Gelsenkirchen. . Bernhard Benecke erinnert sich noch genau an die Nacht, in der sein Elternhaus in Rotthausen von den Bomben komplett zerstört wurde. Der Vater starb in dieser Nacht des 13. März 1945, die Mutter musste ihre beiden Söhne mit wenig Geld durchbringen. Die Familie zog vorübergehend in die Schrebergartenlaube.
„Meine Mutter hatte keine Zeit zu trauern“, erinnert sich der heute 78-jährige Bernhard Benecke an den März 1945 und an die furchtbare Kriegsnacht am 13. Es war die Nacht, in der die Familie ausgebombt wurde, die Nacht, in der der Vater und Ehemann unter den Trümmern des Hauses starb, während Mutter und Sohn in dem etwa zwei Kilometer entfernten Bunker am Rotthauser Bahnhof zitterten.
Der Anblick des Todes war „normal“
„Es war schlimm, die Erde hat gebebt“, erinnert sich der gebürtige Rotthauser an den 13. März 1945. Die Familie lebte damals an der Kanalstraße in der Nähe der Düppeler Kirche. Die Bomben galten der Kokerei Dahlbusch und der dortigen Bahnlinie. Als seine Mutter und er am nächsten Morgen aus dem Bunker raus konnten, gab es unterwegs viele Brände und viele Tote, die man schon aus den Trümmern geborgen hatte. „Das alles war so normal“, erinnert er sich an den Anblick von Leichen selbst für Kinder in diesen Kriegszeiten.
Bei den Angriffen in der Nacht wurden die sieben Häuser der Kanalstraße völlig zerstört. 25 Menschen starben damals. Bernhard Beneckes Vater war dort der Kellerwart, musste beim Alarm den Keller mit Sandsäcken „sichern“ und dort bleiben. Den toten Vater fand man erst nach Tagen unter den Trümmern. Polnische Gefangene mussten damals die Ruinen frei graben. „Die Beerdigung mussten wir selber organisieren“, erinnert sich Bernhard Benecke an das Chaos.
Das ausgehobene Grab war belegt
Den Sarg haben sie auf einem flachen Karren zum Rotthauser Friedhof geschoben, wo sein Onkel zuvor ein Grab ausgeschaufelt hatte. Aber als die Familie auf dem Friedhof eintraf, war das Grab bereits belegt. . .
Weil er so klein und dünn war, musste der damals Achtjährige in die Trümmer des Kellers kriechen, um dort die Lebensmittel herauszuholen, eingelegte Bohnen, eingekochtes Gemüse. Mit seiner Mutter zog er erst einmal in die Laube, die die Familie in einem großen Schrebergarten hatte. „Wegen des Gartens hatten wir genug zu essen“, erinnert er sich. Und auch daran, dass er mit zwei Eimern zu Bauernhöfen in der Nähe musste, um Kuhdung als Dünger für den Garten zu sammeln. Bei den Bauern konnte man damals auch gegen einen Gutschein für 15 Kilo Rhabarber oder Kappes arbeiten.
Zwei Jahre im Schrebergarten
Ein, zwei Jahre lebte die Familie im Schrebergarten, dann kam sie mit im Haus eines älteren Verwandten an der Wembkenstraße in Rotthausen unter. Bernhard Beneckes fünf Jahre älterer Bruder Heinz zählte als Realschüler zur „Elite“ und war mit anderen Kindern aus dem Ruhrgebiet während des Krieges in weniger gefährdete Gebiete in Mittenwald gebracht worden und kam erst zwei Jahre später zurück.
Die Mutter hatte keine Zeit zum Trauern nach dem Tod ihres Mannes. Es ging in den letzten Kriegswochen und danach ums blanke Überleben. 100 Mark Witwenrente bekam die Mutter, um sich und ihre beiden Söhne über die Runden zu bringen. „Ein Fahrrad kostete damals schon 100 Mark“, erinnert sich Bernhard Benecke und sagt auch: „Ich habe niemals so richtig über diese Zeit gesprochen.“