Oberhausen. Der Bezahlsender Sky verlangt ab September bis zu 44 Prozent mehr Geld von Gastronomen für Sportübertragungen. Viele Kneipiers wollen deswegen das Abo kündigen. Zorn und Verwunderung herrsche vor, so der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Auch in Oberhausen fühlen sich die Wirte geschröpft.
Das böse Erwachen nach einem rauschenden Fußballfest folgte schnell: Der Bezahlsender Sky wird zum 1. September dieses Jahres die Preise für Gastronomen teils drastisch erhöhen. Ulrike Bothen, Inhaberin der Gaststätte „Haus Theißen“, hat bereits ihre Konsequenz gezogen. „Ich habe das Abonnement sofort gekündigt, nachdem ich die Post mit der Preiserhöhung erhalten habe.“ Das ist kein Einzelfall: „Von Unmut unter den Gastwirten zu sprechen, ist noch sehr diplomatisch ausgedrückt“, erklärt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im auch für Oberhausen zuständigen Bezirk Nordrhein.
„Zorn und einfach nur Unverständnis habe ich in den vergangenen Tagen von den Wirten über diese Preispolitik mitbekomme“, berichtet Kolaric weiter. „Für viele Gastronomen wird sich jetzt die Frage stellen, ob es sich noch lohnt, Live-Fußball anzubieten.“ Kolaric spricht davon, dass viele Wirte die Zusammenarbeit mit Sky beenden wollen.
Dehoga rät - genau rechnen
Carsten Seemann, dem sowohl das „Popeye“ an der Ruhrorter Straße als auch das „Come In“ an der Lindnerstraße gehören, will zumindest nicht vollkommen auf den Live-Fußball verzichten. „Für das Popeye habe ich ganz aktuell ein Abo abgeschlossen. Ich werde das ein Jahr lang probieren und dann gucken, ob es sich rentiert.“ Dabei wird er genau rechnen müssen: Aktuell bezahlt er dort 410 Euro im Monat. „Mit der Preiserhöhung werden 30 Prozent draufgeschlagen“, so der Gastronom – das sind dann rund 530 Euro.
Höhere Lizenzgebühren als Grund der Preiserhöhung
Der Medienkonzern Sky beabsichtigt ab September die Preise „anzupassen“. Der Preis richte sich dabei nach Größe des Lokals, Kaufkraft, Bevölkerungsstärke und Sportaffinität der Menschen, so Sky.
Veränderte Lizenzgebühren seien der Hauptgrund für die Preiserhöhung.
Im „Come In“ hat Seemann den Vertrag mit Sky bereits vor der vergangenen Preiserhöhung gekündigt. „Wenn Samstag und Sonntag Bundesliga ist, habe ich dort im Schnitt zehn Gäste sitzen. Die kommen selbst ohne das Abo dorthin.“ Auch wenn Seemann den Testballon in einer seiner Kneipen steigen lassen will – den Unmut über Sky kann er nachvollziehen.
Sky kein großer Frequenzbringer
Ohne Sky wird demnächst das Haus Theißen, eine gutbürgerliche Eckkneipe in Styrum, auskommen. Bislang zahlte die Wirtin knapp 500 Euro im Monat, um ihren Gästen Bundesliga-Fußball zeigen zu können. „Nach der Erhöhung sollten es dann 720 Euro werden, die ich pro Monat hätte überweisen müssen“, so Bothen. „Das rechnet sich einfach nicht mehr.“
Denn der große Frequenzbringer sei Sky nicht gewesen. „Ich habe es als Service meinen Stammgästen gegenüber gesehen.“ Am Wochenende, wenn die Bundesliga über den Bildschirm lief, seien nur wenige zusätzliche Gäste gekommen. „Ausnahmen waren Spitzenspiele wie etwa Bayern gegen Dortmund.“ Dass sie nun nicht mehr jedes Champions-League-Spiel zeigen kann, ist für Bothen kein Verlust. „Durch die Übertragung im ZDF fällt da quasi nichts weg.“