. Der Flüchtige habe das Werkzeug wohl mitgenommen. Da der 31-Jährige „sehr schmal“ sei, habe er sich durch die Gitterstäbe zwängen können.

Bei der Überquerung des vier Meter breiten Sicherheitsstreifens, der rund um die Uhr von einem Wachdienst kontrolliert wird, wurde zwar Alarm ausgelöst, doch bevor der Wachdienst zur Stelle war, hatte der Ausbrecher bereits das Weite gesucht. Und zwar mittels „einer Übersteighilfe“, die über die 5,50 Meter hohe Mauer geworfen wurde. Der oder die Helfer hatten sich nicht von der Seite Aldenhofstraße, sondern im Schutz des angrenzenden Landschaftsschutzgebietes der JVA genähert.

Häftling sollte in Maßregelvollzug

„Der Flüchtige ist kein unbeschriebenes Blatt“, so Carsten Heim. „Seit er strafmündig war, ist er auch straffällig geworden.“ Auf seinem Kerbholz stehen unter anderem zwei Verurteilungen in der Jugendzeit, er ist drogenabhängig, war zuletzt an einem mit großer Professionalität durchgeführten Tankstellenüberfall „mit einer Scheinwaffe“ (Heim) beteiligt. Für diese Tat war er zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Wegen seiner Drogenabhängigkeit hatte das Gericht verfügt, dass der 31-Jährige zwei Jahre nach Haftbeginn in den Maßregelvollzug gehen sollte. Das wäre im September 2015 der Fall gewesen.

Spurensicherung in der JVA

Die Polizei hat mit der Spurensicherung in der JVA begonnen und sofort die Fahndung eingeleitet. JVA-Leiter Carsten Heim geht davon aus, dass der Flüchtige sich nicht in der Region absetzt – hier leben seine Eltern – sondern „versucht hier weg zu kommen“.