Gelsenkirchen. Der demographische Wandel und die veränderten Strukturen in den Familien führen zu einem Pflegenotstand. Um qualifiziertes Fachpersonal nach Gelsenkirchen zu locken, planen private Anbieter von Pflegediensten einen Betriebskindergarten.
Der bundesweite Pflegenotstand war Ende vergangener Woche Thema beim dreitägigen Ersten Deutschen Pflegetag in Berlin. Pflegenotstand ist aber gar nicht so weit weg, es gibt ihn auch in Gelsenkirchen. „Das betrifft jeden Pflegedienst“, betont Claudius Hasenau als Sprecher des Zusammenschlusses der privaten Anbieter sozialer Dienste in Gelsenkirchen.
„Es gibt einen deutlich zunehmenden Bedarf“, erklärt Hasenau. Das liege zum einen am demographischen Wandel – die Menschen werden immer älter, deshalb wächst auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Zum anderen aber verändert sich auch die Gesellschaft. Fast 80% der Pflegebedürftigen werden heute noch von der eigenen Familie versorgt. Die Familie als Versorger bricht aus verschiedenen Gründen zunehmend weg. Obendrein hat sich aber auch Verweildauer in den Krankenhäuser verringert. Die Patienten müssen früher entlassen werden, brauchen dann aber zu Hause noch Pflege.
Es gibt einen Wettbewerb um Fachkräfte
„Es gibt einen Wettbewerb um Köpfe“, stellt Claudius Hasenau fest. Als Geschäftsführer des Ambulanten Pflegedienstes (APD) Gelsenkirchen ist er selber Arbeitgeber und konstatiert: „Wir buhlen alle um Fachkräfte.“ Gut für die Arbeitnehmer, weil sich die Bedingungen für sie verbessert haben. So denkt man in Gelsenkirchen derzeit über einen Betriebskindergarten nach, der auch Sieben-Tage-Schichten und Wechseldienste der Eltern berücksichtigen könnte.
Eine große Diskrepanz sieht Hasenau zwischen der stark verbesserten Pflege und der Zunahme an Fachwissen in den letzten zehn Jahren und der Vergütung durch die Pflege- und Krankenkassen auf der anderen Seite. Einzelne Leistungen würden heute noch genauso bezahlt wie vor zehn Jahren. Dabei seien viele Pflegekräfte heute hoch spezialisiert z.B. bei der Wundversorgung oder der Behandlung von Schmerzpatienten.
Suche nach Pflegekräfte aus dem Ausland
Für keine gute Lösung hält der Gelsenkirchener die Suche nach Pflegekräften aus dem Ausland, im Moment denkt man beispielsweise an China. „Wie sollen die einem Demenzkranken begegnen mit seiner Sprache und seiner Kultur?“ Letztlich würden ausländische Pflegekräfte als „Billigarbeitnehmer" benutzt. „Es bedarf einer grundlegenden Veränderung der Strukturen“, fordert Hasenau, „Ein gutes Herz und eine gute Hand reichen nicht mehr aus für die Pflege.“