Gelsenkirchen. „Wir waren echte Straßenkinder“, schmunzelt Norbert Fischer, „auch wenn wir natürlich alle ein Zuhause hatten.“ Dieses Zuhause lag in Rotthausen, Tür an Tür in der Straße Auf der Reihe. Noch heute treffen sich regelmäßig um die 15 der Spielkameraden der 1950er und 60er Jahre.

„Wir waren echte Straßenkinder“, schmunzelt Norbert Fischer, „auch wenn wir natürlich alle ein Zuhause hatten.“ Dieses Zuhause lag in Rotthausen, Tür an Tür in der Straße Auf der Reihe. Noch heute treffen sich regelmäßig um die 15 der Spielkameraden der 1950er und 60er Jahre, um in Erinnerungen zu schwelgen – und das schon seit 1995. Da, wo heute in Rotthausen Pilkington sitzt, regierte früher die „Deloch“ (DELOG AG, ehemalige Glasfabrik).

Dort arbeiteten die Eltern, „uns konnte man auch die Deloch-Kinder nennen“, flachsen einige. Später, als Jugendlicher, arbeitete Hans-Gerd Weber dann selbst dort, 18 Jahre sollten es werden: „Vattern war ja schon da.“ Überhaupt war die ganze Straße gefühlt von einer einzigen, großen Familie bewohnt, erinnert sich auch Maria Lepenat. Die 82-Jährige, eine der Mütter der Straßenkinder, lebte selbst 51 Jahre in Rotthausen – und schon damals fanden die Jugendtreffen entweder dort bei ihr oder in Gaststätten in der Nähe statt.

Langweilig wurde es damals nie

Heute wohnt sie bei ihrer Tochter in Essen-Stoppenberg, in deren Gartenlaube am Samstag die Runde auf geblümten Gartenstühlen Platz findet. Maria Lepenat genießt die Treffen: „Das sind schöne Erinnerungen. Heute gibt es so etwas ja gar nicht mehr.“

„Unsere Straße sollte ja fast umbenannt werden, in ‚Boulevard’“, scherzt Harald Werthschütz, „da war früher mehr los als in Hollywood.“ Bälle flogen über Zäune und Dächer, Lehmberge wurden erklommen und so mancherlei „krummes Ding“ gedreht. So bot Nachbars Garten oft eine willkommene Gelegenheit, „wir hatten ja sonst nichts für den Muttertag“, lacht Gitta Elias, Maria Lepenats Tochter, oder einfach weil der Kirschbaum nebenan so verlockende Früchte trug – allerdings nicht einfach zu erreichen, wie sich Harald Werthschütz erinnert: „So viel malochen für eine Kirsche.“

Die Geschichte von Nachbar Werner und den Kokosraspeln

Auch sonst wurde es nie langweilig: „Einmal kam der Werner mit Kokosraspeln an“, erzählt ein anderer, „aber beim Essen haben wir gemerkt, er hatte Seife geraspelt“. Samstag ist es kulinarisch ausgefallener: Gulasch „Arabische Nacht“ gibt es, „nach Rotthauser Art“. Was da Besonderes drin ist? „Pfirsich!“