Gelsenkirchen. Am Dienstag geht der Flieger von Frankfurt nach Sao Paulo. Und an Bord wird auch Schalkes Finanz-Vorstand Peter Peters sein: Der 51-Jährige gehört als DFB-Vizepräsident zu einer fünfköpfigen Delegation des Deutschen Fußball-Bundes. Er hofft auf ein “friedliches Turnier“.
Es ist erst wenige Tage her, da schossen brasilianische Ureinwohner mit Pfeil und Bogen auf bewaffnete Polizisten, um in der Hauptstadt Brasilia eine Straßensperre zu durchbrechen und in die Nähe eines umstrittenen Stadionneubaus zu kommen.
Szenenwechsel.
Peter Peters sitzt entspannt in einem Konferenzraum der Schalker Geschäftsstelle am Ernst-Kuzorra-Weg. An den Wänden hängen stilisierte Bilder von vergangenen Erfolgen der Königsblauen. Am Dienstag nach Pfingsten, am 10. Juni, fliegt der 51-Jährige in offizieller Mission in Richtung Zuckerhut. Der Finanzvorstand des FC Schalke 04 ist als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes Mitglied einer fünfköpfigen Delegation, die – so lange Jogis Jungs im Wettbewerb stehen – vor Ort den DFB repräsentiert.
Premiere für Peters in Südafrika 2010
Es ist das dritte Mal, dass der Funktionär Peters für den Verband die Welt bereist. In Südafrika 2010 erlebte er die Premiere, die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine bildete Nummer zwei. Und beide Veranstaltungen, sagt Peters, seien aus seiner Sicht völlig problemlos verlaufen. „Im Vorfeld der WM in Südafrika wurden Sicherheitsfragen stark diskutiert. Ich bin da sogar allein joggen gewesen. Die Menschen waren so freundlich, so gastlich“, erinnert er sich.
Dass sich Situationen massiv verändern können, vollzieht Peters gerade an der Ukraine-Krise nach. „Auch dort war alles so friedlich. Ein echtes Fußballfest...“ Slawjansk etwa, war ein Spielort, den er selbst besuchte, wo er viele positive Eindrücke sammelte. „Heute wird dort geschossen...“, fügt er nachdenklich an.
Ein Besuch im Estádio do Maracanã
Die Frage nach seiner Vorfreude auf die WM bejaht der Schalker. Er predigt auch ein wenig die Hoffnung, die außerhalb des Industriezweiges Fußball niemand so recht glauben mag. „Dass es ja vielleicht einfach nur ein schönes Fest im Mutterland des Fußballs wird“, sagt er und schildert seine Aufgaben. Die reichen von den Besuchen der Spiele mit deutscher Beteiligung, von Visiten bei den örtlichen Bürgermeistern und der Begleitung der Mannschaft bis hin zu einer DFB-Präsidiumssitzung. Dazu gehört aber auch der nachvollziehbare Wunsch, als deutscher Fußball-Repräsentant am 13. Juli im legendären Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro zu sitzen und die eigene Elf im Finale zu sehen. Oder am 4. Juli, wenn das Stadion Austragungsort eines Viertelfinalspiels ist.
Zum Halbfinale würde seine Familie anreisen. Darüber, das merkt man Peter Peters an, würde er sich wirklich freuen. „Gegen Gelbfieber haben sie sich schon impfen lassen.“ Und falls Deutschland ausscheidet? „Dann kommen sie nicht und ich würde abreisen.“
Keine Spekulationen
Was er angesichts der Proteste, der wiederkehrenden Unruhen erwartet? Spekulieren möchte der 51-Jährige darüber nicht. Auch nicht darüber, ob es sinnvoll ist, eine Veranstaltung dieser Größe in ein Schwellenland zu vergeben, das ganz andere Probleme hat. Ein Land, in dem die Menschen der Regierung vorwerfen, Geld in Prestigeprojekte zu stecken statt in Bildung und Infrastruktur und Wohnungen. „Die Motivation der Fifa, so eine WM nach Brasilien zu vergeben, ist nachvollziehbar. Da rechnete jeder mit einem Fußballfest.“
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Doch diese Vorzeichen, stellte jüngst die Heinrich-Böll-Stiftung fest, haben sich verkehrt. Wäre der Austragungsort für die Weltmeisterschaft erst im Februar 2014 bestimmt worden, hätte Brasilien als Kandidat nur von 26,1 Prozent der eigenen Bevölkerung bedingungslose Unterstützung erhalten. Dies wurde über eine Umfrage ermittelt. Außerdem hätten 75,8 Prozent der Befragten erklärt, dass sie die Investitionen Brasiliens für die Weltmeisterschaft als unnötig betrachten. Rund 80 Prozent missbilligten die Investitionen von öffentlichen Geldern in den Stadionbau, die stattdessen für wichtigere Bereiche hätten genutzt werden sollen.
Akzeptanz von Großveranstaltungen sinkt
Ob sich solche Investitionen im Nachhinein rechnen können? Peters will das nicht ausdrücklich bejahen, zieht aber einen Vergleich zur WM 2006 in Gelsenkirchen: „Da ist bei uns auch in die Infrastruktur investiert worden. Und davon profitieren wir heute noch.“ Die Uferstraße nennt er, die Autobahnabfahrt an der A42, die Vinckestraße. Der Finanz-Vorstand des FC Schalke 04 weiß aber auch, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für Großveranstaltungen rapide abnimmt. „Das haben wir bei der Olympia-Bewerbung für München gesehen.“
Szenenwechsel.
Es ist gut ein Jahr her, da gingen anlässlich des Confederations Cup in Brasilien, einer Art Generalprobe für die Fußball-Weltmeisterschaft, bis zu eine Million Menschen aus Protest gegen Korruption, Misswirtschaft und die Ausgaben in Höhe von rund elf Milliarden Euro für die WM auf die Straße.