Gelsenkirchen. . Bei der Kommunalwahl am 25. Mai stehen auch die beiden Bezirksvertretungen Mitte und Süd zur Disposion. Beide Bezirke haben ihren eigenen Charme aber auch große Probleme.
Die beiden Bezirke diesseits des Rhein-Herne-Kanals – Süd und Mitte – sind vom vielzitierten Strukturwandel besonders gebeutelt. Kohle und Stahl haben gerade in Bismarck und Schalke, in Ückendorf und Rotthausen immer noch sicht- und spürbare Spuren hinterlassen.
Außenansichten und Arbeitslosigkeit gehören dazu. Andererseits gibt es viele positive Beispiele für eine ebensolche Veränderung. Consol Theater und Zoom Erlebniswelt (Mitte), Wissenschaftspark und Himmelstreppe (Süd) seien da etwa genannt. Und soziale Stadtteilprogramme, die zur Aufwertung der Wohnquartiere beigetragen haben und dies weiterhin tun. Beispielsweise in Schalke, dem Stadtteil mit dichter Bebauung und wenig Grün.
Beide Verwaltungsbezirke haben ihre „Problemzonen“ mit prekären Wohnverhältnissen. Die Bevölkerung ist bunt gemischt; der Zuzug von Menschen aus Rumänien und Bulgarien setzt neue Farbtupfer. Aber er stellt Verwaltung und Politik diesseits des Kanals auch vor besondere Herausforderungen. Bezeichnenderweise liegen die bisher als unbewohnbar deklarierten Schrottimmobilien in Mitte und Süd.
Stiefkind und Dauerbaustelle
Mit der Dauerbaustelle Bismarckstraße im gleichnamigen Stadtteil und der Bochumer Straße in der Neustadt beziehungsweise Ückendorf haben beide Bezirke eine Hauptverkehrsader, die für Schlagzeilen sorgt. An der Bismarckstraße, die in drei Bauabschnitten saniert werden soll, stagniert’s nach Fertigstellung von Abschnitt eins und zwei. Das Stiefkind Bochumer Straße mit seinem zum Teil morbiden Charme, das für Fernsehteams immer wieder gern als Symbol für Leerstand und Verfall in armen Ruhrgebietskommunen herhalten muss, blickt besseren Zeiten entgegen, seit das Erneuerungskonzept für den Straßenzug auf dem Tisch liegt und erste Gelder für das ehrgeizige Projekt geflossen sind.
Nah an den Problemen der Menschen
Oft sind es die kleinen Probleme, die beide Bezirksvertretungen bewegen. Der verwahrloste Spielplatz, die fehlende Querungshilfe, Schlaglöcher, Dreckecken. Oder das hochstehende Pflaster an Bürgersteigen, das zur Stolperfalle wird, die fehlenden Hunde-Auslaufflächen, mangelnde Parkflächen oder aber das nicht zu unterschätzende Problem Kleingärten und die vorgeschriebene Maximalgröße von Lauben.
Bezirksverordnete sind oft erste Anlaufstelle für Sorgen und Nöte der Menschen. Bestes Beispiel dafür: Der Kampf der Mieter in der denkmalgeschützten Siedlung Flöz Dickebank. Aber auch in den örtlichen Präventionsräten sieht man die gewählten Politiker, wenn es auf den Nägeln brennt. Beispiel: Im vergangenen Jahr herrschte große Verunsicherung ob der großen Zahl substituierter Drogenabhängiger, die sich bevorzugt im Bahnhofsumfeld in der Neustadt aufhielten. Anderes Beispiel: Der Zuzug von Menschen aus Südosteuropa, die bevorzugt Wohnungen in maroden Häusern beziehen. Da werden aktive Bezirksverordnete schnell zu Kümmerern und zu Bindegliedern zwischen der Basis und ihren jeweiligen Ratsfraktionen und/oder der Stadtverwaltung.
Die „kleinen Räte“ in den Bezirken können nicht über einen Mangel an Herausforderungen klagen.
19 beziehungsweise 17 Sitze sind zu vergeben
Zum Stadtbezirk Mitte gehören Altstadt, Bismarck, Bulmke-Hüllen, Feldmarkt, Heßler, Schalke und Schalke-Nord. Über 88.000 Menschen leben hier. Mit seinen Stadtteilen Neustadt, Ückendorf und Rotthausen ist der Verwaltungsbezirk Süd mit „nur“ um die 37 000 Bewohnern der deutlich kleinere.
In beiden Bezirken „regierten“ nach der Kommunalwahl 2009 SPD-Bezirksbürgermeister – in Mitte Detlev Preuß, in Süd Bernd Lemanski. Während Preuß bei der bevorstehenden Wahl am 25. Mai die Nummer 1 auf der Bewerberliste ist, empfiehlt sich sein Parteigenosse Lemanski den Wählern im Süden auf Listenplatz 15.
19 Sitze sind in der Bezirksvertretung Mitte zu vergeben. Nach der Kommunalwahl 2009 war der Kuchen so aufgeteilt: Die SPD erreichte 49,7 Prozent und hatte dafür 10 Sitze inne, gefolgt von der CDU mit vier Sitzen und einem Wahlergebnis von 21,8 %. Mit je einem Bezirksverordneten waren Grüne (6,1 %), Linke – später BBG – (5,7 %), BIG (5,1 %), FDP (3,6 %) und die rechtspopulistische Pro NRW (3,8 %) in der politischen Runde vertreten.
