Gelsenkirchen. Nach dem Ausbruch eines Häftlings aus der JVA Gelsenkirchen ist die Fahndung zunächst erfolglos geblieben. Der 31-Jährige sei weiter auf der Flucht, erklärte die Polizei am Donnerstagmorgen. Die Gefängnisleitung bezeichnete den Mann, der wegen Tankstellenüberfällen einsaß, als “nicht ungefährlich“.

Aus der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen ist am Mittwochmorgen ein Gefangener ausgebrochen. Das bestätigte die Polizei Gelsenkirchen auf Anfrage. Die Fahndung nach dem Mann läuft auch am Donnerstagmorgen weiter - bislang ist sie ohne Erfolg geblieben. Der Geflohene sei noch nicht gefasst, hieß es am frühen Morgen auf Nachfrage bei der Polizei.

Die Polizei stuft den Entflohenen als gefährlich ein. Wer ihn sieht, sollte nicht eigenmächtig handeln, sondern die Polizei unter 110 verständigen. Der Flüchtige, Egon Lefler, wird wie folgt beschrieben: 30 Jahre alt, ca. 175 cm groß, sehr schlank, dunkelblondes Haar und blaue Augen sowie auffällige Tätowierungen an Armen und Beinen. Hinweise nimmt die Polizei Gelsenkirchen unter 0209-365-7112 bzw. -8240 entgegen.

Der 31-Jährige hatte einen Gitterstab seiner Zelle durchgesägt und zur Seite gebogen. Wie es dem Gefangenen gelang, den aus Stahl bestehenden Stab zu durchtrennen, blieb vorerst ein Rätsel. Doch so konnte der als schlank und schmal beschriebene Mann aus seiner Zelle im Erdgeschoss in den Gefängnishof gelangen. Dort kletterte er über einen 4,50 Meter hohen Sicherheitszaun, der mit einem Berührungssensor ausgestattet war. Dadurch wurde um 5.30 Uhr Alarm ausgelöst.

Fluchthelfer halfen von außen

Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, wie von außerhalb eine Übersteighilfe, etwa eine Leiter, über die Gefängnismauer geworfen wurde, mit deren Hilfe der Gefangene das 5,50 Meter hohe Hindernis überwinden konnte.

Jenseits der Mauer wartete bereits ein Fluchtfahrzeug, mit dem der Gefangene seine Flucht fortsetzte. "Wir gehen davon aus, dass er sich möglichst schnell möglichst weit absetzen möchte", sagte der Sprecher des Justizministeriums, Detlef Feige.

Der Gefangene war unter anderem wegen mehrerer Raubüberfälle auf Tankstellen zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt worden. In Gelsenkirchen sitzt er seit Ende 2011. Zuvor hatte er mehrere Haftstrafen in anderen Einrichtungen verbüßt. Die Gefängnisleitung beschreibt ihn als "nicht ungefährlich" und auch Ministeriumssprecher Feige bestätigt: "Das ist kein Chorknabe."

JVA Gelsenkirchen gilt als sicher

Die Haftanstalt in Gelsenkirchen wurde 1998 fertiggestellt und gilt als sicherheitstechnisch auf gutem Stand. Derzeit sitzen dort 484 Häftlinge im geschlossenen Bereich der Justizvollzugsanstalt ein, darunter sind 136 Frauen

Auch interessant

Der Ausbruch hat den Verhandlungsbeginn im Mordprozess gegen eine junge Frau in Arnsberg verzögert. Die 22-Jährige, die ebenfalls in dem Gefängnis in Gelsenkirchen sitzt, war am Vormittag nicht rechtzeitig zum Beginn der Verhandlung am Landgericht gebracht worden. Erst am späten Vormittag traf sie ein.

In dem Arnsberger Prozess ist die junge Mutter wegen Mordes an ihrer knapp vier Monate alten Tochter angeklagt. Der Säugling verhungerte und verdurstete, während die Mutter im Drogenrausch feierte. Sie wurde am Mittwoch zu lebenslanger Haft verurteilt.

Immer wieder Ausbrüche aus NRW-Gefängnissen

Die Flucht des 31-Jährigen ist der jüngste Fall in einer ganzen Reihe von Ausbrüchen aus Gefängnissen in NRW. Zuletzt war zwei Gefangenen der JVA Schwerte auf spektakuläre Art und Weise die Flucht geglückt, indem sie sich mithilfe eines Bettlakens abseilten. Sie wurden kurz darauf allerdings wieder gefasst.

Auch die JVA Bochum geriet immer wieder in die Schlagzeilen, weil Gefangene von dort entkamen. Der "Pannenknast" hatte sogar NRW-Justizminister Thomas Kutschaty in Bedrängnis gebracht, der daraufhin versprach, für mehr Sicherheit zu sorgen.