Gelsenkirchen. Auch wenn es darum geht, Konsequenzen für das eigene Fehlverhalten im Unterricht zu wählen. Jede Schule in Gelsenkirchen hat ein etwas anderes Konzept dafür, doch der Grundgedanke von Mitbestimmung ist der gleiche.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit? Und an die kleinen Vergehen während dieser? Unterrichtsstörungen, ein paar böse Wörter in Richtung des Klassenkameraden oder ähnliches? Wie wurden sie damals dafür „bestraft“? Höchstwahrscheinlich mit Nachsitzen, Strafaufgaben oder gar einem Eintrag ins Klassenbuch. Aber ist das heute überhaupt ein noch gängiges Vorgehen?

Mitbestimmung bei Konsequenzen

An der Mulvany-Realschule am Hagemannshof wird seit Ende letzten Jahres ein neues Konzept erprobt: Dort sollen Schüler bei kleineren Vergehen selber überlegen, was sie als angemessene Konsequenz für ihr Fehlverhalten erachten. Hier ein Auszug aus den Schülervorschlägen: Eine Woche lang den Aufräumdienst übernehmen, zum Beispiel. Entschuldigende Worte an Lehrer oder Mitschüler richten. „In einem Fall gab es sogar schon mal einen Blumenstrauß inklusive Entschuldigungsbrief von einem Schüler an eine Lehrerin“, erzählt Schulleiter Dr. Hans-Jürgen Smula.

Die Schule erprobt das Konzept bis zum Ende des Schuljahres, dann wird darüber entschieden, ob es fest in den Schulalltag verankert werden soll. „Ich bin guter Dinge, dass das auch klappt“, sagt Smula, denn sowohl Lehrer als auch Schüler seien größtenteils überzeugt.

Trainingsraum-Programm zur Lösung von Disziplinproblemen

Auch an der Grundschule an der Marschallstraße, der Antonius-Förderschule sowie der Evangelische Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck wird auf die Mitbestimmung der Schüler Wert gelegt. Dort hat man sogenannte Trainingsraum-Programme zur Lösung von Disziplinproblemen in der Schule eingerichtet.

Einfach ausgedrückt heißt das: Kinder, die im Unterricht stören, haben die Möglichkeit in einem extra Trainingsraum, losgelöst von ihren Klassenkameraden, über ihr Fehlverhalten nachzudenken. Dort werden ihnen eigens dafür ausgebildete oder geschulte Pädagogen zur Seite gestellt, mit denen sie über ihr Verhalten sprechen, natürlich angepasst an den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes. In der Grundschule Marschallstraße funktioniert das etwa „über das Schreiben oder eben auch mal über das Malen, wenn das Kind noch nicht schreiben kann“, erklärt Direktorin Angelika Krauß.

Auch interessant

Die gängige Methode, ein Gespräch mit dem Klassenlehrer zu führen, vertritt das Ricarda-Huch-Gymnasium. Aber auch ihnen sei es wichtig, „gemeinsam mit den Kindern zu entscheiden“, erläutert der stellvertretende Schulleiter Rolf Möller. Also besteht bei allen Einigkeit nach dem Grundsatz: „Jeder hat das Recht ungestört zu lehren und zu lernen und wir müssen alle dazu beitragen, dass das auch funktioniert“ – wie es Maria Lehmann von der Antoniusschule treffend formuliert.