Gelsenkirchen. Noch bis zum 27. Mai spielt die Antoniusschule Stadt. Mit Bürgermeister, Bank, Arbeitsamt und Gewerken wird das echte Leben simuliert. Die eigene Währung heißt Antoni.
Katastrophenalarm an der Antoniusschule. „Eine Seuche ist ausgebrochen, alle Gewerkenleiter müssen Mundschutz tragen“, ruft die Frau im Kiosk die aktuelle Nachricht ins Foyer hinein. Zum Glück ist alles nur ein Spiel. Die städtische Förderschule an der Antoniusstraße in Schalke spielt noch bis zum 27. Mai Stadt. Seit Montag erproben die Schülerinnen und Schüler das Funktionieren von Gesellschaft, Demokratie und Berufsorientierung.
Bereits im letzten Jahr hat die Antoniusschule sich in eine Spielstadt verwandelt. Und dabei gute Erfahrungen gemacht. „Einige von den schwierigen Schülern sind dabei so friedlich wie nie“, sagt Martin Höchst, der stellvertretende Schulleiter. Wer in die Stadt möchte, bekommt einen Besucherausweis im Rathaus. Und wenn Politiker vorbei schauen, tragen die sich ins Stadtbuch ein. Jeder Schüler muss sich morgens hier einfinden, quasi stempeln gehen. Die Klassen 1 und 2 sind außen vor, sie sind für die Dauer der Spielstadt in einer Art Kindergarten untergebracht.
Lehrer verdienen mehr "Antonis"
„Das macht mehr Spaß als Unterricht“, lacht Ago (15). Der stellvertretende Bürgermeister übernimmt für den kleinen Rundgang die Aufgabe des Stadtführers. Im letzten Jahr hat es für ihn für den Posten des Bürgermeisters gereicht, in diesem Jahr musste er mit nur einer Stimme Unterschied seinem „Konkurrenten“ Reagan (14) den Vortritt lassen.
Das Projekt „Bildung(s)gestalten“
„Bildung(s)gestalten“ wird in Bismarck mit Unterstützung des Landes NRW und der Anneliese-Brost-Stiftung gefördert. Der Bauverein Falkenjugend und die Arbeitsgemeinschaft Offene Türen (AGOT) NRW führen es durch.
Schwerpunkt in Bismarck ist die Gestaltung von Bildungslandschaften aus Sicht der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Seit Dienstag ist Reagan im Amt und damit Oberhaupt des fünfköpfigen Rates, der Entscheidungen über die Höhe der Steuern, über Veranstaltungen und über die Ansiedlung von Betrieben und Gewerken fällt. „Ich war witzig, ich habe versprochen, dass die Steuern gesenkt und die Löhne erhöht werden.“ So beschreibt Reagan seinen Wahlkampf. Für seine 28 „Antonis“ – die Währung der Spielstadt – leistet der 14-Jährige sich zwei Bodyguards. Zumindest ein Versprechen hat er eingehalten: Die Lehrer verdienen jetzt 18 statt 15 Antonis. Den Lohn holen sich die 140 „Einwohner“ der Stadt in der Bank ab und geben ihn zum Beispiel am Kiosk oder in dem schicken Restaurant im ersten Stock aus.
Unterschied zur Realität
Jobs gibt es im Arbeitsamt. An diesem Tag werden etwa für die Krankenstation noch fünf, für die Küche zehn, für die Malerei acht, für die Schreinerei sechs und für das Jobcenter vier Arbeitskräfte gesucht. Es gibt für jeden einen Job, das unterscheidet die Simulation an dieser Stelle von der Realität. „Ich wusste nicht, wie man sich bei einem Amt anmeldet, wie Handel oder eine Stadt funktioniert“, sagt Ago, „Das lernt man hier.“