Gelsenkirchen. Der Gastwirt Udo Figorski („Die Kanne“, Ückendorf) beklagt, dass er für das Bezahlfernsehen statt 451 Euro ab September 653 Euro monatlich investieren muss. Das Unternehmen begründet das mit gestiegenen Kosten für Übertragungsrechte.
Seit 2,5 Jahren ist Udo Figorski (52) Pächter der Kneipe „Die Kanne“ am Schulte-im-Hofe-Platz in Ückendorf. Dank eines entsprechenden Abonnements ist die urige Pinte mit den Bleiglasfenstern und den vielen Fanschals an der Decke eine „Sky Sportsbar“. In der Bundesliga-Saison kommen zwischen 50 und 80 Gäste zu Udo Figorski und sehen sich dort auf zwei Flachbildschirmen Schalke-Spiele an. Jetzt dreht Anbieter Sky wieder an der Preisschraube. Statt der bisherigen 451 Euro möchte der Bezahlsender ab September 653 Euro pro Monat von dem Gastwirt haben. Der versteht die Welt nicht mehr.
„Nach einer saftigen Preiserhöhung im vergangenen Jahr langen die nimmersatten Sky-Verantwortlichen wieder zu“, empört sich Figorski. Mit fünf oder zehn Prozent mehr könnte er leben, sagt er, aber 45 Prozent, das empfindet er als „arge Frechheit“. Eine Kündigung hat er schon geschrieben, sie aber noch nicht abgeschickt. Erst wolle sein Anwalt die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Sky auf Lücken überprüfen. „Aber ich glaube nicht daran, denn so ein Unternehmen wird gute Juristen haben“, zuckt Figorski mit den Schultern.
Den Umsatz im Auge behalten
Bei Facebook hat sich der 52-Jährige einigen Essener Wirten und deren Gruppe „Essener Gastronomen vs. Sky“ angeschlossen. Mit denen will er sich demnächst zusammensetzen und mal „sehen, was man da machen kann.“
Sky begründet die Preiserhöhung mit einem größeren Programmangebot. Die Möglichkeit, beim alten Paket zu bleiben, wird den Kunden nicht eingeräumt. „Wimbledon, Eishockey, Golf - ist alles mit drin. Aber das interessiert hier doch keinen!“, moniert Figorski. „Bundesliga, Champions League, Europa League - das ist das, was die Leute hier sehen wollen, sonst nichts!“
Noch will Figorski die Flinte nicht ins Korn werfen, von Existenzgefährdung mag er auch nicht sprechen. „Man muss gucken, wie sich der Umsatz entwickelt in den ersten Monaten.“ Dazu sagt Jörg Allgäuer, Vice President Corporate Communications bei Sky: „Als Gastwirt kann man dieses Geschäft profitabel gestalten, auch und gerade in einer Fußballhochburg wie dem Ruhrgebiet. Für uns sind die Gastwirte unsere langfristigen Partner.“ Zur Preiserhöhung sagt er: „Wir verhandeln die Sportrechte immer wieder neu. Und weil diese Rechte immer mehr und immer teurer werden, müssen wir das zum Teil an unsere Kunden weitergeben.“ Eine Stückelung dieses Abonnements sei prinzipiell nicht möglich.
Nicht jeder Wirt schimpft über Preiserhöhung
Einer, der sein Sky-Abo wegen der Preiserhöhung im letzten Jahr (30 Prozent) an den Nagel gehängt hat, ist Thomas Nikutta, Betreiber des Flash Pub an der Von-Oven-Straße. „Ich kenne auch nur noch eine Handvoll Wirte, die das anbieten“, so Nikutta. Einer dieser Wirte macht Sky überhaupt keinen Vorwurf: „Es ist teuer, es ist viel, aber Sky versucht genau wie ich auch zu wirtschaften.“ Statt wie früher 6000, zahlt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, bald 7800 Euro pro Jahr. Er habe aber nie überlegt, sein Abo zu kündigen, auch seine Bierpreise habe er deswegen nie erhöht. Nach wie vor koste ein kleines Pils 1,30 Euro. „Ich habe guten Zulauf, meine Kneipe ist immer voll, wenn Schalke spielt“, sagt er. Im Durchschnitt kämen dann 50 Leute. Die Preiserhöhung für das Abo sei ärgerlich, aber er wolle seinen Gästen weiterhin diesen Service bieten. Er gewinne auch Gäste dazu, weil andere Wirte Sky kündigen.