Gelsenkirchen.
Funkelnde Kronleuchter unter der Decke, ein Teetischchen auf der Bühne, dazu hübsche Videoproduktionen chinesischer Ornamente an der Rückwand: Das Musiktheater lud ins „Land des Lächelns“ ein.
Zumindest ein bisschen Deko durfte es da schon sein. Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ feierte in einer konzertanten Version Premiere im Großen Haus des Musiktheaters. „MiR goes Operette“, und zwar mit einem soliden, unterhaltsamen Potpourri schönster und populärster Melodien.
Ein Abend vor allem zum Schwelgen in walzerseliger und volksliedhafter Musik. Jeder Song ein Hit, jedes Lied ein Ohrwurm, das gilt für kaum eine andere Operette so sehr wie für das Werk um den Zusammenprall fremder Kulturen.
Besucher vermissen Übertitelung
Ob „Dein ist mein ganzes Herz“, „Immer nur lächeln“ oder „Meine Liebe, deine Liebe“, in diesen Liedern verschmelzen Melancholie und Sehnsucht zu einer bitter-süßen Melange.
Charmant, informativ, aber durchaus mit Längen (der Abend brachte es auf nahezu drei Stunden) führte Dramaturgin Juliane Schunke durch den Operettenkosmos, schuf Verbindungen zwischen Musik und Handlung, verortete das Werk in die Zeit seiner Entstehung. Am Ende aber bleibt zwangsläufig ein bruchstückhafter Abend.
Was an einigen Stellen zu viel war, war manchen Theaterbesuchern an anderer Stelle zu wenig: Sie vermissten die Übertitelung.
Operette ohne Happy End
Unter der musikalischen Leitung von Bernhard Stengel entfaltete die Neue Philharmonie Westfalen schon mit der Ouvertüre klangschön den ganzen üppigen Melodienreichtum dieser romantischen Operette, ließ immer wieder exotisches Klangkolorit durchblitzen.
Das Stück erzählt vom Zusammenprall zweier unterschiedlicher Kulturen. Die Wiener Grafentochter erliegt dem Charme eines chinesischen Gesandten, folgt ihm ins Reich der Mitte, wo die Liebe am Ende kläglich scheitert. Lehár schrieb damit eine der wenigen Operetten ohne Happy End.
Termine und Tickets
Das Format „MiR goes Operette“ feierte im letzten Jahr mit dem konzertanten „Zigeunerbaron“ Premiere. Dem Haus bietet sich so die Chance, auch Operettenhits präsentieren zu können.
Die Lehár-Operette „Land des Lächelns“ wird in der konzertanten Version noch fünf Mal im Musiktheater zu sehen und zu hören sein. Termine: 12., 21. April. 29. Mai, 13. und 15 Juni.
Die Karten kosten zwischen 13 und 48 Euro an der Theaterkasse des MiR am Kennedyplatz. Tickethotline 4097-200.
Hongjae Lim gibt dem Prinzen Sou Chong mit seinem strahlenden, gut geführten Tenor die Stimme und fährt mit Evergreens wie „Dein ist mein ganzes Herz“ verdiente Bravos ein. Ihm zur Seite spielt und singt Hanna Dóra Sturludóttir als unglückliche Lisa, ein Sopran mit Potenzial nach oben. Sehr überzeugend Dorin Rahardja mit klarer, kräftiger Sopranstimme als kecke Mi, mit szenischem Witz E. Mark Murphy als Graf Gustav. Der unter Christian Jeub bestens einstudierte und mit passenden Kostümen (Andreas Meyer) ausstaffierte Chor rundete den Abend ab, der auf jeden Fall Appetit auf das komplette musikalische Drama macht.