Gelsenkirchen. An der Maschinenfabrik Schalke zog Dienstag eine Mahnwache auf. Die Schließung und das Ende für 55 Stellen sollen noch abgewendet werden. Der Betriebsrat setzt dabei auf eine solidarische Lösung und die Arbeitsteilung zwischen einzelnen Standorten der Eickhoff-Gruppe.

Der Bauwagen an der Magdeburger Straße ist als Zeichen des Protests in Position gebracht worden. Die Bezüge werden im Hintergrund deutlich. Dort liegen die weitläufigen Produktionsstätten der einstigen Schalker Eisenhütte. Kurz nach 13 Uhr wird Dienstag noch an der entsprechenden Botschaft gearbeitet: Männer im Blaumann hängen ein Transparent am Bauwagen auf. Der DGB-Regionsvorsitzende Josef Hülsdünker und Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Gelsenkirchen, stehen mit der Gruppe in der Kälte. „Es gibt Alternativen zu den Entlassungen in Schalke“ steht auf blauem Grund. 55 Stellen stehen hier auf der Kippe. Mal wieder.

Der Platz neben dem Wagen füllt sich. 25, 30 Männer stehen zusammen. Viele von ihnen: geladen, frustriert, desillusioniert. Die Frühschicht der Maschinenfabrik Schalke lässt Dampf ab. Auch einige Ehemalige haben sich angeschlossen. „Seit zwei Jahren geht hier ja nur noch alles den Bach runter“, sagt Erwin Stärk. Am 1. September 1967 hat er im Betrieb angefangen, am 1. September 2013 war für ihn Schluss. „Da haben sie mich rausgeschmissen“ – nach 40 Jahren in der Werkstatt und sechs Jahren als Pförtner. Die Wut nagt heute noch an ihm. Seinen Ex-Kollegen droht jetzt das gleiche Schicksal. Die Mitarbeiter der Maschinenfabrik Schalke, Firmen-Überbleibsel nach der Zerschlagung der Eisenhütte 2012, sollen zum 30. April ihre Arbeit verlieren.

Die Endmontage für den Lokomotivbau blieb damals mit 15 Stellen vor Ort. Der einst höchst defizitäre Bereich (mit der Produktion einer Serienlok hatte der Betrieb 30 Mio. € Verlust eingefahren) hat sich in Bochum wieder berappelt. Rund 70 der einst 210 Mitarbeiter wechselten zu dortigen Eickhoff-Standorten. Die geschrumpfte Belegschaft der Maschinenfabrik konzentriert sich seither auf die Bergbautechnik. Für die anderen war Schicht in Schalke.

Gravierende Managementfehler

Das Ende auf Raten, für die Mitarbeiter war es abzusehen. Fehlende Anbindung an die Ingenieursabteilungen, kein Vertrieb vor Ort, die holprige Umstellung auf Serienfertigung, gravierende Managementfehler: All das führte aus ihrer Sicht dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit sank, dass das nach dem ersten Quartal 2013 auf 7 Mio. Euro festgelegte Umsatzziel für das Jahr weit verfehlt wurde. „Es gab jede Menge Stolpersteine. Man sah, dass der Betrieb gegen die Wand gefahren wurde. Wir haben einen Wirtschaftsberater hinzugezogen und die Ausarbeitung übergeben. Mitte Januar sollte darauf seitens der Geschäftsführung eine Bewertung der einzelnen Tochtergesellschaften stattfinden. Stattdessen wurden wir über die Schließung unterrichtet. Ohne Wenn und Aber“, ärgert sich der stv. Betriebsratsvorsitzende Stefan Kupke. Ein Ultimatum für eine „freiwillige Betriebsvereinbarung“ lehnte die Belegschaft wie berichtet zuletzt einstimmig ab.

„Arbeitsverlagerungen zwischen den Standorten und Kurzarbeit wären mögliche Maßnahmen. Man muss es nur wollen“, appelliert Sadowsky nun erneut. Bislang stießen die Gewerkschafter mit diesen Vorschlägen allerdings auf taube Ohren bei der Geschäftsführung. „Hoffnung ist immer“, sagt der „Schalker“ Theodor Berger. „Die Hoffnung stirbt ja zuletzt.“

Betriebsrat setzt auf die in Bochum praktizierte Lösung

Ingrid Remmers (Die Linke) zog es Dienstag zur ersten Mahnwache an der Maschinenfabrik Schalke. Vormittags hatte bereits Frank Baranowski wie auch schon 2012 Flagge gezeigt und vor Ort das Gespräch mit der Belegschaft gesucht. „Der Oberbürgermeister hat sich umfassend über die Situation informiert und sich die Sorgen und Nöte angehört. Er sieht die Lage sehr kritisch, aber natürlich gibt es keine Ergebnisse. Man weiß nicht, ob und was noch möglich ist“, so Stadtsprecher Martin Schulmann im Anschluss. Wie auch bei der letzten Schalker Krise 2012 plant der OB ein Gespräch mit der Firmen--Leitung. Schulmann: „Wir müssen abwarten, wie die Geschäftsführung darauf reagiert.“

„Ganz klar, das Betriebsergebnis hat nicht gestimmt“, räumt Heinrich Denniger ein. Dennoch ist die Werksschließung für den Betriebsratsvorsitzenden der fünf Eickhoff-Standorte in Bochum nicht zwangsläufig. Er setzt für die Schalker Firmen-Tochter auf eine solidarische Lösung, wie sie auch in Bochum erfolgreich praktiziert werde. „Da schauen wir von Monat zu Monat, wie wir die Arbeit verschieben und die Leute austauschen.“ Für Schalke gelte: „Man muss gucken, wie man so viel wie möglich am Standort hält. Unter welchem Namen die Arbeit dann gemacht wird, ist letztlich egal.“