Gelsenkirchen. . Zahlreiche WAZ-Leser haben geschrieben, warum sie ihre Stadt mögen und warum all die Negativ-Rankings so falsch und nichtssagend sind. Schalke-Supporter Olivier Kruschinski hat eine ebenso ungewöhnliche wie detaillierte Liebeserklärung an Gelsenkirchen verfasst.
Olivier Kruschinski, vielen eher als Oli4 vom Supporters Club und als Schalke-Buchautor bekannt, ist kein „Fan“ von Gelsenkirchen, wie er selbst sagt. Aber: „Ich bin Gelsenkirchener mit Kopf, Herz und Hand. . . und bin es gerne, möchte auch gar nichts anderes sein. Dabei halte ich es gerne auch mal mit meinem Motto: ,Gelsenkirchen – Woanders is‘ auch scheisse!’“. – Wie er das meint? Sehr differenziert – und unterm Strich sehr positiv. Weshalb wir diese Liebeserklärung gern ausführlich widergeben möchten.
„Gelsenkirchen ist nicht das antike Rom, hat keinen Eifelturm. Vor knapp 150 Jahren war hier noch tote Hose. Was hier seitdem geschehen ist, gleicht einem Wunder,“ ordnet er die Geschichte ein. „Schon immer war der Name unserer Stadt negativ behaftet.“ Unkontrolliert wuchs sie zum Industriedorf, Dreck und Umweltverschmutzung prägten das Stadtbild. „Gelsenkirchen wurde jahrzehntelang als miefender Misthaufen betrachtet, aber es war der Mist, den man als wichtigen Dünger für das Wachstum benötigte. Auf Grundlage dieses fruchtbaren Humus entstand dann der Polacken- und Proletenclub ,Schalke 04’. Als Gegenpol zur Industrie entstanden riesige Grünflächen und heute, wo sich die Menschen die Industrieflächen zurückgeholt haben, ist GE so sexy wie niemals zuvor,“ lautet sein Fazit.
Verachtung anderer schweißte Menschen früher eher zusammen
Gelsenkirchen arm aber sexy, quasi das Ruhrpott-Berlin? Nicht ganz, denn als besonders dicken Pluspunkt wertet Kruschinski die Gelsenkirchener, „tolle Menschen“. Sie wurden als Polacken, Proleten, Ruhrpottkanaken bezeichnet. Namen, die man heute selbstbewusst voller Stolz tragen könne, findet er. Früher schweißte die Verachtung anderer Gelsenkirchener zusammen nach dem Motto: „Wir sind Gelsenkirchener, keiner mag uns, scheißegal!“ Aber heute?
Kruschinski räumt ein, dass man GE nicht immer mögen kann. „Aber es ist ehrlich, authentisch, echt. Schöne Ecken gibt es so wie überall woanders auch. Ebenso wie weniger schöne. Königsblau und grün haben wir satt und wer ein gutes Gespräch sucht, wird immer einen Gesprächspartner finden der zuhört – oder selbst seine Dönekes erzählt.“
Mehr Selbstbewusstsein zeigen
Der Ückendorfer wünscht sich für seine Mitbürger mehr Selbstbewusstsein im Alltag. „In Paris gibt es auch nicht nur den Eifelturm, auch in Rom gibt es Ecken, die man besser meidet. Gelsenkirchen ist und bleibt wie es ist: Grün, lebenswert, liebenswert, offen. Aber man soll aus GE auch nichts machen, was es nicht ist. Seine Antwort auf Kritik? „Selbstbewusst, aber charmant mit Augenzwinkern entgegnen: „Gelsenkirchen? Woanders is‘ auch scheisse!“
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