Gelsenkirchen. . Was bedeutet Verzicht, wer hat worauf schon mal verzichtet und wie fühlt sich das an? Beim Bürgerdinner auf Consol in Gelsenkirchen diskutierten Jung und Alt darüber, was lohnt und was möglich ist. Georg Kentrup überraschte mit einem besonderen Fasten.

Der „rote Salon“ auf Consol öffnete seine Pforten zum Bürgerdinner diesmal ausnahmsweise mittwochs. Am Aschermittwoch, zu Beginn der Fastenzeit, um über „Verzicht“ zudiskutieren und entsprechend zu speisen. Experten von außerhalb gab es diesmal nicht – mehr oder weniger freiwillig, erklärte Georg Kentrup zu Beginn des Abends: „Zum einen ist ja jeder von uns in diesem Thema Experte. Viele potenzielle Gäste waren aber auch nicht verfügbar.“ Wer für den Aschermittwoch etwa einen Mönch suche, habe es recht schwer. Der Stimmung schadete dieser Verzicht aber nicht. 15 Gäste diskutierten über verschiedenste Aspekte des Themas und tauschten ihre Erfahrungen aus.

Zum Warmwerden las André Wülfing, der die Gesprächsrunde leitete, Thesen rund ums Thema Verzicht vor. Jeder Gast konnte mit einer grünen oder roten Karte seine Zustimmung oder Ablehnung kundtun. So war sich die Mehrheit beispielsweise ziemlich einig darin, dass es sich in Gemeinschaft leichter verzichten lässt. Bei der Frage, ob es einem leicht fällt, auf Konsumgüter zu verzichten, wurde es an dem großen Esstisch schon bunter.

Michael Gees spielte Variation von John Cage’ „4’33“

Zwischen den Gängen und Gesprächen sorgte Michael Gees für Abwechslung. Er spielte das Stück „4’33“ von John Cage und es wurde still in der Kellerbar, da in dem Stück kein Ton gespielt wird.

Anschließend folgte eine Variation, nicht so still wie das Original. Die Gäste mussten genau hinhören, während er leise Töne anstimmte und zwischendurch auch mal die Saiten des Flügels zupfte.

Das Menü – passend zum Motto fleischlos und pflanzlich – sorgte für ein buntes Bild am Esstisch, gab es doch eine Rote-Beete-Suppe und verschiedene Brotaufstriche. Während der Speisen tauschten sich die Gäste weiterhin über ihre Erfahrungen mit dem Verzicht aus. Da war etwa vom freiwilligen Verzicht auf Zigaretten, Fernsehen oder auf feste Nahrung beim Heilfasten die Rede. So übte Georg Kentrup in seiner Jugend etwa den Verzicht des Schlafes: „Mit Freunden haben wir es einmal geschafft, vier Tage nicht zu schlafen.“ Bei der Aussage staunte mancher Gast nicht schlecht. „Das ging aber nur mit ganz viel Kaffee“, fügte er lachend hinzu.

Fastenversuche ohne Fleisch und Alkohol

Über ähnliche Versuche berichteten drei junge Menschen der Initiative „!Stage“, einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme des Consol-Theaters. So erzählte Hicham Boulganat: „Wir haben etwa über das Thema Luxus diskutiert. Für mich ist es Luxus, mindestens eine warme Mahlzeit am Tag zu haben und auf ein zweites warmes Essen könnte ich gut verzichten, wenn man so anderen helfen könnte“.

Am vierten Tag war es am Frühstückstisch schon schwer

Die 22-jährige Valentina Lucia wollte für zwei Wochen auf Fleisch verzichten – bis Tag vier hat sie durchgehalten: „Dann wurde es ziemlich schwer am Frühstückstisch.“ Sally Rohde hatte bei ihrem Versuch weniger Probleme mit dem Durchhaltevermögen: „Ich habe mehr als zwei Wochen auf Alkohol verzichtet und das fiel mir auch nicht schwer“, so die 23-Jährige. Obwohl sie in der Zeit Geburtstag hatte und ihre Freunde um sie herum sich ein Glas gönnten, hielt sie durch. Was anstrengend war: „Ich musste ständig auf alle Packungen schauen, ob da nicht vielleicht Rotweinextrakt drin ist.“