Gelsenkirchen. . Für Jens Schäfer fängt Kommunalpolitik bei Gesprächen mit den Menschen vor Ort an. Der FDP-Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters steht für die Themen Bildung, Mittelstand und Lebensqualität.

Zu einer lebendigen Demokratie gehöre die Wahlfreiheit, das Angebot von Alternativen. Unabhängig davon, wie aussichtslos eine Kandidatur sei. Das sagte Jens Schäfer kürzlich bei der Vorstellung der liberalen EU-Kandidatin Eva Rickel. Diese Einschätzung gilt nun für ihn selbst: Der Spitzenkandidat der FDP bei der Kommunalwahl tritt auch als Kandidat fürs höchste Amt in Gelsenkirchen an. Wohl wissend, dass der neue OB nicht Jens Schäfer heißen wird.

Der frischgebackene 38-er ist kein politischer Poltergeist. Eher der Typ: erst denken, dann reden. Aber das, was er dann sagt, gilt. Weil er Verlässlichkeit auch zu seinem politischen Credo macht. Nun gut, vielleicht mit einer Ausnahme, aber diese Spitze richtet der Familienvater schmunzelnd gegen sich selbst.

Hobbykoch und Halbmarathoni

Denn bevor der in Horst geborene Meister für Veranstaltungstechnik 2002 zur FDP stieß, „wollte ich niemals einer politischen Organisation beitreten“. Ehrlich. Erst recht nicht, nachdem einer dem damaligen „Zivi“ gesteckt hatte, „wenn du etwas werden willst, brauchst du ein rotes Parteibuch“. Irgendwann stand Jens Schäfer dann vor der Entscheidung: Aktiv mitmachen und gestalten oder Klappe halten. Da hatte er sich längst mit den grundlegenden Ansätzen liberaler Politik beschäftigt – und diese für gut befunden.

Seinen politischen Werdegang bezeichnet der leidenschaftliche Hobbykoch und Halbmarathonläufer – letzteres ist er wieder, nachdem er sichtbar abgespeckt hat – als einen „schleichenden Prozess“. Umso agiler ist der 38-Jährige, wenn er die drei zentralen (Kommunalwahlkampf-)Schlagworte der FDP – Bildung, Mittelstand, Lebensqualität – mit Inhalten füllt. „Es sind sich wohl alle Parteien in Gelsenkirchen einig, dass Bildung Vorfahrt hat“, stellt er fest. Was ihm fehle, sei die zentrale Frage: „Was machen wir hinterher mit den Absolventen?“ Junge Leute, und dabei schließt er die Absolventen der Westfälischen Hochschule ausdrücklich mit ein, bräuchten Perspektiven. „Sonst sind die weg“. Ergo müsse man die Bildungsdebatte „vom Ende her denken“.

Guter Standort für breit aufgestellten Mittelstand

Womit er die Überleitung zum Thema Mittelstand schafft. Die Region sei ein guter Standort; prosperierende Wirtschaft funktioniere über Mittelstand, etwa im Dienstleistungs- oder Gesundheitswesen. Ein breit aufgestellter Mittelstand sei, so Schäfer, auch ein Garant für eine verlässliche Gewerbesteuer. Ein Oberbürgermeister müsse es schaffen, die Bevölkerung von Ansiedlungsprojekten zu begeistern. „Es ist niemandem geholfen, wenn wir irgendwann Bad Gelsenkirchen sind.“ Beim Stichwort Lebensqualität sagt Schäfer: „Ich würde erstmal überlegen, ob der Mietspiegel, den wir haben, noch zeitgemäß ist.“ Eine Kommune könne Einfluss darauf nehmen, Anreize für Investoren zu schaffen. Energetische Sanierung oder Schaffung barrierefreien Wohnraums müsse sich für Hausbesitzer „irgendwo auch lohnen“.

Lebensqualität, dass ist für ihn persönlich auch, „von Erle bis Zollverein zu laufen, ohne dass ein Auto stört“.

FDP möchte ihren Standpunkt klar machen

Im kommunalpolitischen Bereich gebe es oft Themen, die von Landes- und Bundespolitik abweichen, sagt Jens Schäfer. „Auf diese Themen wird man direkt angesprochen.“ Was er persönlich sehr schätzt. Wichtig sei für die FDP auch, „unsere Haltung klar zu machen“. Beispiel: die neue Gesamtschule in Erle.

„Wir haben diese Gesamtschule abgelehnt, über die Gründe aber mit der Schulleitung gesprochen, um verstanden zu sein“, sagt der OB-Kandidat. Was die GS Ückendorf betrifft, so werde Christoph Klug für die FDP das Angebot annehmen, und nach der Wahl einen Tag an der Schule verbringen.