17 Sitze sind in der Bezirksvertretung Süd zu vergeben. Acht davon hatte in der jetzt abgelaufenen Legislaturperiode die SPD mit einem Wahlergebnis von 47,8 Prozent. Die CDU erreichte mit 24,4 % vier Sitze. Die weitere Verteilung: Je ein Vertreter der Grünen (7 Prozent), der Linken (5,6 %), der FDP (4) und der Gruppe AUF Gelsenkirchen (3,4 %) saßen neben einem Pro NRW-Angehörigen im Gremium.
Die Bezirksvertretung Mitte hat mit der Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses einen neuen Sitzungsort. Während der Bauzeit tagte das Gremium im Awo-Migrantenzentrum an der Paulstraße, was bisweilen – je nach Themenlage – doch zu einer Sitzplatzknappheit führte. „Heimat“ der Bezirksvertretung Süd ist der Wissenschaftspark in Ückendorf. Aber auch das Gremium kam immerhin einmal in den Genuss, im Ratssaal des HSH zu tagen.
Die Kandidaten für die Wahl der Bezirksvertretungen auf einen Blick
Bezirk 1 (Mitte) SPD: 1. Detlev Preuß, 2. Elisabeth Schnura, 3. Lothar Urban, 4. Venetia Harontzas, 5. Klaus Lange, 6. Peter Hennenberg, 7. Marion Thielert, 8. Manfred Beckmann, 9. Gudrun Meereis, 10. Carmen Knoche, 11. Mecit Ünalgan, 12. Andrea Zielinski, 13. Claus Ullrich, 14. Doris Hellmers, 15. Wilfried Winning, 16. Nina Schadt, 17. Serkan Nurdogan, 18. Christoph Back, 19. Gerd Podschadly, 20. Daniel Siebel, 21. Thomas Weigelt, 22. Sebastian Guckuck, 23. Manfred Gast, 24. Andreas Mendritzki.
CDU: 1. Peter Röttgen, 2. Michael Brauksiepe, 3. Loni Essmajor, 4. Julian Pfeifers, 5. Hilde Rademacher, 6. Christian Geisler, 7. Markus Gillar, 8. Malte Stuckmann, 9. Christoph Kirchhelle, 10. Thomas Burg, 11 Heinz-Jürgen Roemke, 12. Frank Habenicht, 13. Franz Josef Kraski, 14. Horst Sperling.
Die Grünen: 1. Patrick Jedamzik, 2. Barbara Oehmichen, 3. Jamaina Nadine Will, 4. Burkhard Wüllscheidt, 5. Ingrid Wüllscheidt.
Die Linke: 1. Dirk Galinski, 2. Mechthild Astrid Dullau-Lüning.
FDP: 1. Hans-Joachim Roth, 2. Anja Schick, 3. Nadine Aysegül Imanci, 4. Wilfried Bury.
AUF Gelsenkirchen: 1. Martina Reichmann, 2. Marlies Schumann, 3. Wilma Mittelbach, 4. Peter Reichmann, 5. Bernd Schreiner.
Bürger-Bündnis GE (BBG): 1. Ralf Herrmann, 2. Irene Heyn-Schramm, 3. Thorsten Strauß.
Piraten: 1. Mandy Hansen
Wähler Initiative NRW (WIN): 1. Hakan Karagöz, 2. Ismet Karaöz, 3. Osman Duran.
Unabhängige Bürgerpartei (UBP): 1. Friedhelm Rikowski, 2. Cerstin Düsterhus, 3. Sabine Kowalewski.
Alternative für Deutschland (AfD):
1. Rüdiger Engel, 2. Jörg Schneider.
Bezirk 5 (Süd) SPD: 1. Michael Thomas Fath, 2. Irmgard Peters-Urban, 3. Abderrahmane Fizazi, 4. Ramona Fath, 5. Fred Ausmeier, 6. Gianluca Bruno, 7. Monika Rafael, 8. Hans-Gerd Christian, 9. Ingrid Ruberg, 10. Jost Hoffmann, 11. Tobias Lang, 12. Silvia Küppers, 13. Hasan Kani Yilmaz, 14 Maria Christian, 15. Bernd Lemanski, 16. Alfred Hirt, 17. Herbert Leipelt, 18. Uwe Rafael, 19. Peter Müller, 20. Wolfgang Ehms, 21. Karlheinz Lahmer.
CDU: 1. Barbara Fuest, 2. Friedrich Klein, 3. Lothar Jacksteit, 4. Henning Voß, 5. Frank Mock, 6. Martin Odendahl, 7. Christopher Heinberg, 8. Arvids Vittaps, 9. Gisela Thrien, 10. Astrid Thelen, 11. Stephanie Klein, 12. Hildegard Klein, 13. Konstantin Fischer, 14. Frederike Blanck, 15. Michael Körber, 16. Rita Elshoff.
Die Grünen: 1. David Fischer, 2. Songül Civi, 3. Anna Abbas, 4. Paul Humann.
Die Linke: 1. Doris Stöcker, 2. Thorsten Jannoff.
FDP: 1. Halil Imanci, 2. Thomas Wolter, 3. Detlef Meier, 4. Dennis Kniebel.
AUF Gelsenkirchen: 1. Willi Alfred Mast, 2. Christoph Friedrich Wilhelm, 3. Gudrun Blankenberg, 4. Adil Özer.
Bürger-Bündnis GE (BBG): 1. Dr. Abdulmoaid Al-Jaanabi, 2. Kurt Jeßberger, 3. Ellen Mohr.
Piraten: 1. Jens Eric Scheunemann, 2. Klaus-Manfred Krause.
Wähler Initiative NRW (WIN): 1. Bünyamin Irmak, 2. Bayram Coskun, 3. Murat Keskin.
Unabhängige Bürgerpartei (UBP): 1. Josef Bargel, 2. Andreas Politsch.
Alternative für Deutschland (AfD):
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