Gelsenkirchen. Ingrid Wüllscheidt ist die Kandidatin der Grünen für das Oberbürgermeisteramt. Die ausgesprochen geerdete 57-Jährige wünscht sich, dass man mehr mit- statt übereinander redet. „Miteinander Gelsenkirchen gestalten“ lautet denn auch ihr Motto. Für die Umsetzung hat sie so manche unkonventionelle Idee.
„Miteinander Gelsenkirchen gestalten“: Das ist das übergreifende Motto für die Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen, Ingrid Wüllscheidt, in diesem Wahlkampf. Die 57-Jährige ist froh, in einer so bunten Stadt zu leben. „Aber ich wünschte mir, dass alle vielmehr miteinander statt übereinander reden würden.“ Wer mehr voneinander weiß (weil man miteinander geredet hat), verhält sich auch anders, ist sie überzeugt.
Unsolidarisches Handeln entstehe häufig aus Unwissen. „Ein Perspektivwechsel kann Wunder wirken.“ Die zweifache Mutter fühlt sich ausgesprochen geerdet, stammt aus „einfachen Verhältnissen“, wie sie es nennt. Der Vater ist mit 32 Jahren gestorben, die Mutter brachte sie und ihre Brüder allein durch.
Miteinander war in Zechensiedlungen selbstverständlich
Ingrid Wüllscheidt selbst arbeitete 30 Jahre in der Alten- und Krankenpflege, fungiert heute als selbstständige Pflegesachverständige und Berufsbetreuerin. Mit ihren damals 30 Jahren war sie das jüngste Mitglied bei der Gründung des Seniorenbeirats – dem sie bis heute angehört. Ingrid Wüllscheidt weiß um die Probleme und Nöte älterer und behinderter Menschen. Inklusion ist ein Thema, das ihr besonders am Herzen liegt. Und auch da gilt für sie: nicht über, sondern mit den Menschen muss man reden und entscheiden.
Für ihren Stadtteil Heßler fordert sie akut, dass der einzige Vollsortimenter (Edeka) unbedingt erhalten bleiben müsse. „Das wäre für die weniger mobilen Menschen hier sonst eine Katastrophe.“ Die Stärkung der Quartiere liegt ihr ohnehin am Herzen. Sie sieht einen allgemeinen Trend zum verstärkten Miteinander im Stadtteil, wie er früher in den Zechensiedlungen selbstverständlich war.
Auch für Probleme, für die Berlin verantwortlich zeichnet, die aber Bürger hier betreffen, will Wüllscheidt nach Lösungen suchen.
Lösungen zur Feinstaubbelastung auch vor Ort suchen
„Dass der Hartz IV-Satz so niedrig ist, können wir hier nicht ändern. Trotzdem müssen wir Wege finden, wie würdige Teilhabe möglich ist. Zum Beispiel beim Zoom-Eintritt.“ Und auch wenn Lokalpolitik keine Umweltgesetze ändern könne, müsse man ein gesundes Umfeld für Bürger schaffen, gegen Feinstaubbelastung kämpfen. Durch Verkehrsführung und Temporeduzierung etwa. Und die hohen Scholvener Benzolwerte müsse man angehen, statt über Betriebserweiterung nachzudenken.
Seit 30 Jahren für die Grünen aktiv
Ingrid Wüllscheidt ist gebürtige Waltroperin, lebt seit 1977 in Gelsenkirchen. Mitglied der Grünen wurde sie 1984, ein Jahr nach der Parteigründung. Ab 1987 engagierte sie sich in der Bürgerinitiative gegen die Müllverbrennung auf dem Nordstern-Gelände. Ihr Mann sitzt ebenfalls für die Grünen im Rat der Stadt.
Sie ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Mitglied im Sozial-, im Rechnungsprüfungs- und im Betriebsausschuss Senioren- und Pflegeheime sowie im Behindertenbeirat.
Die zweifache Mutter (32, 28 Jahre) ist zudem 2. Vorsitzende der Alzheimer-Gesellschaft GE und Sprecherin des Forum Demenz.
Illusionen, dass sie Frank Baranowski als OB ablösen könnte, macht sich Wüllscheidt nicht. Aber dass es keine absolute SPD-Mehrheit gibt und die Grünen mitregieren, darauf arbeitet sie hin.